Ekklesia
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Ekklesia (altgriechisch: Εκκλησία, die Herausgerufene) war die Volksversammlung zur Zeit der attischen Demokratie als oberster Souverän und ist im Christentum die Bezeichnung für die Kirche oder die Gemeinde oder die Herausgerufenen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Die attische Ekklesia
Zur attischen Ekklesia wurden alle männlichen Vollbürger, die mindestens 18 Jahre alt waren, durch einen Keryx (Herold) eingeladen.Das Stimmrecht erhielten sie allerdings nur nach einer zweijährigen Wehrdienstabsolvenz. Im vierten Jahrhundert waren in Athen vierzig Volksversammlungen pro Amtsjahr vorgeschrieben. Die Ekklesia wurde allerdings nur von denen gebildet, die dieser Einladung Folge leisteten und sich auf dem Platz der Volksversammlung einfanden. Sie fand in der Frühzeit auf der Agora, seit der Zeit des Kleisthenes in der Pnyx, ab dem späten 4. Jh. v. Chr. im Dionysos-Theater statt. Von den ca. 35.000 bis 40.000 Vollbürgern der klassischen Zeit nahmen im Schnitt wohl gegen 6.000 teil; diese Zahl galt auch als Quorum für wichtige Entscheidungen. Frauen, Metöken und Sklaven durften an der Ekklesia nicht teilnehmen. Die Ekklesia wurde von der Bule („Rat der 400“, später „Rat der 500“) beraten, die die Beschlüsse letztlich ausführte.
Auch in anderen griechischen Städten gab es Volksversammlungen. Teilweise wurde dafür ein eigener Versammlungsort angelegt, das Ekklesiasterion.
[Bearbeiten] Die neutestamentliche Ekklesia
Im griechischen Grundtext des Neuen Testaments wird mit Ekklesia (latinisiert=Ecclesia und so in die theologische Sprache übernommen) die christliche Gemeinde bezeichnet. Der Begriff findet hier sowohl für die lokale Gemeinschaft als auch für die universelle Kirche (Leib Christi) Verwendung. Die Gemeinde Jesu wird damit als das aus der Welt „herausgerufene“ Volk Gottes gesehen, das sich im Namen Jesu versammelt. Je nach Bibelausgabe wird der Begriff Ekklesia unterschiedlich übersetzt:
- Kirche (katholische Übersetzungen)
- Gemeinde (die meisten protestantischen Übersetzungen, z.B. Luther-Bibel, Zürcher Bibel)
- Versammlung (Elberfelder Bibel bis zur Revision 1975)
[Bearbeiten] Ecclesia in der Kunst
Die Ecclesia findet sich an manchen mittelalterlichen Kirchen als eine personifizierte Form der christlichen Kirche. Dargestellt ist sie als eine schöne, stolze Frauenfigur. Ihr gegenüber steht die „Synagoge“. Ebenfalls als Frauenfigur stellt sie die personifizierte Form der jüdischen Religion dar. Der 'Synagoge' sind jedoch die Augen verbunden, gedeutet als Zeichen für ihre Blindheit hinsichtlich Jesu von Nazaret als Messias. Sie wird als schwache, geschlagene Frau gezeigt, die gegen die 'Ecclesia' nicht bestehen kann. Die Figur der 'Ecclesia' triumphiert über die Figur der 'Synagoge'. Diese beiden Figuren zeigen das mittelalterliche Verhältnis zwischen Christentum und Judentum, das von starker Überheblichkeit der christlichen Kirche gegenüber dem Judentum geprägt war. Eine ähnliche mittelalterliche Deutung ist, dass 'Ecclesia' das Evangelium und 'Synagoge' das Gesetz darstellt.
Die lateinische Entsprechung für das griechische Wort Synagoge lautet „Synagoga“. Übersetzt bedeuten die Begriffe „Versammlung“.
[Bearbeiten] Ecclesia als konfessionelle Bezeichnung
In Anlehnung an die neutestamentliche Bezeichnung gab sich die auf den deutschen Heilungsevangelisten Hermann Zaiss zurück gehende freikirchliche Glaubensgemeinschaft den Namen 'Ecclesia' (eigentlich: Gemeinde der Christen Ecclesia). Sie entstand in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts und gehört heute teilweise zum Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden.
[Bearbeiten] Literatur
- Friedrich Hauck, Gerhard Schwinge: Theologisches Fach- und Fremdwörterbuch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, ISBN 3-525-33532-6 (siehe Stichwörter ecclesia und ekklesia; kurze Erklärungen verschiedener Begriffe, die aus diesen Wörtern und weiteren Bestandteilen zusammengesetzt sind)
- Bernhard Ott: Die Kirche - 7 Gründe, warum ich sie liebe. Neufeld, Schwarzenfeld 2007, 79 Seiten, ISBN 978-3-937896-34-2
- Richard Potz: Ecclesia supplet. in: Religion in Geschichte und Gegenwart. 4. Auflage (nicht eingesehen)
- Gunther Wenz, Elmar Klinger: Kirche VIII. Systematisch-theologisch 2. Dogmatisch. in: Religion in Geschichte und Gegenwart. 4. Auflage (nicht eingesehen)
[Bearbeiten] Weblinks
- Symbol Ecclesia
- The Ekklesia Project (Zusammenschluss von Christen unterschiedlicher Denominationen; weiterführend; englischsprachig)
[Bearbeiten] Siehe auch
- Ekklesiastes (Buch der Bibel: auch bezeichnet mit Kohelet oder Prediger Salomos)
- Ekklesiologie (Lehre von der Kirche in der christlichen Theologie)