Elitesoziologie
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Die Elitesoziologie beschäftigt sich als Teilbereich der Soziologie mit dem Phänomen der Eliten. In der Elite-Soziologie lassen sich drei Ansätze sowohl inhaltlich als auch zeitlich von einander unterscheiden: die vor dem Nationalsozialismus etablierte Elitesoziologie, die Soziologie der Funktionseliten und die kritische Elite-Soziologie.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Differenzen in der Elitesoziologie
Um die Jahrhundertwende wurde zunächst Elite im engen Zusammenhang mit Masse diskutiert. In dieser Zeit galt den Soziologen Elite als positiv besetzter Begriff. Ihm folgte der funktionalistische Elite-Ansatz. In jüngerer Zeit wird Elite soziologisch eher kritisch aufgefasst.
[Bearbeiten] Die klassischen Elitesoziologen
Zu den klassischen Elitesoziologen zählen:
- Gaetano Mosca (1858-1941)
- Vilfredo Pareto (1848-1923)
- Robert Michels (1876-1936)
Ihnen gemeinsam ist, dass sie - auf Niccolo Machiavellis Elitetheorie aufbauend - Elite und Masse dualistisch denken.
[Bearbeiten] Soziologie der Funktionseliten
Zu den wichtigsten Soziologen und Soziologinnen der Funktionseliten zählen:
- Karl Mannheim (1893-1947)
- Harold Dwight Lasswell (1902-1978)
- Otto Stammer (1900-1978)
- Ralf Dahrendorf (*1929)
- Hans Peter Dreitzel (*1935)
- Suzanne Keller (*1930)
Unter der Theorie der Funktionselite ist im allgemeinen zu verstehen, dass sich in der modernen demokratischen Gesellschaft in verschiedenen Sektoren mehrere Elitegruppen durch eine Leistungsselektion herausbilden. Die Soziologie der Funktionseliten entstand Anfang der fünfziger Jahre, als durch den Faschismus in Italien und Deutschland der Begriff der Elite mit der faschistischen Ideologie verbunden und daher nur schlecht für eine demokratische Gesellschaft benutzbar war.
[Bearbeiten] Kritische Elitesoziologie
Zu den wichtigsten Soziologen und Soziologinnen, die Elite kritisch betrachten, zählen:
- Charles Wright Mills (1916-1962)
- Pierre Bourdieu (1930-2002)
- Michael Hartmann (*1952)
C. Wright Mills The Power Elite von 1956[1] beschreibt das Zusammengehen der militärischen, korporatistischen und politischen Elite durch vier Epochen zu einer Power-Elite. Ausgehend von Mills entstand die Power Structure Research.
Michael Vester sieht auf der Grundlage der Bourdieuschen Kapital-Theorie aktuell in Deutschland drei von einander zu differenzierende Eliten: die Avantgarde (viel kulturelles Kapital), früher als Elite der Schönen Künste bezeichnet; die humanistischen und dienstleistenden Elite-Milieus, früher als Bildungsbürger bezeichnet; und die wirtschaftlichen und hoheitlichen Elite-Milieus (viel ökonomisches Kapital), früher als Besitzbürger bezeichnet.
Michael Hartmann[2] hat die Biografien von 6500 Doktoren in der Bundesrepublik Deutschland in den 50er, 60er, 70er und 80er Jahren untersucht, um herauszufinden, ob die soziale Herkunft bei Akademikern mit Doktortiteln relevant sei für den Aufstieg in die Elite. Sein Befund ist, dass die Wirtschaftselite (verstärkt seit Anfang der 90er Jahre) sich aus Abkömmlingen der Wirtschaftselite rekrutiere, dass Arbeiterkinder oder Frauen mit Doktortitel jedoch so gut wie keine Chance haben würden aufzusteigen. Dies würde den Ansatz der Funktions- und Leistungseliten widerlegen.
[Bearbeiten] Hauptfragen der Elitesoziologie
Nach Barbara Wasner [3] untersucht die moderne Elitesoziologie elf verschiedene Hauptfragen:
- Identifikation (wer soll zur Elite gezählt werden?)
- Soziale Herkunft (welcher Schicht / Klasse gehört die Elterngeneration der Elite an - Rekrutierungsbasis?)
- Karriereverlauf (auf welchem Weg erlangt man eine Eliteposition)
- Persönliche Merkmale und Qualifikationen (Alter, Geschlecht, Bildung...; Machtinstinkt, Stressresistenz...; Souveränität, Optimismus...)
- Elitespezifische Denkmuster (Selbstbild, Standesbewusstsein, ideologische Grundüberzeugung, Führungsstil)
- Elitetypen (Zuordnung zu Gesellschaftssektoren: Politik, Wirtschaft, Kultur...; Zuordnung in einer Power Structure)
- Arbeitsweise und Kommunikation der Eliten (Kommunikation und Interaktion der Eliten, Elitenetzwerke, Mechanismen zur sozialen Verbundenheit)
- Repräsentativität der Eliten (Vergleiche der sozialstrukturellen Merkmale der Eliten mit der Gesellschaft, um unter anderem Zugangsbarrieren zu identifizieren)
- Interessenrepräsentativität (Welche Interessen vertreten und setzen Elitenmitglieder durch?)
- Legitimität und Prestige der Eliten (Welche Wertschätzung genießen Eliten und wie sind sie in der Gesellschaft legitimiert?)
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Volker R. Berghahn (Hrsg.): Die deutsche Wirtschaftselite im 20. Jahrhundert. Kontinuität und Mentalität, Essen: Klartext-Verlag 2003, ISBN 3-89861-256-2
- Michael Hartmann: Elitesoziologie. Eine Einführung, Frankfurt / New York 2004: Campus Verlag ISBN 3-593-37439-0
- Beate Krais (Hrsg.): An der Spitze. Von Eliten und herrschenden Klassen, Konstanz 2001: UVK-Verlag ISBN 3-89669-931-8
- Barbara Wasner: Eliten in Europa. Einführung in Theorien, Konzepte und Befunde Wiesbaden 2004: VS Verlag für Sozialwissenschaften ISBN 3-8252-2459-7
[Bearbeiten] Weblinks
- H. J. Krysmanski: Elite-ABC
- H.-J. Krysmanski: German Power Structure Research Website mit sehr vielen weiteren links zur aktuellen Elitesoziologie
- Soziologie-Kongress Köln 2000 workshop: Sociological Imagination and the Power Elite
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Charles Wright Mills (1971). The Power Elite. New York (zuerst 1956)
- ↑ Michael Hartmann (2002). Der Mythos von den Leistungseliten. Frankfurt a. M./New York
- ↑ Barbara Wasner (2004): Eliten in Europa. Einführung in Theorien, Konzepte und Befunde Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 23ff.