Empfang mit militärischen Ehren
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Der Empfang mit militärischen Ehren als Militärritual ist ein auf langer Tradition fußender militärischer Bestandteil des diplomatischen Protokolls bei Staatsbesuchen. Fast jeder souveräne Staat der Welt praktiziert diesen Vorgang in unterschiedlichen Formen, die von der jeweiligen Militärgeschichte abhängig sind, doch die grundlegenden Abläufe sind immer gleich und haben dieselbe diplomatische Bedeutung. Wie hoch die Bedeutung einer militärischen Repräsentation bei Staatsbesuchen und anderen protokollarischen Ereignissen (beispielsweise bei der Akkreditierung von Botschaftern) ist, zeigt die Tatsache, dass selbst militärisch völlig unbedeutende Staaten wie der Vatikan oder Monaco kleine Truppenkontingente für den so genannten protokollarischen Dienst unterhalten.
Grundlegende Bedeutungen eines Empfangs mit militärischen Ehren sind vor allem:
- Repräsentation der staatlichen Souveränität gegenüber dem Gast (Aufzeigen staatlicher Handlungsfreiheit und -fähigkeit)
- Beim Abschreiten einer angetretenen Truppe wird die Waffe im „Präsentiergriff“ gehalten, ein symbolischer Akt der Übergabe der Waffe an den inspizierenden Gast (Zeichen der friedlichen Absichten des Gastlandes gegenüber dem Staatsgast)
- Erzielung eines guten Eindrucks beim Gast von der Disziplin und dem Ausbildungsstand der eigenen Streitkräfte (Protokolleinheiten werden daher meist besonderem Drill und harter Exerzierausbildung unterworfen)
[Bearbeiten] Militärische Ehren in Deutschland
Die in Deutschland für die Durchführung von Empfängen mit militärischen Ehren verantwortliche Einheit ist das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung. Bei dieser Einheit handelt es sich um das zahlenmäßig größte Bataillon der Bundeswehr, es ist auch das einzige, in dem alle drei Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine vertreten sind. Die Soldaten des Wachbataillons sind zum großen Teil Wehrpflichtige, die besonders hohen Ansprüchen genügen müssen. So kommen sowohl Brillen- oder Bartträger als auch Übergewichtige für die Verwendung im „Protokollarischen Ehrendienst“ nicht in Frage.
Der Ablauf eines Empfangs mit militärischen Ehren läuft nach festgelegten Bestimmungen ab. Je nachdem, ob der Bundespräsident oder der Bundeskanzler der Empfangende ist, ob der Gast Regierungschef oder Staatsoberhaupt ist, wird die Ehrenformation zusammengestellt. Allein dem Bundespräsidenten steht der Empfang eines ausländischen Staatsoberhauptes mit einem sogenannten Ehrenbataillon zu, das aus Vertretern aller drei Teilstreitkräfte besteht und etwa 250 Soldaten umfasst. Dem Bundeskanzler steht zum Empfang nur eine Ehrenkompanie zu, diese umfasst nur rund 120 Soldaten. Empfängt der Bundeskanzler ein Staatsoberhaupt, besteht die Ehrenkompanie aus Vertretern aller drei Teilstreitkräfte. Andernfalls werden nur Soldaten einer Teilstreitkraft darin zusammengezogen. In jedem Fall marschiert vor der Ehrenformation ein Musikkorps mit Spielmannszug und die Truppenfahne des Wachbataillons mit zwei Fahnenbegleitern.
Vor dem Abschreiten der Ehrenformation werden die Nationalhymne des Gastlandes und das Deutschlandlied gespielt.
Beim Abschreiten der Ehrenformation wird für gewöhnlich der „Präsentiermarsch“ von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen aus dem Jahr 1806 gespielt. Es gibt nur zwei Ausnahmen: In Bayern wird stattdessen der „Bayerische Präsentiermarsch“ gespielt, bei der Marine der „Marine-Präsentiermarsch“, eine geringfügige Adaption des „Holländischen Ehrenmarsches“ von 1684. Letzteres ist auch dann der Fall, wenn beim Empfang durch den Bundeskanzler eine Ehrenkompanie nur aus Soldaten der Marine besteht.
