Ernst II. (Sachsen-Altenburg)
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Ernst II. von Sachsen-Altenburg (* 31. August 1871 in Altenburg, † 22. März 1955 in Trockenborn-Wolfersdorf) war der letzte regierende Herzog des Herzogtums Sachsen-Altenburg.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Kindheit und Jugend
Ernst Bernhard Georg Johann Karl Friedrich Peter Albert von Sachsen-Altenburg wurde am 31. August 1871 im Schloss zu Altenburg als eines von fünf Kindern des Prinzen Moritz von Sachsen-Altenburg (1829-1907) und seiner Ehefrau Auguste geb. Prinzessin von Sachsen-Meiningen (1843-1919), einer Schwester von Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen, geboren. Ab 1884 besuchte er das Vitzthumsche Gymnasium in Dresden, 1886-1889 das Christians-Gymnasium in Eisenberg. 1890 begann er ein Studium an der Akademie in Lausanne, 1891 bis 1892 studierte er an der Universität Jena zwei Semester lang Naturwissenschaften sowie Staatswissenschaften, Geschichte und Philosophie. 1892 wechselte er an die Universität Heidelberg. 1893 besuchte der Prinz die Kriegsschule in Kassel und legte 1894 in Berlin das Offiziersexamen ab. Im September 1894 trat er als Leutnant in das Königlich-Preußische Erste Garderegiment zu Fuß ein.
1898 heiratete er die Prinzessin Adelheid zu Schaumburg-Lippe (1875-1971). Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor: Prinzessin Charlotte Agnes (1899-1996), der Erbprinz Georg Moritz (1900-1991), Prinzessin Elisabeth (1903-1991) und Prinz Friedrich Ernst (1905-1985).
1903-1905 diente Ernst beim Großen Generalstab und nahm an mehreren Heeresübungen teil.
[Bearbeiten] Regierender Herzog
Unmittelbar nach dem Tod seines Onkels Herzog Ernst I. übernahm er als Ernst II. mit Patent vom 7. Februar 1908 die Regierung im Herzogtum Sachsen-Altenburg. Zugleich wurde er Chef des Thüringer Infanterieregiments Nr. 153 und des Sächsischen Jägerbataillions Nr. 12 in Freiberg. Im selben Jahr wurde ihm von Kaiser Wilhelm II. der Hohe Orden vom Schwarzen Adler verliehen. Er galt als volksnaher Fürst, der regelmäßig Audienzen für jedermann abhielt. Auch der Forschung und Technik gegenüber war er aufgeschlossen, so besaß er eines der ersten Autos im Herzogtum, unternahm 1911 eine Forschungsreise nach Spitzbergen, betrieb die Eröffnung eines Flugplatzes – des heutigen Flugplatzes Altenburg-Nobitz – und empfing die Weltreisenden Sven Hedin und Fridtjof Nansen.
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Ernst II. Kommandeur des 8. Thüringischen Infanterieregimentes Nr. 153, das als Teil des IV. Armeekorps an der Westfront eingesetzt war. Am 19. August 1914 wurde er zum General ernannt und nach der Marneschlacht mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet. Nach einer Ruhrerkrankung im August 1916 schied er aus den aktiven Kampfhandlungen aus. Noch im Oktober 1918, als sich die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg und der Zusammenbruch der Monarchie bereits abzuzeichnen begannen, zögerte Ernst II., ein reformiertes Wahlrecht für das Herzogtum anzunehmen. Am 7. November 1918 brachen in Altenburg Unruhen aus. Der Herzog versuchte noch, die Situation durch die Berufung dreier Sozialdemokraten in die Regierung wenden zu können, dankte aber schließlich am 13. November 1918 ab.
[Bearbeiten] Weimarer Republik und Zeit des Nationalsozialismus
Ernst II. lebte ab 1919 unter dem Namen Ernst Freiherr von Rieseneck (auch: Baron von Rieseneck) auf Schloss Fröhliche Wiederkunft in Trockenborn-Wolfersdorf bei Kahla und hörte ab April Vorlesungen in Physik, Meereskunde und Philosophie an der Berliner Universität. Im Februar trennte er sich von seiner Frau, die Ehe wurde 1920 geschieden. Auf seinem Schloss Fröhliche Wiederkunft richtete er eine Sternwarte ein, die mit den modernsten Geräten der Zeit ausgestattet war und zu einer vielbesuchten Forschungseinrichtung wurde. Anfang der 1930er Jahre studierte er am Astrophysikalischen Institut der Universität Jena. 1934 wurde ihm vom Thüringischen Justizministerium gestattet, den Namen Ernst Herzog von Sachsen-Altenburg wieder zu führen, was ihm 1923 untersagt worden war. In diesem Jahr heiratete er auch seine langjährige Lebensgefährtin, die Sängerin Marie Triebel. Sie trug bis zu ihrem Tode den Namen "Freifrau von Rieseneck". Am 1. Mai 1935 wurde Ernst Mitglied der NSDAP, 1938 erhielt er die Ehrenbürgerwürde der Stadt Altenburg. Am 10. April 1943 schenkte Ernst II. das Schloss Altenburg der Stadt.
[Bearbeiten] Sowjetische Besatzungszone und DDR
Obwohl das Schloss Fröhliche Wiederkunft 1946 im Zuge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone enteignet worden war, wurde Ernst im Oktober von der zuständigen sowjetischen Kommandantur ein lebenslanges Wohnrecht gewährt. Ein Angebot seines ältesten Sohnes – des Erbprinzen Georg Moritz – zur Übersiedlung auf das in der britischen Besatzungszone gelegene Schloss Hamborn bei Paderborn schlug er aus. Somit war Ernst II. der einzige ehemalige deutsche Bundesfürst, der Bürger der DDR wurde. Ernst II. starb im März 1955 und wurde in seiner privaten Grabstätte „Krähenhütte” in Trockenborn-Wolfersdorf beigesetzt.
Vorgänger |
Herzog von Sachsen-Altenburg 1908-1918 |
Nachfolger --- |
[Bearbeiten] Literatur
- Heinrich Ferdinand Schoeppl: Die Herzoge von Sachsen-Altenburg. Bozen 1917, Neudruck Altenburg 1992
- Ulrich Hess: Geschichte Thüringens 1866 bis 1914. Weimar 1991, ISBN 3740000775
- Hans Hoffmeister, Volker Wahl (Hrsg.). Die Wettiner in Thüringen. Arnstadt und Weimar 1999, ISBN 3932081234
- Uwe Gillmeister: Vom Thron auf den Hund. Borna 2003, ISBN 3937287019
- Konrad Scheuermann, Jördis Frank (Hrsg.): neu entdeckt/Essays. Katalog zur 2. Thüringer Landesausstellung Bd. 3. Mainz 2004, ISBN 3805333218
Commons: Ernst II. von Sachsen-Altenburg – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Personendaten | |
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NAME | Sachsen-Altenburg, Herzog Ernst II. von |
ALTERNATIVNAMEN | Sachsen-Altenburg, Ernst Bernhard Georg Johann Karl Friedrich Peter Albert von, Ernst Freiherr zu Rieseneck |
KURZBESCHREIBUNG | der letzte regierende Herzog des Herzogtums Sachsen-Altenburg |
GEBURTSDATUM | 31. August 1871 |
GEBURTSORT | Altenburg |
STERBEDATUM | 22. März 1955 |
STERBEORT | Trockenborn-Wolfersdorf |