Erweiterte Oberschule
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Die Erweiterte Oberschule (EOS) war in der DDR die zum Abitur führende höhere Schule. Die Bezeichnung Gymnasium war nicht üblich.
Der Unterricht fand von Montag bis Sonnabendmittag statt, wöchentlich ergaben sich etwa 34-38 Schulstunden. Die Ferientermine waren gleich denen der Polytechnischen Oberschulen, die Zeiträume der Herbst-, Winter- und Frühjahrsferien mussten jedoch teilweise auch für Projektarbeiten genutzt werden. Die Klassenstärke in den EOS war oft mit lediglich 15-20 Schülern eher gering.
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[Bearbeiten] Historische Entwicklung
An die EOS kam man ursprünglich nach der 8. Klasse der Polytechnischen Oberschule (POS) und besuchte sie dann vier Jahre bis zum Abitur nach insgesamt zwölf Schuljahren. Ab 1967 war der Übergang auch nach der 10. Klasse möglich, ab Mitte der 1970er Jahre aber nur noch in sehr geringem Maße.[1] Ab 1984 wechselten die künftigen Abiturienten dann erst nach dem Abschluss der 10. Klasse der POS auf die EOS und besuchten sie nur noch zwei Jahre, Ausnahmen bildeten Spezialschulen und -klassen[2]. Ein Erwerb der Mittleren Reife beim Abschluss der 10. Klasse war bis Anfang der 1970er Jahre nicht möglich; bei einem vorzeitigen Verlassen der EOS hatte man nur das Zeugnis der 8. Klasse als Abschlusszeugnis.
Etwa seit 1962 war einige Jahre lang der Besuch der EOS mit einer Berufsausbildung gekoppelt. Die Schüler der EOS traten gleichzeitig in ein Lehrverhältnis ein, entsprechend den örtlichen Gegebenheiten in einem Betrieb, einer Genossenschaft oder einer Verwaltung, und erwarben während der vier Jahre Schulzeit gleichzeitig das Abitur und ein Facharbeiterzeugnis. Der Zeitaufwand verteilte sich zu drei Vierteln auf die Schule und zu einem Viertel auf die Berufsausbildung (Berufsschule und praktische Ausbildung). Dabei konnte die Berufsschule auf allgemeinbildende Fächer verzichten. In den Betrieben herrschte die Ansicht vor, dass diese Ausbildung nicht der üblichen Lehrausbildung gleichgesetzt werden konnte. Bestätigung schien dies zu bekommen durch die spätere Abschaffung dieser Ausbildungsform. Ab 1965 erhielten die Schüler der EOS mit Berufsausbildung ein geringes Lehrlingsgeld, um den finanziellen Abstand zu normalen Lehrlingen zu reduzieren. Es betrug in der 9. Klasse 40 Mark, in der 10. Klasse 50 Mark, in der 11. Klasse 60 Mark und in der 12. Klasse 70 Mark. Lehrlinge, die eine Berufsausbildung mit Abitur in Betrieben absolvierten, erhielten hingegen volles Lehrlingsgeld.
Anfang der 1970er Jahre wurde das Schulsystem umgestellt: Der Besuch der EOS erfolgte weiterhin ab der 9. Klasse, jedoch ohne Berufsausbildung. Zusätzlich wurde am Ende der 10. Klasse der Abschluss der Mittleren Reife erworben. Besonders befähigte Absolventen der Polytechnischen Oberschule hatten jetzt die Möglichkeit, an die EOS zu wechseln und das Abitur zu erwerben. Andererseits konnten EOS-Schüler ihre Schulausbildung mit dem Abschluss der Mittleren Reife beenden.
Schüler der 11. und 12. Klassen der EOS erhielten seit 1981 eine monatliche Ausbildungsbeihilfe von 100 Mark in der 11. und 150 Mark in der 12. Klasse, um ihre finanzielle Situation der der Lehrlinge anzugleichen.
[Bearbeiten] Zulassung zur EOS
Die Zulassung zu den EOS war zahlenmäßig stark beschränkt, mehr als zwei bis vier Schüler aus einer POS-Klasse konnten nicht zur EOS wechseln. Entscheidend für die Delegierung an eine EOS waren neben den schulischen Leistungen auch die Gleichbehandlung der Geschlechter (Jungen-Mädchen-Quote) sowie die politische Einstellung und das Engagement in der FDJ. Auch wurden Schüler mit Berufswünschen wie Offizier oder Lehrer, für die dringend Bewerber gesucht wurden, bevorzugt aufgenommen. Eine Rolle für den Zugang zur EOS spielte vor allem in den 1950/60er Jahren auch die soziale Herkunft der Kinder. Es sollten bevorzugt Arbeiterkinder zum Abitur geführt werden, die gegenüber Kindern von „Intelligenzlern“ bevorzugt wurden.
[Bearbeiten] Sonderformen
Neben den allgemeinbildenden EOS, die einen Einzugsbereich von etwa 30.000 Einwohnern hatten, gab es EOS mit spezieller Ausbildung (in genereller Ausrichtung oder mit Spezialklassen), sogenannte Spezialschulen in
- Mathematik und Naturwissenschaften (z.B. in Leipzig, Dresden, Kleinmachnow, Ilmenau oder Riesa)
- Sprachen (z.B. in Potsdam, Schulpforta)
- Musikerziehung (z.B. in Potsdam, Wernigerode, Schulpforta) sowie
- als Vorbereitung für das Studium als Diplomlehrer für Russisch (z.B. im Schloss Wiesenburg und in Wickersdorf),
die teilweise andere Einstiegsjahrgangsstufen hatten.
Eine Besonderheit stellten die Spezialklassen, die den Universitäten und Hochschulen in Berlin, Halle, Rostock, Magdeburg, Merseburg und Karl-Marx-Stadt angegliedert waren, dar. Hier wurden besonders begabte Schüler ähnlich wie in den USA bereits während des Abiturs in die Hochschulausbildung und Forschung eingebunden. Diese Spezialklassen unterstanden nicht dem Ministerium für Volksbildung, sondern dem Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen.
Alternativ zur Abiturausbildung an den EOS gab es eine dreijährige Berufsausbildung mit Abitur, die mit dem Verweis auf praktische Erfahrungen für ein anschließendes Studium propagiert wurde.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ „Regionale Schulentwicklung in Berlin und Brandenburg 1920-1995“ (Dissertation), S. 223
- ↑ Anordnung über die Aufnahme in die erweiterte allgemeinbildende polytechnische Oberschule und in Spezialklassen an Einrichtungen der Volksbildung sowie über die Bestätigung von Schülern für die Bewerbung um eine Lehrstelle in der Berufsausbildung mit Abitur - Aufnahmeordnung