Esagila
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Esaĝila oder Esaĝil hieß ein Tempel in Babylon zu Ehren von Marduk, der höchsten Gottheit der Babylonier. Marduk wurde später, wohl aufgrund der Machtstellung Babylons, in ganz Mesopotamien verehrt. Esaĝila ist sumerisch und bedeutet Haus „Erhobenes Haupt“.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Lage des Tempels
Im Glauben der Babylonier war der "Esaĝil-Schrein" das Zentrum ihrer Welt. Das zeigt sich auch dadurch, dass Esaĝila in der Mitte der Stadtanlage Babylons errichtet wurde. Die Tempelanlage Esaĝila betrat man zuerst durch einen ca. 40x70 Meter großen Hof. Anschließend musste man noch einen zweiten Hof (40x25 Meter) durchqueren, bevor man vor dem Esaĝil-Schrein stand. Der Schrein bestand aus zwei geweihten Kammern, der Vorkammer und dem "Allerheiligstem", in dem die Priester Marduk und seiner Gemahlin Zarpanitum in Form von Kultstatuen dienten.
Nördlich des Tempels Esaĝila grenzte das Etemenanki (sumerisch: Haus „Fundament von Himmel und Erde“) an. Auf dem Etemenanki war ein Tempelturm (Zikkurat) errichtet. Die Zikkurat von Etemenanki ist besser bekannt als der Turm zu Babel.
[Bearbeiten] Kulthandlungen im Tempel
Im Tempel Esaĝila wurde zu Frühjahrsbeginn der Anfang des kultischen Jahres zu Ehren von Marduk gefeiert. Das Akitu-Fest dauerte elf (zehn?) Tage. Mit den Zeremonien wurde unter anderem am vierten Tag durch die Aufführung des Epos Enûma elîš daran erinnert, wie Marduk das Universum, Esaĝila und Babylon geschaffen hat. Die anderen Tage waren ausgefüllt mit rituellen Reinigungen, Opferungen, Weissagungen, Buß- und Versöhnungszeremonien zwischen Marduk und dem König, vor allem aber mit farbenprächtigen Prozessionen.
[Bearbeiten] Zerstörungen und Wiederaufbau
689 v. Chr.: Laut den Annalen des assyrischen Königs Sanherib (Sennacherib) soll dieser die Tempelanlagen Esaĝila und das Etemenanki bei der Plünderung Babylons zerstört haben. In wieweit eine Armee zu dieser Zeit überhaupt in der Lage war gigantische Gebäude zu zerstören, ist umstritten.
484 v. Chr.: Der persische König Xerxes I. hat, laut Herodot, Statuen aus Esaĝila entfernt, während er die Stadt plünderte. Es ist nicht sicher, welche Statuen hier gemeint sind. Der Marduk-Kult in Esaĝila ging jedoch weiter. So ist anzunehmen, dass es nicht die Statue von Marduk war.
331 v. Chr.: Alexander der Große marschierte in Babylon ein und nahm an Zeremonien für den Gott Marduk teil. Bevor er weiter zog, ordnete er den Wiederaufbau von Esaĝila und von Etemenanki an.
Im ersten Jahrhundert nach Christus war der Tempel von Esaĝila noch in Funktion, wie zeitgenössische Texte belegen.
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 32° 32′ 2" n. Br., 44° 25′ 16" ö. L.