Ethel und Julius Rosenberg
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Gerichtsverfahren gegen das US-amerikanische jüdische Ehepaar Ethel und Julius Rosenberg erregte Anfang der 1950er weltweites Aufsehen. Ihnen wurde Spionage für die Sowjetunion vorgeworfen. Obwohl sie die Vorwürfe bestritten, und trotz heftiger nationaler und internationaler Proteste, u. a. von Papst Pius XII, Jean Paul Sartre, Stalin und Albert Einstein, wurden beide am 5. April 1951 zum Tode verurteilt und am 19. Juni 1953 im Staatsgefängnis Sing Sing in New York auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.
Die Hinrichtung von Julius Rosenberg verlief planmäßig. Bei Ethel Rosenberg mussten mehrere Stromstöße zum Einsatz kommen, nachdem nach Ablegen der Elektroden wider Erwarten noch Herztätigkeit festgestellt wurde.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Julius Rosenberg wurde am 12. Mai 1918 in New York geboren, Ethel Greenglass am 28. September 1915, ebenfalls in New York. Sie lernten sich 1936 in der Young Communist League kennen, bevor sie drei Jahre später heirateten. Die Rosenbergs hatten zwei Söhne: Robert und Michael Rosenberg, die nach der Hinrichtung ihrer Eltern von Abel Meeropol und seiner Frau Anne adoptiert wurden.
Ethel und Julius Rosenberg waren die einzigen US-amerikanischen Zivilisten, die während des Kalten Krieges der Spionage bezichtigt wurden. Ihr Fall bildet seitdem den Mittelpunkt einer kontroversen Diskussion über den Kommunismus in den USA. Unterstützer sehen in ihm ein herausragendes Beispiel für die Hysterie und Hexenjagd auf Kommunisten unter Senator McCarthy. Die Tatsache, dass die Rosenbergs Juden waren, spielte dabei eine Rolle. Besonders die amerikanischen Juden wurden der Sympathie, wenn nicht gar der Komplizenschaft mit dem Kommunismus verdächtigt, schreibt dazu Enzo Traverso, denn: Im Kalten Krieg wurde die UdSSR zum totalitären Feind erklärt, gegen den alle Energien der freien Welt entfaltet werden mussten. Deshalb bestand die Gefahr, dass die Erinnerung an die Judenvernichtung und die Verbrechen der Nazis die öffentliche Meinung desorientieren. Ethel und Julius Rosenberg machten im Prozess auf Auschwitz aufmerksam. Ankläger in diesem Prozess war der New Yorker Anwalt Roy Marcus Cohn. Ihm wird nachgesagt, aus eigener Geltungssucht einen unfairen Prozess gegen Ethel Rosenberg geführt zu haben.
Nach Aussage des Führungsoffiziers von Julius Rosenberg, Alexander Feklisow, nach Ende des Kalten Krieges und dem neueren Stand der Forschung war dieser tatsächlich an der Weitergabe, allerdings weniger bedeutender, militärischer Informationen an die Sowjetunion beteiligt. Auch Ethels Bruder David Greenglass arbeitete für den sowjetischen NKWD. Er belastete seine Schwester 1951 in dem Prozess schwer, um seine eigene Familie zu retten. Ethel wurde hingegen von Feklisow weitgehend entlastet und wurde vermutlich unschuldig hingerichtet.
Die Weitergabe wichtiger Informationen zum Bau der Atombombe an die Sowjets erfolgte tatsächlich durch Theodore Alvin Hall, einen Wissenschaftler und Doppelagenten in Los Alamos, wie dieser selbst später eingestand.
[Bearbeiten] Wirkung
Der Rosenberg-Prozess wurde in zwei bedeutenden amerikanischen Romanen der siebziger Jahre und einem Epos von Howard Fast in den fünfziger Jahren thematisiert. Auch Charlie Chaplin befasste sich in seinem kapitalismuskritischen Film Ein König in New York von 1957 mit dem Rosenberg-Prozess:
- E. L. Doctorow The Book of Daniel (1971), deutsch: Das Buch Daniel
- Robert Coover The Public Burning (1977), deutsch: Die öffentliche Verbrennung
- Ein König in New York (A King in New York) von 1957
[Bearbeiten] Verfilmung
1975 entsteht der französische TV-Film Die Rosenbergs dürfen nicht sterben mit Marie-José Nat und Gilles Ségal. Auf der Basis des Romans von E. L. Doctorow drehte Sidney Lumet 1983 den Film Daniel. Da es sich um eine Fiktionalisierung der Geschehnisse handelte, hießen die Rosenberg nun Paul und Rochelle Isaacson und wurden von Mandy Patinkin und Lindsay Crouse gespielt. Gezeigt wurde der Kampf ihres Sohnes Daniel um Gerechtigkeit für seine Eltern. Darsteller waren Timothy Hutton, Edward Asner, Ellen Barkin, Amanda Plummer und John Rubinstein. In "Angels in America", einem 2003 erschienen TV-Drama nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Tony Kushner, erscheint Ethel Rosenberg ihrem "Henker", Roy Cohn, als dieser 1986 an AIDS stirbt.
[Bearbeiten] Weblinks
- Eintrag zu Ethel und Julius Rosenberg in FemBio, der Frauen-Biographieforschung (inkl. Literaturangaben und Zitaten)
- kalenderblatt.de: Die Rosenbergs hingerichtet