Ewigkeitskosten
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Ewigkeitskosten ist ein Begriff, der im Zusammenhang mit der endgültigen Stilllegung des deutschen Steinkohlenbergbaus geprägt wurde. Es sind Folgekosten, die nach Beendigung des Bergbaus entstehen oder bleiben werden, und zumindest für längere Zeit anfallen werden. Grundsätzlich kann dieser Begriff auf andere Bergbauzweige (beispielsweise den Uranbergbau in Sachsen und Thüringen) aber auch auf andere Industriezweige übertragen werden. Der Begriff wurde geprägt, um alle Kosten zusammenzufassen, die nach Beendigung des Bergbaus auf den Staat umgewälzt werden sollen.
Streng genommen ist zwischen echten und nicht echten Ewigkeitskosten zu unterscheiden, denn ein Teil der hier erfassten Kosten wird zwar langfristig aber nicht ewig anfallen. Einher mit den Kosten gehen Ewigkeitslasten (insbesondere Umweltlasten), Ewigkeitsrisiken und insbesondere ein Ewigkeitsenergieverbrauch. Es wäre sicher besser, generell über Ewigkeitsfolgen zu sprechen, da der Bergriff Ewigkeitskosten nur auf die finanziellen Aspekte abhebt; er hat sich aber als Sammelbegriff durchgesetzt. Diese Ewigkeitslasten kennzeichnen einen Industriezweig, wie hier den Bergbau, als nicht nachhaltig (Nachhaltigkeit). Dies schließt die Nutzung der Bergbauprodukte ein, begründet also z. B. neben dem Resourcenverbrauch die Nichtnachhaltigkeit der Stromproduktion aus Kohle.
Auf bis zu 1 Milliarde Euro pro Jahr werden die sogenannten Ewigkeitskosten für den deutschen Steinkohlenbergbau geschätzt, die für mehrere Jahrzehnte aufgewendet werden müssten. (Stand 2007).
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[Bearbeiten] Echte Ewigkeitskosten
Hierzu gehört insbesondere das Pumpen von Wasser in die aufgrund der Bergsenkung höher liegende Vorflut. Darüberhinaus gibt es noch eine Reihe weiterer echter Ewigkeitskosten.
[Bearbeiten] Pumpen
Ein Abpumpen des Grundwassers betrifft Orte, die durch den Kohleabbau tiefer abgesenkt wurden als der Wasserpegel (Beispiel Walsum am Niederrhein, 20 Millionen Kubikmeter jährlich) oder durch die Absenkung tiefer liegen als die Entwässerungssysteme (Beispiel Reisbach (Saarwellingen)). In diesen Fällen fallen Pumpkosten an, solange diese Orte existieren.
[Bearbeiten] Unechte Ewigkeitskosten
Hierzu gehört beispielsweise das Verfüllen von Stollen und Schächten, aber insbesondere auch die Pensionen der Beschäftigten.
[Bearbeiten] Ewigkeitslasten
[Bearbeiten] Landschaftsveränderung
Verglichen mit anderen Industriezweigen führt der Bergbau zu erheblichen Landschaftsveränderungen. Dies gilt insbesondere für den Tagebau, beispielsweise den Tagebau auf Braunkohle am Niederrhein oder in der Lausitz, aber auch den Bergbau auf Uran beispielsweise in Sachsen und Thüringen. Auch der Tiefbau führt, meist über Bergsenkungen, zu erheblichen Landschaftsveränderungen. Im deutschen Steinkohlenbergbau wurde die Erdoberfläche bis zu 40 Metern abgesenkt (Innenstadt Essen beispielsweise 16 m). Ohne ständiges Pumpen des Grundwassers wäre das Ruhrgebiet eine Seenlandschaft. Diesen Ewigkeitsfolgen sollen beispielsweise im Braunkohlenbergbau durch Gestaltung einer Bergbaufolgelandschaft entgegengewirkt werden. Dabei wird z. B. die natürliche Terrassenlandschaft aus den Uferterrassen des Rheins durch eine Kunstlandschaft ersetzt.
[Bearbeiten] Klimaänderung
Der Bergbau trägt erheblich zur Globalen Erwärmung bei, und zwar sowohl direkt als auch durch Verbrennung von Bergbauprodukten, wie Kohle, Erdöl und Erdgas. Die dadurch entstehenden Kosten sind dem Bergbau als Ewigkeitskosten zuzuordnen. In den etwa 400 Jahren des deutschen Steinkohlenbergbaus wurden kumulativ etwa XX Millionen Tonnen gefördert aus denn XX Millionen Tonnen Kohlendioxid entstanden. Diese werden für lange Zeit (ewig?) in der Atmosphäre verbleiben. Sollte in Zukunft CO2 abgetrennt (Sequestration) und endgelagert (Endlagerung) werden, so entstehen Kosten durch die permanente Überwachung dieser Endlager. Die Verpressung von CO2 birgt darüber hinaus das Risiko induzierter Seismizität.
[Bearbeiten] Ewigkeitsrisiken
Risiken stecken insbesondere im oberflächennahen Bergbau. Die Bergbauaktivitäten sind oft unzureichend dokumentiert und untertägige oberflächennahe Hohlräume unzureichend bekannt oder schlecht georeferenziert. Dies führt beispielsweise im südlichen Ruhrgebiet regelmäßig zu sogenannten Tagesbrüchen.
[Bearbeiten] Ewigkeitsenergieverbrauch
Die Ewigkeitskosten gehen häufig mit einem unbegrenzten Energieverbrauch einher. Erwähnt werden sollen hier nur die strombetriebenen Wasserpumpen. Da der Energieinhalt der kumulativ geförderten Steinkohle endlich war, der Strom für die Pumpen aber ewig anfällt, wird dieser den Energieinhalt der Kohle eines Tages übersteigen. Schon in einigen Jahrhunderten wird die Gesamtenergiebilanz des deutschen Steinkohlenbergbaus negativ sein. (Obermann, RUB)
[Bearbeiten] Wirkungsgrad der Stromerzeugung aus heimischer Steinkohle
Da, wie ausgeführt, der Stromverbrauch der Pumpen langfristig die jemals in der Kohle vorhanden gewesene Energie übersteigt, ist langfristig der Wirkungsgrad der Stromerzeugung aus heimischer Steinkohle negativ. Ähnliches gilt auch für den Uranbergbau und die damit zusammenhängende Stromerzeugung aus Atomenergie. Auch hier verursacht die Endlagerung nicht nur Ewigkeitskosten sondern es ergibt sich auch ein ewiger Energieverbrauch im Zusammenhang mit der Endlagerung. Da die, dann beendete Energiegewinnung aus Atomspaltung endlich war, der nachfolgende Energiebedarf der Endlagerung aber ewig anhält wird eines Tages auch die Energiebilanz und somit der Wirkungsgrad der Stromerzeugung aus Atomenergie negativ.
[Bearbeiten] Minderung der Ewigkeitskosten durch Nachnutzung
Die Ewigkeitslasten und somit die Ewigkeitskosten des Kohlebergbaus könnten durch Nachnutzung der Bergbauinfrastruktur, besonders des Grubengebäudes gemindert werden.
[Bearbeiten] Grubengas
In den ausgekohlten Teilen des Steinkohlengebirges sind noch erhebliche Mengen Methan enthalten, das genutzt werden kann, zumindest so lange, bis die Bergwerke vollständig geflutet sind.
[Bearbeiten] Geothermie
Da die Gebirgstemperaturen pro 1000 Meter um etwa 30 Kelvin steigen, kann aus dem Grubengebäude Wasser mit Temperaturen gefördert werden, das direkt genutzt werden kann, beispielsweise zum Heizen, für Gewächshäuser oder zur Fischzucht. Günstigerweise werden die dazu benötigten Rohrleitungen in die vorhandenen Schächte vor deren Verfüllung eingebracht. Das Wasser kann dann durch das, eventuell auch teilweise verstürzte Grubengebäude zirkulieren und sich so erwärmen (Heerlen, NL). Denkbar wäre es, Wasser grundsätzlich nicht oberflächennah abzupumpen, sondern immer aus größerer Tiefe und es dann erst nach Ankühlung durch entsprechende Nutzung in die Vorflut abzugeben. Hierzu sind keine nennenswert höheren Pumpleistungen nötig.