Fort Loncin
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Fort Loncin war eines der 12 Werke um die belgische Stadt Lüttich. Es wurde im Jahre 1888 nach den Plänen des Generals Brialmont erbaut. Bei diesen Werken wurde erstmals Beton und Stahlbeton im größeren Umfang verwendet.
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[Bearbeiten] Form und Lage
Die Form des Forts entspricht einem gleichschenkeligen Dreieck mit einer Fläche von 0,01 km² und ist mit einem Graben von 10m Tiefe und 15 m Breite umgeben. Das Fort befindet sich etwa 7 km westlich der Innenstadt von Lüttich an der Ausfallstraße in Richtung der belgischen Hauptstadt Brüssel. Die Besatzung bestand aus 500 Artilleristen und 80 Infanteristen.
[Bearbeiten] Die Bewaffnung des Forts
- Zwei Haubitzen zum Kaliber 210 mm unter jeweils einer Panzerkuppel
- Zwei Kanonen zum Kaliber 150 mm zu zweit unter einer Panzerkuppel
- Vier Kanonen zum Kaliber 120 mm jeweils zu zweit unter einer Panzerkuppel
- Vier Kanonen zum Kaliber 57 mm unter jeweils einer Panzerkuppel
- Weitere Schnellfeuerkanonen zum Kaliber 57 mm und Scharten für Maschinengewehre
Die schweren Waffen und Panzerkuppeln stammten vor allem aus Deutschland, besonders waren die Rüstungsunternehmen Krupp aus Essen und Gruson aus Magdeburg vertreten. Der andere Teil der Waffen stammte aus Belgien.
[Bearbeiten] Der erste Weltkrieg
Zu Beginn des Krieges galten die Forts von Lüttich als uneinnehmbar. Durch für die deutschen Angreifer glückliche Umstände konnte die Innenstadt gleich am 5. August 1914 genommen werden. Die zwölf Forts konnten allerdings erst genommen werden, als mit der Dicken Bertha schwerste Belagerungsartillerie mit dem Kaliber 420 mm, hergestellt von der Firma Krupp, heran geschafft wurde.
Bei der Beschießung mit diesem Belagerungsgeschütz am 15. August 1914 bekam Fort Loncin einen Volltreffer in die Munitionskammer ab, daraufhin flog das Fort in die Luft. Die Explosion riss 350 belgische Soldaten in den Tod. Die Überlebenden gingen in deutsche Gefangenschaft, darunter auch der belgische Befehlshaber.
[Bearbeiten] Die Folgen für das deutsche Selbstverständnis
Der überraschende Einsatz der Dicken Bertha hatte weit reichende Konsequenzen auf das Selbstverständnis der Deutschen, begründete sich mit dieser Waffe doch der Mythos der Wunderwaffe. Das Kaliber dieses Mörsers zu 420 mm wurde dafür geradezu ein Synonym. Der deutsche Glaube an die Überlegenheit der eigenen Technik lässt sich durch beide Weltkriege bis hin zur V2 verfolgen.
[Bearbeiten] Die Folgen für den belgischen Festungsbau
Die Ursache für den schnellen Fall des Forts lag in erster Linie in der Tatsache, dass die Munitionskammern zu nahe an der Oberfläche lagen. Weiterhin lag in der falschen Verarbeitung des neuen Werkstoffes Beton eine der Ursachen für die Katastrophe. Beides wurde bei den belgischen Neubauten in der Nachkriegszeit vermieden. Siehe auch Eben-Emael.
[Bearbeiten] Fort Loncin heute
Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Fort nicht wieder aufgebaut. Stattdessen befindet sich dort ein Soldatenfriedhof und eine Gedenkstätte. Auf einer der an Ort und Stelle liegenden Kanonen ist immer noch deutlich der Stempel des Herstellerwerkes der Firma Krupp zu erkennen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 50° 40′ 29" n. Br., 5° 29′ 31" ö. L.