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Friedrich Andersen - Wikipedia

Friedrich Andersen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Friedrich Karl Emil Andersen (* 15. Juli 1860 in Genf; † 15. April 1940 in Glücksburg) war ein evangelischer Theologe und Mitbegründer der Deutschen Christen. Als Antisemit wurde er zu einem der Wegbereiter des völkischen Christentums.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Der Vater von Friedrich Andersen war bereits Pastor und wirkte in Husum. Nach dem Sieg der Dänen im Schleswig-Holsteinischen Krieg verlor der deutschgesinnte Vater seine Stellung. Die Familie siedelte deswegen 1852 nach Genf um. Erst nach dem für die deutsche Seite siegreichen Deutsch-Dänischen Krieg kehrte die Andersens 1865 zurück und wohnten in Grundhof.

Friedrich Andersen besuchte das Gymnasium in Flensburg und studierte nach seiner Reifeprüfung 1880 in Tübingen, Kiel, Erlangen und Kopenhagen. Ordiniert wurde er 1886 und war danach in Sörup tätig. Als Diakonus begann er 1890 seinen Dienst in der Hauptkirche St. Johannis in Flensburg. Dort wurde er 1900 zum Hauptpastor ernannt und war für den nördlichen Bezirk zuständig. In seiner praktischen Gemeindearbeit engagierte er sich besonders für soziale Aufgaben und Jugendarbeit. Im September 1928 wurde er emeritiert und verbrachte seinen Lebensabend in Glücksburg.

[Bearbeiten] Antisemitismus

Von 1895 bis 1904 war Andersen als Redakteur des Schleswig-Holstein-Lauenburgischen Kirchen- und Schulblattes tätig. Hierbei vertrat er ein streng orthodox-pietistisches Christentum. Er beteiligte sich an einer Petition gegen den liberalen Theologen Otto Baumgarten, der Professor der Theologie in Kiel war und verlangte dessen Amtsenthebung. Als die Amtskirche nicht handelte, war er zutiefst enttäuscht verwarf seine bisherigen altkirchlichen Grundsätze.

[Bearbeiten] Antiklerikus

Von entscheidender Bedeutung wurde für Andersen die antisemitische Schrift „Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts“ von Houston Stewart Chamberlain. Er entwickelte darauf eine theologische, antijudaistische Streitschrift, die er 1907 unter dem Titel »Anticlericus« veröffentlichte und in der er sich auf den Kieler Kirchenhistoriker Hans von Schubert berief. Darin forderte er ein „reines“ Evangelium, das nur auf Jesus Christus zurückgehen sollte. Das Alte Testament dürfe nicht mehr verkündet werden und die Juden seien nicht das auserwählte Volk Gottes. Die zehn Gebote seien „jüdisch“ und das Volk der Juden trüge die Schuld an allem Schlimmen in der Welt. Wegen der öffentlich geführten Diskussion um sein Buch wurde Andersen 1913 vom Generalsuperintendenten D. Theodor Kaftan verwarnt.

[Bearbeiten] Bund für Deutsche Kirche

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges zeigte Andersen seine vaterländische Gesinnung öffentlich und erklärte den Krieg als heiligen Auftrag. Von der Überlegenheit der deutschen Kultur war er zutiefst überzeugt und hielt den deutschen Sieg für eine Offenbarung Gottes und die Erfüllung eines göttlichen Auftrags. Durch seine Veröffentlichungen fand er Anschluss an Gleichgesinnte und wandte sich der Hamburger „Deutschbund-Gemeinde“ zu. Gemeinsam mit dem sächsischen Kirchenrat Ernst Katzer aus Oberlößnitz, dem Schriftsteller Hans Paul von Wolzogen und dem völkischen Literaturhistoriker Adolf Bartels wollte er das Christentum auf eigene Füße stellen und vom Judentum trennen. Gemeinsam gaben sie aus Anlass der 400-Jahr-Feier der Reformation 95 Leitsätze heraus, die sie als Programm zur „Verdeutschung und Entjudung des Christentums“ verstanden. Jesus sei im Grund ein „Arier“ gewesen.

Den für das deutsche Reich verlorenen Krieg sah Andersen als Werk einer »jüdischen Weltverschwörung« an. Nun war er 1921 gemeinsam mit dem Berliner Studienrat Dr. Joachim Kurd Niedlich an der Gründung des „Bundes für Deutsche Kirche“ maßgeblich beteiligt, der sich als Kampf- und Gesinnungsgemeinschaft mit dem Ziel sah, die evangelische Kirche „aus ihrer jüdischen Umklammerung“ zu befreien. Andersen wurde als lebenslanger Bundeswart und Vorsitzender dieser neuen kirchlichen Gruppe gewählt. Als 1932 die „Glaubensbewegung Deutsche Christen“ gegründet wurde, begrüßte Andersen diese neue völkisch-christliche Kampfbewegung. Seine Gruppe blieb jedoch eigenständig bestehen.

[Bearbeiten] Politische Aktivitäten

Schon 1919 bildete sich in Flensburg ein „Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund“, dem sich Andersen anschloss. Er veröffentlichte antisemitische Hetzschriften und empfahl, jeglichen Umgang mit Juden zu meiden. 1924 wurde Andersen als Abgeordneter des Deutsch-völkischen Blocks in das Flensburger Stadtparlament gewählt. Als sich diese Gruppierung 1925 der NSDAP anschloss, agierte Andersen für die Hitler-Bewegung. Er lud Redner dieser Partei nach Flensburg ein, die er im Pastorat übernachten ließ. Zu diesen Agitatoren gehörten unter anderem Gregor Strasser, Gottfried Feder, Dietrich Klagges und Joseph Goebbels. Auch die Hitler-Jugend fand Unterschlupf im Konfirmandenhaus der St. Johannis Kirche in Flensburg. Andersen veranstaltete Gottesdienste mit Angehörigen der Flensburger SA, die in Uniform am Altar der Kirche standen. Nach seiner Emeritierung wurde Andersen Schulungsleiter der NSDAP in Glücksburg.

[Bearbeiten] Ehrungen

[Bearbeiten] Werke

  • Anticlericus, 1907
  • Deutschchristentum auf rein-evangelischer Grundlage, 1917
  • Weckruf an die evangelischen Geistlichen in Deutschland, 1920
  • Zur religiösen Erneuerung des deutschen Volkes, 1920
  • Wiedergeburt und Werkgemeinschaft auf vaterländisch-christlichem Grunde. Drei Predigten, 1922
  • Der wahre Rembrandtdeutsche, 1927
  • Nicht Steine, sondern Brot! Nicht Theologie, sondern Religion!, 1931
  • Sechs Vorträge über Alfred Rosenberg: "Der Mythus des zwanzigsten Jahrhunderts". In volkstümlicher Darstellung und Beleuchtung, 1936
  • Wie es wohl wirklich war. Geschichte des Meisters von Nazareth ohne Legenden und theologische Zusätze, 1938

[Bearbeiten] Literatur

  • NDB Bd. 1, S. 268
  • Tecklenburg: Ein Vorkämpfer deutschen Christentums, in: Nationalkirche 11, 1940, 158.
  • Hauke Wattenberg: Friedrich Andersen. Ein deutscher Prediger des Antisemitismus. Flensburg, Ges. für Flensburger Stadtgeschichte 2004. (= Kleine Reihe der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte; 34) ISBN 3-925856-49-8

[Bearbeiten] Weblinks

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