Funkhaus Nalepastraße
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Das Funkhaus Nalepastraße ist ein denkmalgeschützer Gebäudekomplex in Berlin-Oberschöneweide. Von 1956 bis 1990 hatte der Rundfunk der DDR hier seinen Sitz.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Hörfunkprogramme der DDR wurden anfangs in dem im britischen Sektor Berlins gelegenen Funkhaus an der Masurenallee produziert. Erst im Sommer 1952 begann auf einem 135.000 Quadratmeter großen an der Spree gelegenen Gelände im Berliner Ortsteil Oberschöneweide der Bau neuer Studios. Für die Arbeiten war unter anderem der Architekt Franz Ehrlich verantwortlich. Im Februar 1955 kam es in einem der Studios zu einem Großbrand, der den Abschluss der Bauarbeiten um ein Jahr verzögerte. Ab Februar 1956 wurde von dem Funkhaus Nalepastraße aus Ostdeutschland zentral mit Rundfunksendungen versorgt.
Heute, nach dem Ende des DDR-Rundfunks, befinden sich über 130 Mieter auf dem Gelände, die unter anderem die Hörspiel- und Musikstudios privat weiterbetreiben. Die genauen Einnahmen und Ausgaben sind nach Aussage der Mediacity Adlershof GmbH, die das Gelände verwaltet, nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Vor allem der große Sendesaal ist über Berlin hinaus für seine Akustik berühmt. Am 3. November 2005 wurde das 13 Hektar große Areal, bislang im Besitz der fünf neuen Bundesländer und des Landes Berlin, an den Jessener Baumaschinenunternehmen Bau und Praktik GmbH verkauft. Die Firma zahlte 350.000 Euro für das Spree-Areal, dessen Verkehrswert auf 30 Millionen Euro geschätzt wurde.
[Bearbeiten] Ungewisse Zukunft
Die Bau und Praktik GmbH hat das Unternehmen Go East Invest SE als Verwalter und Projektentwickler beauftragt. Herr Prof. Hartmann (Vorstand der Go East Invest SE) stellte seine Pläne und Visionen am 11. Januar 2006 im Rahmen einer öffentlichen Wirtschaftsausschusssitzung der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick vor. Doch konkrete Aussagen über Investitionen und über die weitere Entwicklung wurden von ihm nicht getroffen. Über diese Ausschuss-Sitzung wurde am 13. Januar 2006 umfangreich in der Presse berichtet.
Derzeit sind auf dem Funkhausgelände 140 Firmen ansässig, davon 25 aus der Musik- und Tonstudiobranche. Die größten Mieter sind das Deutsche Filmorchester Babelsberg und die Firma planet roc. Die Bau und Praktik GmbH hat am 23. Dezember 2005 einem Großteil der Mieter eine Änderungskündigung zukommen lassen. Eine Vollmacht hierfür konnte sie den Mietern nicht vorlegen. Die Bau und Praktik GmbH bot diesen Mietern an, einen neuen Mietvertrag abzuschließen, der nur die Betriebs- und Nebenkosten umfassen sollte. Die konkrete Höhe wurde nicht genannt. Zudem ist unklar, ob die (Gewerbe-)Mieter auch die Leerstands-, Verwaltungs- und Instandsetzungskosten tragen sollen. All diese Fragen konnte Herr Hartmann in der Ausschuss-Sitzung am 11. Januar nicht beantworten.
Weiter wurde berichtet, dass die Bau und Praktik GmbH bereits drei Wochen nach dem Kauf den denkmalgeschützten Kernbestand an eine Nalepa Projekt GmbH i.G weiter veräußert hat. Die ostdeutschen Länder - als Verkäufer - prüfen, ob sie vom Kaufvertrag zurücktreten. Am 4. Mai 2006 erfolgte der Eintrag der Nalepa Projekt GmbH ins Handelsregister des Amtsgerichtes Berlin-Charlottenburg. Geschäftsführer dieser Gesellschaft ist Herr Andreas Walther, der auch bis zum 23. Februar 2006 Geschäftsführer der ULTIMA Unternehmensberatung GmbH war. Laut Handelsregistereintrag vom 3. Juli 2006 (AG Charlottenburg HRB 96289 B) ist Andreas Walther jetzt Vorstand der Go East Invest SE - Europäische Gesellschaft zur Industrieansiedlung und Markterschließung. Diese Funktion hatte zuvor Herr Prof. Dr. Wolf Dietrich Hartmann inne.
Am 15. Juli 2006 wurde der zentrale Teil des Geländes mit 4,3 Hektar Fläche auf einer Auktion für 4,75 Millionen Euro an einen Charlottenburger Schönheitschirurgen weiter verkauft. Am 17. Juli 2006 zog Auktionator Mark Karhausen den Zuschlag für zurück, da der Charlottenburger Arzt „absolut abgetaucht“ war. Nunmehriger Besitzer ist die Keshet Geschäftsführungs GmbH & Co. Radiocenter Berlin KG, die am 19. Juli 2006 den Zuschlag für 3,9 Millionen Euro erhielt. [1] Der neue Eigentümer ist ebenso wie der vorherige Eigentümer verpflichtet, auf dem Gelände weiterhin eine „kulturwirtschaftliche Nutzung“ aufrecht zu erhalten.
Die Berliner Finanzverwaltung prüfte daraufhin, ob der ursprüngliche Verkaufsvertrag aus dem Jahr 2005 rückgängig gemacht werden könne, da „Geschäfte mit Grundstücken, die für mehr als 100 Prozent weiterveräußert werden, als sittenwidrig gelten.“[2] Im erstellten Gutachten wird dies aber für schwierig gehalten. Am 2. August 2006 gab das Finanzministerium Sachsen-Anhalts bekannt, dass es Strafanzeige „gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Untreue und des Betrugs“ stellen wolle. Des Weiteren wird erwägt, gegen Mitarbeiter der Liegenschafts- und Immobilienmanagement Sachsen-Anhalt (LIMSA) „beamtenrechtliche Disziplinarverfahren oder arbeitsrechtliche Schritte“ einzuleiten.[3]
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Jan Eik: Besondere Vorkommnisse. Politische Affären und Attentate. Berlin: Das Neue Berlin, 2006. 3. Aufl. ISBN 3-359-00766-2
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Funkhaus Nalepastraße – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- Der Produktionskomplex (culture.hu-berlin.de)
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Neuer Interessent fürs Funkhaus, Berliner Zeitung, 19. Juli 2006
- ↑ Auktionator bekam sein Geld nicht, Berliner Zeitung, 18. Juli 2006
- ↑ Der Verkauf hat ein Nachspiel, Tagesspiegel, 2. August 2006
Leitung: Staatliches Komitee für Rundfunk
Programme (Inland): Radio DDR I | Radio DDR II | Berliner Rundfunk | Stimme der DDR | DT64
Programme (Ausland): Radio Berlin International
Frühere Programme (1971 zu Stimme der DDR vereinigt): Berliner Welle | Deutschlandsender
Standort: Funkhaus Nalepastraße
Koordinaten: 52° 28' 46" N, 13° 30' 0" O
Dieser Artikel oder Abschnitt weist folgende Lücken auf: Ein Abschnitt zum eigentlichen Aufbau des Gebäudes wäre nicht schlecht
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