Galápagos-Riesenschildkröte
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Galápagos-Riesenschildkröte | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||
|
||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Geochelone nigra | ||||||||||||
(Quoy and Gaimard, 1824) | ||||||||||||
Unterarten | ||||||||||||
|
Die Galápagos-Riesenschildkröte Geochelone nigra (früher auch G. elephantopus, Testudo nigra oder T. elephantopus und Chelonoidis nigra oder C. elephantopus) gehört zur Gattung Geochelone aus der Familie der Landschildkröten (Testudinidae). Beschrieben sind 15 Unterarten, von denen jedoch vier als ausgestorben gelten.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Beschreibung und Lebensweise
[Bearbeiten] Aussehen
Bei der Galapagos-Riesenschildkröte ist der Kopf, anders als z. B. bei der Aldabra-Riesenschildkröte, deutlich größer als der Halsdurchmesser. Der Nasenrücken ist breit und flach, die Nase stumpf und gedrungen. Die Kopfschilde sind verhältnismäßig klein. Ein Nackenschild ist nicht vorhanden und das Schwanzschild ist ungeteilt. Die Form des Rückenpanzers ist je nach Unterart, kuppel- oder sattelförmig.
[Bearbeiten] Verbreitung und Biotop
Die Galapagos Riesenschildkröte lebt auf dem Galapagos Archipel, einer Inselgruppe im Pazifischen Ozean. Auf den größeren Inseln mit üppiger Vegetation in regenfeuchten, höheren Regionen leben Unterarten mit kuppelförmigem Panzer, die sog. „Graser“. Auf den kleineren und flacheren Inseln, mit spärlicher Vegetation und sehr heißem, trockenen Klima, leben Tiere mit sattelförmigen Panzer. Inseln mit beiden Vegetationszonen werden von mehreren Unterarten bevölkert.
- G. nigra abingdonii (Sattelrückenform) - Pinta
- G. nigra becki (Sattelrückenform) - Wolf-Vulkan auf Isabela
- G. nigra chatamensis (intermediäre F, Kuppelform) - San Cristóbal
- G. nigra darwini (intermediäre F.) - San Salvador
- G. nigra ephippium (Sattelrückenform) - Pinzón
- G. nigra guntheri (Kuppelform) - Sierra-Negra-Vulkan auf Isabela
- G. nigra hoodensis (Sattelrückenform) - Española
- G. nigra microphyes (Kuppelform) - Darwin-Vulkan auf Isabela
- G. nigra porteri (Kuppelform) - Santa Cruz
- G. nigra vandemburghi (Kuppelform) - Alcedo-Vulkan auf Isabela
- G. nigra vicina (intermediäre F, Kuppelform) - Cerro-Azul-Vulkan auf Isabela
Von einer Unterart (G. nigra abingdoni) lebt lediglich noch ein einzelnes männliches Tier (genannt: Lonesome George). Auch eine intensive Suche auf der Insel Pinta nach einem Geschlechtspartner förderte keine weiteren Schildkrötenspuren zu Tage (Pritschard 2004).
Die Vegetationsformen im Habitat der einzelnen Unterarten reichen von Dornenbüschen, Kakteen vor allem im küstennahen Tiefland, über Büsche und Laubwald bis hin zu tropischen Wäldern mit dichtem Unterwuchs in den höheren Regionen. Adulte Tiere halten sich bevorzugt in den Zonen mit üppiger Vegetation auf. Die Weibchen wandern jedoch zur Eiablage in die wärmeren Küstengebiete, in denen auch die Jungtiere aufwachsen.
[Bearbeiten] Abstammung
Zu der Frage, warum es Riesenschildkröten gerade auf abgelegenen und von einander sehr weit entfernten Inselgruppen (Aldabra-Atoll, Seychellen und Galapagos) gibt, existieren zwei Theorien. Nach der einen haben sich kleinere, mit Treibgut angeschwemmte Tiere auf den Inseln zu Riesenformen entwickelt (Obst 1985). Die zweite besagt, dass diese Riesenformen auf den abgeschiedenen Inseln die letzten Überlebenden, möglicherweise sogar Verkleinerungsformen ihrer einst weltweit verbreiteten Arten sind (Pritchard 1996, Caccone 1999).
Tatsächlich ergaben Genanalysen, dass die nächsten Verwandten der Elefantenschildkröten oder Galápagos-Riesenschildkröten auf den Galapagosinseln (Geochelone nigra) Landschildkröten (Geochelone chilensis) aus Südamerika sind, während die nächsten Verwandten der Seychellen-Riesenschildkröten aus Madagaskar stammen und vermutlich von dort aus die Seychellen und die Maskarenen (Maritius, Réunion, Rodrigués) besiedelt haben.
[Bearbeiten] Ernährung
Je nach Unterart und Biotop Gräser, Kräuter, Kletterpflanzen, Büsche, Beeren, Flechten und Kakteen, vor allem Opuntien.
Je nach Ernährungsweise haben die Tiere im Laufe der Evolution verschieden geformte Panzer entwickelt, wobei Unterarten, die sich vorwiegend von Bodenbewuchs ernähren, einen kuppelförmigen Panzer aufweisen. Unterarten, die sich vorwiegend von Büschen und Opuntien ernähren, haben dagegen einen sattelförmigen Panzer, der größere Halsbewegungen und damit das Abfressen von Futter in größerer Höhe erlaubt.
[Bearbeiten] Geschlechtsunterschiede und Fortpflanzung
Wie die kleineren Landschildkrötenarten weisen Riesenschildkröten einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf. Männchen besitzen einen längeren Schwanz, sind größer und haben einen konkaven Bauchpanzer und einen flacheren Rückenpanzer als Weibchen. Meist weisen sie auch längere Fußnägel an den Hinterbeinen auf. Diese sekundären Merkmale treten erst im Vorfeld der Geschlechtsreife auf, bei der Galapagos Riesenschildkröte ab einer Panzerlänge von 45 – 60 cm auf (gemessen über die Panzerwölbung, Mac Farland 1974). Die Geschlechtsreife wird mit 20 – 30 Jahren erreicht.
Die Paarungszeit liegt im Dezember bis August, zur Eiablage kommen die Weibchen aus den kühleren Hochlagen in die wärmeren Küstengebiete, Die Eiablagezeit beginnt Ende Juni und dauert bis zum November. Gelegt werden 4 – 17 Eier mit Gewichten zwischen 80g und 150 g. Die Inkubationszeit beträgt bis zu 250 Tage. Das Schlupfgewicht der Jungtiere liegt bei ca. 60 g – 100 g. Sie können bis zu einem Monat in der Nisthöhle verbleiben bis sie sich, meist nach einem Regen, gemeinsam an die Oberfläche graben.
[Bearbeiten] Körpergröße, Höchstalter
Zu der Frage, warum es Riesenschildkröten gerade auf abgelegenen und von einander sehr weit entfernten Inselgruppen (Aldabra-Atoll, Seychellen und Galapagos) gibt, existieren zwei Theorien. Nach der einen haben sich kleinere, mit Treibgut angeschwemmte Tiere auf den Inseln zu Riesenformen entwickelt (Obst 1985). Die zweite besagt, dass diese Riesenformen auf den abgeschiedenen Inseln die letzten Überlebenden, möglicherweise sogar Verkleinerungsformen ihrer einst weltweit verbreiteten Arten sind (Pritchard 1996, Caccone 1999). Als Maximalgrößen für rezente frei lebende Unterarten auf Galapagos werden 80 cm Panzerlänge für Weibchen und 95 cm für Männchen angegeben (jeweils gebogene Panzerlänge, MacFarland 1974). Im Freiland gehaltene Tiere erreichten Panzerlängen von 134 cm (Stockmaß) und 290 kg. Das größte in Gefangenschaft lebende Männchen wog sogar 422 kg (Ebersbach 2001)
Galápagos-Riesenschildkröten werden oftmals sehr alt (vgl. Harriet, die von Charles Darwin im 19. Jahrhundert gefangen wurde und im Juni 2006, im Alter von vermutlich 176 Jahren, starb).
[Bearbeiten] Gefährdungssituation
Nach der Entdeckung der Galápagos-Inselgruppe wurden die Bestände sehr stark dezimiert und vier der 15 bekannten Unterarten komplett ausgerottet. Geschätzt wird, dass in den letzten zwei Jahrhunderten 100.000 – 200.000 Tiere abgeschlachtet wurden. Bei den rezenten Unterarten wird der Bestand heute auf insgesamt 12.000 bis 15.000 Tiere geschätzt. Allerdings sind die Bestandszahlen sehr unterschiedlich auf die einzelnen Unterarten verteilt. Am zahlreichsten sind G. elephantopus vandenburghi, G. elephantopus porteri und G. elephantopus becki, mit jeweils noch wenigen tausend adulten Exemplaren.
Die Galapagos-Riesenschildkröte ist deshalb auch in Anhang A des Washingtoner Artenschutzabkommens gelistet, der höchsten Schutzstufe. Auf den Inseln selber wird seit 1960 ein Artenschutzprojekt betrieben, die Charles Darwin Research Station, die inzwischen über 2500 Jungtiere nachgezogen und im Alter von 3 – 5 Jahren ausgewildert hat. Darüber hinaus sorgt die Station für die Eindämmung von Neophyten und Neozoen, die die größte Bedrohung der Artenvielfalt auf Galapagos darstellen. Für die Riesenschildkröten stellen vor allem Schweine, Ziegen, Katzen und Ratten eine Bedrohung dar, denen Gelege und Jungtiere zum Opfer fallen, außerdem eingeschleppte Pflanzen, die einheimische Pflanzen verdrängen und somit die Nahrungsgrundlage zerstören.
[Bearbeiten] Literatur
- K. Ebersbach: Zur Biologie und Haltung der Aldabra-Riesenschildkröte (Geochelone gigantea) und der Galapagos-Riesenschildkröte (Geochelone elephantopus) in menschlicher Obhut unter besonderer Berücksichtigung der Fortpflanzung, Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover 2001 Volltext
- C. H. Ernst, R. W. Barbour: Turtles of the World. New York City 1992, ISBN 1560982128
- C. H. Ernst, R. G. M. Altenburg, R. W. Barbour: Turtles of the World, Win/MAC CD 1999, ISBN 3-540-14547-8
- M. Pfeiffer: Langzeituntersuchungen zum Fortpflanzungsgeschehen bei Aldabra- und Galapagos-Riesenschildkröten (Geochelone gigantea und Geochelone elephantopus) anhand von Steroidanalysen im Kot und Verhaltensbeobachtungen, Dissertation, Universität Zürich 2000, IDN 960035389
- P. C. H. Pritchard: The Galapagos Tortoises: Nomenclatural und Survival Status, Chelonian Research Monograph No. 1 Chelonian Research Foundation, Leominster (USA) 1996
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Geochelone – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Charles Darwin Research Station
- Galapagosinseln
- Eintrag im Tierlexikon.ch
- Geochelone nigra in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Tortoise & Freshwater Turtle Specialist Group, 1996. Version vom 11. Mai 2006