Gecekondu
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Gecekondu ist die türkische Bezeichnung für eine Marginalsiedlung, also für ein ungeplantes Viertel mit primitiven Unterkünften am Rande einer Großstadt, jedoch nicht für einen Slum. Übersetzt bedeutet es soviel wie „nachts hingestellt“.
Der Begriff geht auf ein (Gewohnheits?-)Recht aus osmanischer Zeit zurück: Ein Haus, das „über Nacht“ auf öffentlichem Grund und Boden errichtet worden ist, darf demnach nicht mehr abgerissen werden.
Dies geschieht bis in die Gegenwart. Um ein Haus tatsächlich in einer Nacht errichten zu können, packen in der Regel viele Leute gemeinsam an. Sobald der zunächst noch provisorische Bau steht, wird er in der Regel nach und nach weiter ausgebaut.
In vielen Fällen wurden Gecekondus im Laufe der Zeit an die öffentliche Versorgung angeschlossen. Häufig wurden in den letzten Jahren, so in Ankara, auf der Fläche ehemaliger Gecekondus neue Wohnviertel errichtet.
Im türkischen Privatfernsehen werden mitunter heftige Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Bewohnern ganzer Gecekondu-Viertel gezeigt. Weil die Behörden beabsichtigen, Häuser und Siedlungen ohne vorherige Ankündigung räumen und abreißen lassen, rückt die Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas an. Dies führt teilweise zu tagelangen Auseinandersetzungen, die nicht selten blutig enden.
Mit den meist groß angelegten Polizeiaktionen ist das Problem der Gecekondu jedoch nicht in den Griff zu bekommen.
[Bearbeiten] Weblinks
- Hanna Rutishauser: Wer ein Haus hat, überlebt – Sie kamen von überall in der Türkei und bauten sich illegal behelfsmässige Häuschen in die Büsche am Rande der Stadt, http://www.eurozine.com/articles/2005-11-02-rutishauser-de.html, abgerufen am 18. Februar 2007.