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Türkische Sprache

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Türkisch

Gesprochen in Türkei, Zypern, Balkan, Gagausien, Krim, Aserbaidschan, Iran, Irak sowie von Minderheiten in Deutschland, Österreich, Großbritannien und den Niederlanden
Sprecher 70 Millionen
Linguistische
Klassifikation
Türkisch
Offizieller Status
Amtssprache in Türkei, Republik Zypern, Nordzypern, Kosovo, Mazedonien
Sprachcodes
ISO 639-1: tr
ISO 639-2: (B) tur (T) -
SIL ISO 639-3: TRK
Gebiete mit Türkisch als Amtssprache: Türkei, Türkische Republik Nordzypern, Republik Zypern, Moldawien (lokal)- Gagausien, Makedonien (lokal), Kosovo (lokal)
Gebiete mit Türkisch als Amtssprache: Türkei, Türkische Republik Nordzypern, Republik Zypern, Moldawien (lokal)- Gagausien, Makedonien (lokal), Kosovo (lokal)
Das heutige Verbreitungsgebiet der türkeitürkischen Schriftsprache
Das heutige Verbreitungsgebiet der türkeitürkischen Schriftsprache

Die türkische Sprache (Eigenbezeichnungen: Türk dili, Türkçe) oder kurz: Türkisch ist die Amtssprache in der Türkei und gehört zu den oghusischen Sprachen. Als Alternativbezeichnung ist auch aus der Turkologie „Türkei-Türkisch“(Türkiye Türkçesi) bekannt.

Türkisch enthält zahlreiche Mundarten, wobei heute die Istanbuler Mundart die türkische Hochsprache bildet. Weitere Mundarten innerhalb der Türkei werden in der Schwarzmeerregion sowie in Ostanatolien und an der Ägäis gesprochen.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Das heutige Türkisch ist die Muttersprache von rund 58 Millionen Menschen in der Türkei oder von gut 80 % der dortigen Bevölkerung (1987).

845.550 Menschen benutzen Türkisch in Bulgarien (1986), 37.000 in Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Aserbaidschan (Schätzungen 1979).

Für 180.000 Menschen ist Türkisch die Muttersprache auf Zypern und für 128.380 in Griechenland (1976).

63.600 Sprecher leben 1984 in Belgien, etwa 170.000 in Österreich (2000) und rund 2 Millionen in Deutschland (2003). Ferner sprachen 1982 in Rumänien noch 14.000 und auf dem Gebiet von Ex-Jugoslawien, insbesondere Mazedonien 250.000 türkisch.

1990 war Türkisch im Irak noch für rund 3.000 und im Iran für 700.000 Menschen die Muttersprache.

In den USA lebten 1970 24.123 Sprecher des Türkischen, und für Kanada wurden 1974 8.863 türkische Muttersprachler angegeben.

In Frankreich gaben 1984 rund 135.000 und in den Niederlanden knapp 150.000 Menschen Türkisch als Muttersprache an.

1988 wurden in Schweden rund 5.000 Türkischsprachige registriert.

Zurzeit (2007) sprechen insgesamt ungefähr 70 Millionen Menschen Türkisch.

Klassifikation

Geschichte

Die heutige türkische Sprache geht direkt auf das Oghusische zurück, die Sprache der östlichen Turk-Stämme, die einst in Zentralasien siedelten und ab dem 8./10. Jahrhundert von den anderen konkurrierenden uyghurisch-türkischen Stämmen in den Westen verdrängt wurden. Daher zählte einst auch die Sprache der Göktürken, Seldschuken und der späteren Osmanen zu den westlichen Turksprachen.

Die Osmanische Sprache war sehr stark vom Arabischen und zu einem geringeren Teil auch vom Persischen beeinflusst. Nach der Gründung der Türkischen Republik 1923 begann man in den 1930er Jahren, fremde Lehnwörter durch türkische Wörter zu ersetzen. Dieser Prozess ist bis heute nicht abgeschlossen, so dass sich immer noch viele Wörter arabischen und persischen Ursprungs finden. Im 20. Jahrhundert kamen weitere Begriffe aus europäischen Sprachen hinzu, vor allem aus dem Französischen.

Die Türk Dil Kurumu, die „Gesellschaft der türkischen Sprache“, ist eine staatliche Einrichtung, die 1932 zur Returkisierung bzw. Modernisierung der türkischen Sprache gegründet wurde.

Als die engsten Verwandten der türkischen Sprache gelten heute das Aserbaidschanische und das Turkmenische. Im weitesten Sinne zählt auch der balkantürkische Dialekt der Gagausen im heutigen Moldawien zu den engeren Verwandten des Türkischen.

Divanü Lügati’t-Türk ist das erste in türkischer Sprache verfasste Wörterbuch der türkischen Kultur und wurde von Kaşgarlı Mahmut (Mahmut von Kaschgar) am 25. Januar 1072 begonnen und am 10. Februar 1074 vollendet.

Alphabete

Hauptartikel: Lateinalphabete der Turkvölker

Die alten Osttürken oder Oghusen waren ein bedeutendes Kulturvolk, sie besaßen in der türkischen Runenschrift ein bescheidenes alttürkisches Schrifttum.

Ab dem 10. Jahrhundert galten die Oghusen als islamisiert, und sie übernahmen die arabische Schrift, die um persische Zusatzzeichen ergänzt war. Allerdings war dieses Alphabet für die lautreiche türkische Sprache sehr ungeeignet.

Anfang 1926 nahm Kemal Atatürk im aserbaidschanischen Baku an einem Kongress der Turkologen teil, bei dem u. a. die Schaffung einer Lateinschrift für die Turkvölker gefordert wurde. (Aserbaidschan hatte schon seit 1922 eine lateinisch-basierte Schrift: das einheitliche türkische Alphabet.)

Seit 1928 wird das Türkische durch eine von Kemal Atatürk mitentwickelte Variante der lateinischen Schrift wiedergegeben. Atatürk nannte dieses neue Schriftsytem Neues türkisches Alphabet. Grundlage für die Neuschreibung der Wörter (wie für die allgemeine Sprachreform) war die Istanbuler Mundart. Bei den Schreib- und Ausspracheregeln existieren deshalb keine Ausnahmen.

Das türkische Alphabet umfasst 29 Buchstaben, wobei jedem Laut ein Buchstabe zugeordnet ist:

a b c ç d e f g ğ h ı i j k l m n o ö p r s ş t u ü v y z

Besonderheiten bei der Aussprache

Schriftzeichen Lautzeichen Beschreibung
c [] Affrikate wie dt. dsch in Dschungel
ç [] Affrikate wie dt. tsch in Kutsche
e [ɛ] Ungerundeter halboffener Vorderzungenvokal wie dt. ä in hätte
ğ [ː], [j] yumuşak/weiches g: dient am Silbenende zur Dehnung des davor stehenden Vokals (etwa wie das Dehnungs-h), kann auch einen fließenden Übergang von einem Vokal zum nächsten bewirken; nach hellen Vokalen (e, i, ö, ü) oft wie ein leichtes (deutsches) j gesprochen
h [h] Stimmloser glottaler Frikativ wie dt. h in Haus
ı [ɯ] Ungerundeter geschlossener Hinterzungenvokal, auch: ungerundetes u
j [ʒ] Stimmhafter postalveolarer Frikativ wie dt. j in Journal
o [ɔ] Gerundeter halboffener Hinterzungenvokal wie dt. o in Gott
ö [œ] Gerundeter halboffener Vorderzungenvokal wie dt. ö in möchte
r [r] Stimmhaftes Zungenspitzen-R mit deutlichem Reibegeräusch
s [s] Stimmloser alveolarer Frikativ wie dt. s in Sex oder ß in Außen
ş [ʃ] Stimmloser postalveolarer Frikativ wie dt. sch in Schule
v [v] Stimmhafter labiodentaler Frikativ wie dt. v in Vase
y [j] Stimmhafter palataler Approximant wie dt. j in Jacke
z [z] Stimmhafter alveolarer Frikativ wie dt. s in Sage

Die übrigen Laute werden wie im Deutschen ausgesprochen.
Die Buchstaben ä, q, w, x und ß werden im Türkischen nicht verwendet; j steht meist in Fremdwörtern.

Grammatik

Das Türkische ist eine agglutinierende Sprache und unterscheidet sich somit wesentlich von den indogermanischen Sprachen. Das bedeutet, dass alle grammatischen Formen durch eine (eindeutige) Endung angezeigt werden. Dabei können mehrere Endungen aufeinander folgen, wobei die Reihenfolge festgelegt ist.

Beispiel: Uçurtmayı vurmasınlar. – „Sie sollen den Drachen nicht runterschießen.“ (Filmtitel)

Man könnte den Satz wie folgt zerlegen:  Uçurtma-yı vur-ma-sın-lar. – „Drachen-den runterschießen-nicht-sollen-sie.“
Die Endung -yı zeigt den bestimmten Akkusativ an; -ma steht für die Verneinung; -sın steht für den Imperativ, -lar für die 3. Person Mehrzahl.

Bei der Suffigierung, also beim Anhängen der Endungen, spielt die Vokalharmonie eine große Rolle: die Vokale der Endungen richten sich nach dem letzten Vokal des Stammwortes bzw. der vorhergehenden Endung. Man unterscheidet hierbei die große Vokalharmonie, bei der ein Endungsvokal zu ı, i, u oder ü werden kann, und die kleine Vokalharmonie, die a und e als Alternativen kennt. Ein Beispiel für die kleine Vokalharmonie ist die Endung -da/-de für die Ortbestimmung:

bahçede (im Garten), aber: lokantada (im Restaurant).

Als Beispiel für die große Vokalharmonie dient die Endung -li/-lı/-lu/-lü; („aus ... stammend“):

Berlinli (der Berliner/die Berlinerin), aber: Ankaralı, Bonnlu, Kölnlü.

Es kommt vor, dass infolge der Vokalharmonie mehrere Endungen mit dem gleichen Vokal aufeinander folgen (z. B. huzursuzsunuz: „ihr seid unruhig“). Da dies auch beim für deutsche Ohren offenbar lustig anmutenden ü der Fall ist (z. B. üzgünsünüz: „ihr seid traurig, es tut euch leid“), wird das Türkische in Deutschland manchmal als „ü-Sprache“ bezeichnet.

Das Türkische kennt fünf Fälle (Nominativ, Dativ, Akkusativ, Ablativ und Lokativ, mitunter wird der Genitiv als sechster Fall genannt). Als Zeitformen sind im Wesentlichen zu nennen: (bestimmtes) Präsens, Aorist, Optativ, (bestimmtes) Präteritum, Narrativ, Dubitativ sowie zusammengesetzte Zeitformen, hinzu kommen Passiv und Konditional. Nebensätze werden meist durch sogenannte Konverben ausgedrückt.

Weiterhin kennt das Türkische keinen Artikel und kein grammatisches Geschlecht.

Grammatikbeispiele

türkisch deutsch
ev Haus
evde im Haus, zu Hause
eviniz Ihr Haus
evinizde in Ihrem Haus
evinizdeyiz wir sind in Ihrem Haus

Die Bildung von Begriffen aus Wortstämmen

türkisch deutsch
göz Auge
gözlük Brille
gözlükçü Augenoptiker, Brillenverkäufer
gözlükçülük das Geschäft des Brillenverkaufes,
der Beruf des Augenoptikers

Wortschatz

Der Stamm von ursprünglichen türkischen Wörtern war im elitären Osmanischen Reich zugunsten von Lehnwörtern aus dem Persischen (Kunst, Kultur und Lebensart) und dem Arabischen (Religion) möglichst klein gehalten worden und galt als bäuerlich. Nicht alle diese Lehnwörter konnten im modernen Türkisch durch alte türkische Wörter oder durch türkische Neuschöpfungen ersetzt werden. Dennoch führte die vermehrte Verwendung von lehnwortfreiem Türkisch zu einer Identifizierung weiter Bevölkerungskreise mit dem Türkischen und zu einem nationalen Selbstbewusstsein.

Sprachen und Anzahl der Lehnwörter

Obwohl bei der kemalistischen Sprachreform viele arabische und persische Wörter durch türkische ersetzt worden sind, liefert die arabische Sprache neben dem Französischen besonders viele Lehnwörter.

Die folgenden statistischen Angaben nach einem türkischen Wörterbuch von 2005 erfassen alle Wörter der Schriftsprache.

Insgesamt 14,18% (14.816 von 104.481) der Wörter im Türkischen sind Lehnwörter. Lehnwörter stammen aus folgenden Sprachen (Rangfolge nach der Anzahl der Wörter):

Laut einer Untersuchung von Tuba Ersöz ist der Anteil der Lehnwörter in der Pressesprache höher. Das ist insofern interessant, als die Pressesprache der Alltagssprache näher kommen dürfte, als die Wissenschafts- und Fachsprache:

Jahr türk. Wörter arab. Wörter pers. Wörter andere Sprachen
1931 35 % 51 % 2 % 6 %
1941 48 % 40 % 3 % 4 %
1951 51 % 35 % 3 % 6 %
1965 60,5 % 26 % 1 % 8,5 %
1995 70,9 % 19,7 % 1 % 8,4 %
Kuaför - Frisör
Kuaför - Frisör

Einige Beispiele für Lehnwörter aus anderen Sprachen:

  • aus dem Arabischen: fikir (Idee), hediye (Geschenk), resim (Bild), insan (Mensch), saat (Uhr, Stunde), asker (Soldat), vatan (Vaterland), ırk (Rasse), millet (Nation), memleket (Heimat), devlet (Staat), halk (Volk), hain (Verräter), kurban (Opfer), şehit (Gefallener)
  • aus dem Persischen: tahta (Holz), pazar (Markt), pencere (Fenster), şehir (Stadt), hafta (Woche), ateş (Feuer), rüzgâr (Wind), ayna (Spiegel), can (Seele), dert (Kummer), hoş (wohl/süß), düşman (Feind), kahraman (Held), köy (Dorf)
  • aus dem Französischen: lüks (Luxus), kuzen (Cousin), pantolon (Hose), kuaför (Friseur), hoparlör (Lautsprecher), kamyon (Lastwagen), sürpriz (Überraschung)
  • aus dem Griechischen: liman (Hafen), kutu (Schachtel)
  • aus dem Italienischen: stüdyo (Studio)
  • aus anderen Sprachen: pikap (Plattenspieler), şalter ([Licht-]Schalter), tişört (T-Shirt)

Türkische Wörter in anderen Sprachen

  • Kuzzak (Guerillero, Abenteurer); englisch: cossack
  • cacık (Joghurtspeise); griechisch: zaziki
  • denge (Geld); russisch: den'gi
  • dilmaç (Dolmetscher); polnisch: tłumacz, deutsch: „Dolmetscher“
  • duman (Rauch); russisch: dym (tuman bedeutet Nebel)
  • ordu (Heer); englisch, französisch: horde, deutsch: „Horde“
  • yoğurt (Jogurt); englisch: yoghurt, französisch: yaourt, deutsch: „Jogurt“
  • köşk (von Persisch kuşk) (Pavillon, Schlösschen); deutsch: „Kiosk“

Siehe auch

Weblinks

Wikipedia
Wikipedia
Wikipedia auf Türkisch
wikt:
Wiktionary
Wiktionary auf Türkisch – ein freies Wörterbuch
wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Türkisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen
b:
Wikibooks
Wikibooks: Türkisch – Lern- und Lehrmaterialien


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