Gerhard-Fieseler-Werke
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Die Gerhard-Fieseler-Werke GmbH kurz "Fieseler-Werke" oder "Fieseler", waren eine Flugzeugfabrik in Kassel. Bei Fieseler wurden u.a. die V1 und der Fieseler Storch entwickelt und gebaut.
[Bearbeiten] Geschichte
1930 übernahm Gerhard Fieseler die Segelflugzeugbau Kassel Fabrik und benannte sie in Fieseler Flugzeugbau um. 1933 wurde die Sportflugzeugproduktion von Ihringshausen nach Bettenhausen in die Hallen einer ehemaligen Munitionsfabrik verlegt. Das Reichsluftfahrtministerium erteilte Fieseler im Jahr 1934 Aufträge für Zivilflugzeuge und die Entwicklung eines Sturzkampfbombers. Ein Jahr später begann die Produktion des Langsamflugzeugs Fi 156 (Fieseler Storch) und erste Lizenzproduktionen (Messerschmitt Bf 109). Der mittlerweile auf 5300 Mitarbeiter gewachsene Großbetrieb wurde 1938 als NS-Musterbetrieb ausgezeichnet. Am 1. April 1939 wurde die Fieseler Flugzeugbau in Gerhard Fieseler Werke GmbH umbenannt.
Am 5. Juni 1942 erteilte das Reichsluftfahrtministerium den Auftrag ein "Ferngeschoß in Flugzeugform" zu entwickeln - die von Robert Lasser bei Fieseler entwickelte fliegende Bombe Fieseler Fi-103 (besser bekannt als "Vergeltungswaffe" V1) geht im März 1944 bei mehr als 50 deutschen Rüstungsbetrieben in Massenproduktion. Von ca. 35.000 V1 wurden 9.251 gegen England (die meisten davon auf London) und 6.551 gegen Antwerpen abgeschossen. Am 28. Juli 1943 wurden die Gerhard-Fieseler-Werke in Bettenhausen und Waldau Ziel des ersten Angriffs der US Luftstreitkräfte auf Kassel. Getroffen wurden aber größtenteils nur Wohngebiete und die benachbarte Spinnfaser AG. Am 22. Oktober 1943 aber kamen mehr als 10.000 Menschen beim Angriff der RAF auf Kassel ums Leben. Sämtliche Industriebetriebe wurden schwer beschädigt. Die von der Luftwaffe geforderten Produktionszahlen wurden nicht erreicht, und Gerhard Fieseler wurde am 29. März 1944 als Betriebsführer der Fieseler-Werke abgesetzt. Am 19. April 1944 wurden die wieder instandgesetzten Fieseler Werke erneut durch Bombenangriffe beschädigt (US Luftwaffe).
Am 15. Oktober 1947 gaben die alliierten Militärgouverneure bekannt, dass die Gerhard-Fieseler-Werke im Rahmen ihres Demontageplans abgebaut werden.
Auflistung einiger Flugzeuge, die bei Fieseler u. a. in Lizenz produziert wurden:
- Messerschmitt Bf 109 (besonders erwähnenswert ist hier das nur bei Fieseler produzierte Modell Bf 109 T mit klappbaren Tragflächen. Es war für den Einsatz auf dem deutschen Flugzeugträger Graf-Zeppelin bestimmt, der nie fertiggestellt wurde.)
- Focke-Wulf Fw 190
- Fieseler F 2 Sportflugzeug
- Fieseler F 5 Sport und Trainingsflugzeug
- Fieseler Fi 98, Kampfflugzeug, Doppeldecker
- Fieseler Fi-103 die fliegende Bombe V1
- Fieseler Fi 156 (Fieseler Storch) STOL, Aufklärer
- Fieseler Fi 167 Torpedobomber, Aufklärer
Zeitweise waren mehr als 10.000 Arbeiter und Arbeiterinnen, darunter tausende niederländische und französische Zwangsarbeiter, in den drei Kasseler Fieseler Werken beschäftigt.
Am 17. Oktober 1980 wurde die Gerhard-Fieseler-Stiftung in Kassel gegründet. Zweck ist die Förderung bestehender gemeinnütziger Institutionen des Wohlfahrtswesens, des Sports, der Altenhilfe sowie von Kunst und Kultur.
[Bearbeiten] Literatur
- Thorsten Wiederhold: Gerhard Fieseler – eine Karriere. Ein Wirtschaftsführer im Dienste des Nationalsozialismus. (Nationalsozialismus in Nordhessen – Schriften zur regionalen Zeitgeschichte, Band 20) - ISBN 3-934377-98-X
- Gerhard Fieseler: Meine Bahn am Himmel (Autobiographie)
- Gückelhorn, Wolfgang/ Paul, Detlev: V1 - "Eifelschreck" Abschüsse, Abstürze und Einschläge der fliegenden Bombe aus der Eifel und dem Rechtsrheinischen 1944/45, 208 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 22,5 x 28 cm, ISBN 3-933608-94-5, erschienen im Helios-Verlag, Aachen