Gesellschaftsgeschichte
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gesellschaftsgeschichte bezeichnet den Versuch, nach Jahrzehnten zunehmender Spezialisierung der deutschen Geschichtswissenschaft in Wirtschafts-, Sozial-, Politik- und Ideen- bzw. Kulturgeschichte wieder eine allgemeine Geschichte durch eine neue Synthese der Erkenntnisse der verschiedenen Zweige der Geschichtswissenschaft zu schreiben. Aus der französischen Geschichtswissenschaft liegen bereits Arbeiten aus der Schule der Annales (Fernand Braudel und andere) für bestimmte Regionen, aus der britischen die universalhistorischen Darstellungen von Eric Hobsbawm als dem vergleichbare Werke vor.
In Deutschland gilt Hans-Ulrich Wehler als ein Hauptvertreter dieser Richtung. Von ihm liegen inzwischen alle vier Bände seiner Deutschen Gesellschaftsgeschichte vor. Diese beschreiben die Entwicklung Deutschlands vom Feudalismus des alten Reiches (etwa ab 1700) bis zur Gründung des Bundesrepublik Deutschland. Die Bände folgen dabei einem einheitlichen Schema. Nach einem Überblick über Demographie und Bevölkerungsentwicklung, folgt die Analyse von Wirtschaft, den Strukturen der sozialen Ungleichheit, den Strukturen und Entwicklungen der politischen Herrschaft und der Kultur. Wenngleich dieser Ansatz vielfach kritisiert wurde, stellt er doch einen ernstzunehmenden Versuch dar, die verschiedenen Teilbereiche der Gesellschaft in einem vor allem auf Max Weber beruhenden Gesamtkonzept zu integrieren.
[Bearbeiten] Literatur
- Hans-Ulrich Wehler: Was ist Gesellschaftsgeschichte. In: Ders. Aus der Geschichte lernen? München, 1988. S.115-129.