Hans-Ulrich Wehler
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Hans-Ulrich Wehler (* 11. September 1931 in Freudenberg bei Siegen) ist ein deutscher Historiker. Seine noch unvollendete Deutsche Gesellschaftsgeschichte (bis jetzt 4 Bände) zählt zu den Standardwerken der deutschen Geschichtsschreibung für die Zeit von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1945.
Nachdem er in Gummersbach aufgewachsen war und dort 1952 das Abitur abgelegt hatte, studierte Wehler Geschichte, Soziologie und Ökonomie an den Universitäten Köln, Bonn und mit einem Fulbright-Stipendium in Athens, Ohio. 1960 promovierte er bei Theodor Schieder mit der Arbeit Sozialdemokratie und Nationalstaat (1840–1914) und war anschließend Assistent am Historischen Seminar in Köln.
Seine erste Habilitationsschrift Aufstieg des amerikanischen Imperialismus 1865–1900 aus dem Jahr 1964 wurde von der Fakultät der Universität Köln abgelehnt. Auch seine zweite Arbeit Bismarck und der Imperialismus (1967) stieß in der Habilitationskommission auf starken Widerstand. Nach einem Kolloquium über Clausewitz und die Entwicklung vom absoluten zum totalen Krieg wurde die Habilitation schließlich 1968 in einer knappen Abstimmung der Fakultät angenommen.
Bis 1970 blieb Wehler als Privatdozent in Köln, bevor er 1970 Professor für amerikanische Geschichte an der Freien Universität Berlin wurde. Von 1971 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1996 war er Professor für Allgemeine Geschichte in Bielefeld. Er lehrte außerdem als Gastprofessor in Harvard, Princeton, Stanford, Yale und Bern.
Wehler ist Mitbegründer der seit 1975 erscheinenden Zeitschrift Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft und gilt als einer der wichtigsten Experten für die Sozialgeschichte Deutschlands. Als solcher ist er einer der Begründer der so genannten Bielefelder Schule.
[Bearbeiten] Schriften (Auswahl)
- Sozialdemokratie und Nationalstaat. Nationalitätenfrage in Deutschland 1840–1914. Diss., 1962.
- Bismarck und der Imperialismus. 1969.
- Krisenherde des Kaiserreichs 1871–1918. 1970.
- Das Deutsche Kaiserreich 1871–1918. 1973.
- Der Aufstieg des amerikanischen Imperialismus. Studien zur Entwicklung des Imperium Americanum 1865–1900. 1974.
- Modernisierungstheorie und Geschichte. Göttingen 1975.
- Historische Sozialwissenschaft und Geschichtsschreibung. Studien zu Aufgaben und Traditionen deutscher Geschichtswissenschaft. Göttingen 1980.
- Entsorgung der deutschen Vergangenheit? Ein polemischer Essay zum „Historikerstreit“. Beck, München 1988.
- Deutsche Gesellschaftsgeschichte. bis jetzt 4 Bände, München 1987–2003.
- Europäischer Adel 1750–1950. Göttingen 1990.
- Die Herausforderung der Kulturgeschichte. München 1998.
- Nationalismus. Geschichte, Formen, Folgen. München 2001.
- Historisches Denken am Ende des 20. Jahrhunderts 1945–2000. Essener Kulturwissenschaftliche Vorträge 11, Göttingen, Wallstein Verlag 2001 (Fachwissenschaftliche Rezension bei H-Soz-u-Kult)
- Konflikte zu Beginn des 21. Jahrhunderts: Essays. München 2003.
- „Eine lebhafte Kampfsituation“. Ein Gespräch mit Manfred Hettling und Cornelius Torp. München 2006. (Rezension bei H-Soz-u-Kult)
- Notizen zur deutschen Geschichte: Essays. München 2007.
[Bearbeiten] Literatur
- Rüdiger Hohls, Konrad H. Jarausch (Hrsg.): Versäumte Fragen. Deutsche Historiker im Schatten des Nationalsozialismus. DVA, Stuttgart 2000, ISBN 3-421-05341-3, S. 240−266 (Interview zum Thema: „Neubeginn und Entwicklung der deutschen Geschichtswissenschaft in den 1950/60er Jahren“, online)
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Hans-Ulrich Wehler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webseite von Hans-Ulrich Wehler
- Historische Allüren. Interview mit Hans-Ulrich Wehler in der taz vom 11. Juli 2006
- Interview in der Weltwoche
Personendaten | |
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NAME | Wehler, Hans-Ulrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Historiker |
GEBURTSDATUM | 11. September 1931 |
GEBURTSORT | Freudenberg bei Siegen |