Goldfisch
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Goldfisch | ||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||||
|
||||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||
Carassius auratus auratus | ||||||||||||||
Beim Goldfisch (Carassius auratus auratus) handelt es sich um einen Vertreter aus der Familie der Karpfenfische (Cyprinidae). Er ist eine Zuchtform des asiatischen Giebels Carassius auratus auratus, der ursprünglich in Ostasien (Amurbecken) bis Sibirien beheimatet war (Terofal 1984), heute aber durch natürliche Ausbreitung und Verschleppung durch den Menschen als Neozoon bis nach Europa verbreitet ist und noch heute in freier Natur wildfarben vorkommt. In Asien ist der Giebel ein beliebter Speisefisch. Bis in die jüngere Vergangenheit wurde angenommen, dass die Karausche Carassius carassius als Urform des Goldfisches anzunehmen ist. Sie ist zwar nahe mit dem Goldfisch verwandt, kann von ihm und vom Giebel aber durch die konvex geformte Rückenflosse relativ leicht unterschieden werden. Im Gegensatz dazu besitzt der Goldfisch eine gerade oder konkav gebogene Rückenflosse, so wie die heute bekannten Giebelpopulationen auch, wodurch eine nahe Verwandtschaft zum Giebel begründet werden kann. Von jungen Karpfen lässt der wildfarbene Goldfisch sich sehr gut durch fehlende Barteln unterscheiden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Merkmale und Besonderheiten
Goldfische besitzen ein knöchernes Skelett und erreichen abhängig von ihren Haltungsbedingungen eine Größe von ca. 35 cm, Hochzuchten bleiben aber meist kleiner. Als Auftriebsorgan dient ihnen die Schwimmblase, welche 2 kammerig ist und im hinteren Teil durch einen Luftblasengang (Ductus Pneumaticus) mit dem Vorderdarm verbunden ist (vgl. Fänge, 1966). Goldfische besitzen wie alle Karpfenfische keinen Magen, die Verdauung findet ausschließlich im Darm statt, dazu wird die in der Regel am Boden mit dem vorstülpbaren Maul aufgenommene Nahrung durch die Schlundzähne zuvor zerkleinert (vgl. Reichenbach-Klinke, 1970). Dabei ist allerdings nur von einer geringen Kauleistung auszugehen (vgl. Steffens 1985). Zur Atmung und für weitere physiologische Vorgänge besitzen sie Kiemen (vgl. Evans et al. 2005), welche neben denen der nahverwandten Karausche Carassius carassius Besonderheiten in der Anpassung an Sauerstoffmangel aufweisen (vgl. Sollid et al. 2003 und Sollid et al. 2005).
Der Goldfisch weist ein tetrachromatisches Farbensehen auf, das heißt er besitzt vier unterschiedliche Zapfentypen. Neben drei Zapfentypen, die in etwa den menschlichen entsprechen, weist er einen zusätzlichen UV-Zapfen auf (vgl. Neumeyer, 1988). Ebenso besitzt er ein sehr gutes Hörvermögen, das sich in einem gewissen Rahmen anscheinend zur Stressvermeidung an die Umwelt anpassen kann (vgl. Smith et al. 2004)
Hochzucht-Formen neigen bedingt durch ihre künstlich angezüchtete Anatomie (Verkürzte Körperlänge einhergehend mit möglicher Fehlentwicklung der inneren Organe, insbesondere der Schwimmblase) zu Erkrankung am Auftriebs-Syndrom, hierbei handelt es sich neben den auch bei anderen Arten, wie z.B. dem Diskus oder Koi pathologisch zu wertenden Erkrankungen der Schwimmblase um Schwimmstörungen die sich als Ursache auf die Nebenmerkmale der Hochzucht zurückführen, aber keinen konkreten Auslöser erkennen lassen. Dabei werden besondere Ansprüche an die Ernährung nicht ausgeschlossen (vgl. Lewbart, 1998).
Zwischen Goldfischen und Koi können Hybride entstehen, welche sich anhand von anatomisch-physiologischen, sowie genetischen Merkmalen (-> Genetik) differenzieren lassen. (vgl. Smith P.J. and Veagh S.M., 2005 und Pullian S. and Smith P.J., 1987) Dabei können die Hybride besondere Krankheits-Resistenzen ausbilden (vgl. Hedrick/Waltzeck/McDowell, 2006)
[Bearbeiten] Bedeutung
Neben seiner immer noch beliebten Haltung in Aquarien und Gartenteichen hat der Goldfisch auch eine bedeutende Rolle als Versuchstier (vgl. Piechocki 1990). Dies beruht darauf, das er relativ leicht zu halten ist und sich hervorragend für psychophysische Experimente eignet.
[Bearbeiten] Zuchtformen
Während der gewöhnliche Goldfisch neben Goldorfe (eine Zuchtform des Alands und des Kois) ein beliebter Teichfisch ist, sind seine Zuchtformen in Europa recht unbekannt. Viele "unwissende" Aquarianer halten die ihnen meist sogar unbekannten Zuchtformen für Qualzuchten.
Bekannteste Formen sind neben dem Schleierschwanz der Teleskopfisch, der Löwenkopf, der Perlschupper, das Blasenauge und der Ranchu. Ihnen ist zumeist gemein, dass die Fische der verschiedenen Zuchtformen ihren Halter aufgrund eines verstärkten und vielleicht bewusst entsprechendem Kindchenschema ansprechen.
Selbst der Name Goldfisch ist eigentlich nicht mehr passend. So gibt es ihn als Zuchtform in gold, silber, rot, gelb, blau, schwarz, weiß, orange sowie als in den verschiedensten Farben gefleckte Kaliko-Form. Das Hauptexportland für Goldfisch-Zuchtformen ist vermutlich das traditionelle China, dicht gefolgt von Thailand und Singapur, dann Japan mit seinen speziellen Formen wie den Ranchu, den Ryukin oder den Tosakin und Jikin.
Hauptabnehmer für Zuchtgoldfische sind neben Asien im Allgemeinen heute insbesondere die USA. In Europa ist die Kultur von Hochzucht-Goldfischen nur noch in Großbritannien weiter verbreitet. In Deutschland steigt aber zunehmend das Interesse an den bis hierhin noch kaum erhältlichen Hochzuchten. Hier sind Goldfisch-Liebhaber größtenteils ausschließlich auf Massenware, die in Hochzuchtkreisen ausselektiert werden und i. d. R. unter Schutz und Gesundheit der Fische bedrohenden Umständen importiert werden, angewiesen
Siehe auch: Goldfischglas
[Bearbeiten] Ernährung
Der Goldfisch ist hauptsächlich ein Kleintierfresser (vgl. Reichenbach-Klinke, 1970), der ebenfalls ballaststoffreiche Pflanzenanteile zu sich nehmen kann. Bezüglich seiner Nahrungsbedürfnisse kann man sich grob an denen des Karpfens orientieren, da beide Fische nahe verwandt sind und deren Wildformen nahezu gleiche Habitate bewohnen (vgl. Terofal, 1984) und ihre jeweilige Aminosäure-Zusammensetzung recht ähnlich ist (vgl. Lochmann and Phillips, 2002).
Bei der Ernährung des Karpfens kann man gut auf die Erkenntnisse der Teichwirtschaft zurückgreifen, da dort "die optimale Befriedigung aller stoffwechselphysiologischen Anforderungen des Organismus [...] durch Schaffung günstiger Umweltverhältnisse und sorgfältige Fütterung mit zweckmäßigen Futtermitteln angestrebt wird" (Steffens, 1985).
Guter Naturnahrung, wie z.B. "Mückenlarven" ist immer Vorzug zu geben, da Karpfenfische sich die Enzyme der Nahrungstiere zur eigenen Verdauung zu Nutze machen können (vgl. Reichenbach-Klinke, 1970)
Gutes Pellet-Basisfutter sollte entsprechende (tierische) Protein- (ca. 35-40%) und ungesättigte Fettsäure-Anteile (ca. 1/2 bis 1/3 des Proteinanteils) (vgl. Schreckenbach 1994) besitzen. Die handelsüblichen "Goldfisch"-Futtersorten sind daher nicht ausreichend für eine Alleinfütterung.
Da der Goldfisch keinen Magen besitzt, der u.a. tierische Proteine "vorverdaut", ist vollextrudiertes Futter (-> Extrusion) stets vorzuziehen, da hier für den Goldfisch schwerer verdauliche Bestandteile bereits verdauungsfördernd aufgespalten sind.
[Bearbeiten] Literatur
- Evans D. H./Piermarini P. M./Choe K. P.: "The Multifunctional Fish Gill: Dominant Site of Gas Exchange, Osmoregulation, Acid-Base Regulation, and Excretion of Nitrogenous Waste" in: Physiol Rev, 2005, 85: 97–177
- Fänge R., "Physiology of the swimbladder", Physiol. Rev.,1966; 46: 299-322
- Hedrick, Waltzeck, McDowell, "Susceptibility of Koi-Carp, Common-Carp, Goldfish X Common-Carp-Hybrids to Cyprinid Herpes Virus-2 and Herpesvirus-3", Journal of Aquatic Animal Health, 18: 26-34, 2006
- Lewbart G.A., "Self-Assessment Colour Review of Ornamental Fish", Manson Publishing Ltd., 1998
- Lochmann R. and Phillips H., "Baitfish" in Webster C.D./Lim C.E.: "Nutrient Requirements and Feeding of Finfish for Aquaculture", Cabi-Publishing, 2002
- Neumeyer Chr., "Das Farbensehen des Goldfisches /Eine verhaltensphysiologische Analyse" (Habilitations-Schrift), Georg Thieme Verlag (Thieme Copythek), 1988
- Piechocki R., "Der Goldfisch",Neue Brehm Bücherei-Westarp, 1990
- Pullian S. and Smith P.J., "Identification of Hybrids between Koi (Cyprinus carpio) and Goldfish (Carassius auratus)", New Zealand Journal of Marine and Freshwater Research, 1987, Vol. 21: 41-46,
- Reichenbach-Klinke H., "Grundzüge der Fischkunde", Gustav Fischer Verlag Stuttgart, 1970
- Schreckenbach K., "Kiemenerkrankungen und Ernährung bei Karpfen", Fischer & Teichwirt, 1994, 45 : 3-7
- Smith M.E. et al., "Noise-induced stress response and hearing loss in goldfish (Carassius auratus)", J. Exp. Biol. 2004 207: 427-435
- Smith P.J. and Veagh S.M., "Genetic Analysis of Carp, Goldfish and Carp-Goldfish-Hybrids in New Zealand", DOC Research and Development Series 29, New Zealand Department of Conservation, 2005
- Sollid J. et al., "Hypoxia induces adaptive and reversible gross morphological changes in crucian carp gills", J. Exp. Biol. 2003 206: 3667-3673
- Sollid J. et al., "Temperature alters the respiratory surface area of crucian carp Carassius carassius and goldfish Carassius auratus", J. Exp. Biol. 2005 208: 1109-1116
- Steffens W., "Grundlagen der Fischernährung", Gustav Fischer Verlag Jena, 1985
- Terofal F., "Süßwasserfische in europäischen Gewässern", Mosaik-Verlag, München, 1984
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Goldfisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Goldfische (Carassius auratus auratus) Umfassende Informationen rund um Goldfische