Graf Koks
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Graf Koks ist der Name einer von Kurt Tucholsky (alias "Peter Panter") in der Kulturzeitschrift Die Weltbühne Nr. 1 vom 5. Januar 1932 (S. 26) erfundenen Figur.
Erzählt wird die Geschichte des klugen Grafen Koks, der einen Gerichtsvollzieher zu sich aufs Schloss bestellt, um eine Postbeamtin zu überführen, welche die üble Angewohnheit hat, fremde Briefe zu öffnen und zu lesen. In Gegenwart des Gerichtsvollziehers schreibt Graf Koks folgenden Brief an einen Freund (Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke, Band 10, S. 7, rororo 980):
- Lieber Freund,
- da ich weiß, daß das Postfräulein Emilie Dupont dauernd unsere Briefe öffnet und sie liest, weil sie vor lauter Neugier platzt, so sende ich Dir anliegend, um ihr einmal das Handwerk zu legen, einen lebendigen Floh.
- Mit vielen schönen Grüßen
- Graf Koks
Diesen Brief verschließt Graf Koks in Gegenwart des Gerichtsvollziehers, ohne jedoch einen Floh hineinzulegen. Als der Brief ankommt, ist jedoch ein Floh drin.
Heute wird der Name Graf Koks umgangssprachlich auch scherzhaft für eine Person verwendet, die besonders vornehm oder angeberisch tut. So nennt man etwa im Ruhrgebiet einen Angeber und eingebildeten Menschen "Graf Koks von der Müllkippe" oder "Graf Koks von der Halde", im Mainzer Raum dagegen "Graf Koks von der Gasanstalt" bzw. "vom Gaswerk", wobei Koks alliterativ wie Goks ausgesprochen wird. Der Berliner Dialekt bezeichnet einen "feinen Pinkel" ebenfalls als "Graf Koks". Ähnlich scherzhaft-vulgäre Namen haben andere Vertreter des "Berliner Adels": z. B. "Graf Rotz von der Popelsburg" sowie "Lord (oder Graf) Kacke".
Ein anderer Erklärungsversuch führt die Bezeichnung zurück auf eine steifen, zylinderähnlichen Hut, der früher "Koks" genannt wurde und den ein Ende des 19. Jahrhunderts lebender englischer Dandy namens William Coke populär gemacht haben soll. Ähnliche Hüte gehörten zur Kluft wandernder Zimmermannsgesellen. Nach anderer Ansicht ist sowohl der Hut "Koks" als auch der Begriff "Keks" vom Jüdischdeutschen "gag" (für Dach) abzuleiten, woraus sich auch die Bezeichnung "Keks" für den Schädel entwickelte ("du gehst mir auf den Keks").