Grigori Moissejewitsch Mairanowski
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Grigori Moissejewitsch Mairanowski (russisch Григорий Моисеевич Майрановский; * 1899 in Batumi; † 1971) war ein sowjetischer Chemiker, Toxikologe und Experte für Hinrichtungen und der Erfinder eines sogenannten Giftstuhles.
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[Bearbeiten] Funktionen und Karriere
Mairanowski leitete das Laborinstitut des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten NKWD unter der Leitung von Lawrenti Beria. Das Labor „Nr. 12“ war der Lubjanka angeschlossen und befand sich in der Warsonofjewskijgasse 11. Bis zu Stalins Tod (1953) wurden unter der Führung Mairanowskis Giftstoffe hergestellt und an Menschen ausprobiert. Täglich brachte man zu diesem Zweck Häftlinge in die Zellen des Labors. Es wurde mit Substanzen gearbeitet, die bei Obduktionen nach politischen Morden nicht nachzuweisen sein würden. Geheimaktionen sowjetischer Agenten im Ausland sollten auf diese Weise unterstützt werden. Die Entwicklung von Gegenständen mit verdeckter Giftnadel oder -spitze wurde hier begründet. Mairanowski leitete persönlich die Entwicklung eines Spazierstockes mit vergifteter Spitze. Auch dabei wurde an Häftlingen des NKWD experimentiert [1]. Der Historiker Michail Woslenski erwähnt Mairanowskis Mitteilung an Berija, er habe „mehrere Dutzend Erzfeinde der Sowjetunion vernichtet“ [1]. Der Journalist und Russland-Korrespondent der Frankfurter Rundschau Florian Hassel berichtet, dass Mairanowski auch Experimente an deutschen Kriegsgefangenen durchführte [2].
Waleri Alexandrowitsch Wolin, der Militäroberstaatsanwalt der Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation, erklärte 1993 in einem Vortrag: „Vor kurzem erst erfuhr ich bei meiner Arbeit in der Verwaltung für Rehabilitierung, daß in Moskau beim zentralen Apparat des KGB ein Geheimlabor eingerichtet worden war, um Versuche an zum Tode verurteilten Häftlingen durchzuführen. In diesem Todeslabor unter Leitung des Doktors der medizinischen Wissenschaften, Professor Grigori Mairanowski, wurden durch KGB-Angehörige Tausende von Menschen unterschiedlicher Nationalität umgebracht.“ [3]
Unter dem Vorwurf, ein jüdischer Nationalist zu sein, musste Mairanowski in den 1950er Jahren ins Gefängnis. Nach seiner Freilassung arbeitete er bis zu seinem Tod im Jahr 1964 als Leiter eines biochemischen Laboratoriums.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ a b Michail Sergejewitsch Woslenski Das Geheime wird offenbar. Moskauer Archive erzählen, S. 56-58, Langen Müller 1995, ISBN 3784425364
- ↑ Kölner Stadtanzeiger vom 24. November 2006 Geheimlabor entwickelt Gifte für spurlose Morde
- ↑ 4. Bautzen-Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung vom 17.-18. Juni 1993 : Der 17. Juni 1953. Der Anfang vom Ende des sowjetischen Imperiums, Dokumentation, S. 76
[Bearbeiten] Literatur
- Bobrenev, Vladimir/Rjasanzew, Waleri Das Geheimlabor des KGB. Gespenster der Warsanowjew-Gasse, Ed. q, Berlin 1993, ISBN 3-86124-224-9
- Donald Rayfield Stalin und seine Henker, Karl Blessing Verlag, 2004, ISBN 3896671812
- Alexander Solschenizyn Zweihundert Jahre zusammen. Die Juden in der Sowjetunion, Herbig, 2003, ISBN 377662356X
- Michail Sergejewitsch Woslenski Das Geheime wird offenbar. Moskauer Archive erzählen, Langen Müller 1995, ISBN 3784425364
[Bearbeiten] Weblinks
- [1] Gerhard Piper Operation Litwinenko, „Die Suche nach den Tätern“
- http://www.hrono.ru/biograf/bio_m/mayranovski.html (russisch)
- Die Welt vom 15. Dezember 2006
- Der Standard vom 11. Dezember 2006
Personendaten | |
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NAME | Mairanowski, Grigori Moissejewitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Майрановский, Григорий Моисеевич (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | sowjetischer Chemiker und Toxikologe |
GEBURTSDATUM | 1899 |
GEBURTSORT | Batumi |
STERBEDATUM | 1971 |