Großmeister (Schach)
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Der Titel Internationaler Großmeister (Abkürzung GM, früher IGM) wird seit 1950 vom Weltschachbund FIDE auf Lebenszeit verliehen. Er ist der höchste von der FIDE verliehene Titel für Turnierschachspieler. Den Titel Schachweltmeister erhält der Sieger eines WM-Kampfes. Großmeister-Titel werden auch in anderen Schachsparten vergeben.
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[Bearbeiten] Qualifikation
Schachspieler, die den Titel "Internationaler Großmeister" erwerben wollen, müssen folgende Qualifikationskriterien der FIDE erfüllen: Man muss in mindestens zwei internationalen Schachturnieren eine vom Spielstärkeniveau (der sogenannten Kategorie, d.i. der Durchschnittswert der Wertungszahlen aller Turnierteilnehmer) des Turniers abhängige Mindestpunktezahl (die so genannte Großmeister-Norm) erreichen (Beispiel: 10 Turnierteilnehmer, Wertungsdurchschnitt = 2543 = Kategorie 12, Großmeisternorm = mind. 5½ Punkte aus 9 Partien). Diese GM-Norm entspricht einer Eloleistung von mindestens 2600. Die Qualifikation muss auf mindestens 24 gespielten Partien beruhen. Für die Verleihung des Titels ist außerdem eine Elo-Zahl von mindestens 2500 Punkten Voraussetzung.
[Bearbeiten] Geschichte
Der Titel Großmeister (englisch Grandmaster) wurde informell bereits im 19. Jahrhundert verwendet, zuerst am 18. Februar 1838 in der Schachspalte der Zeitung Bell's Life. Offiziell verliehen wurde der Titel zum ersten Mal von Zar Nikolaus II., der damit die fünf Preisträger des stark besetzten Turniers in Sankt Petersburg 1914 auszeichnete: Emanuel Lasker, José Raúl Capablanca, Siegbert Tarrasch, Alexander Aljechin und Frank Marshall.
Der sowjetische Schachverband vergab den Titel erstmals 1927 an Boris Werlinski, danach erst wieder 1931 an Michail Moissejewitsch Botwinnik.
Den Titel eines Internationalen Großmeisters verlieh die FIDE zuerst im Jahre 1950. In Anerkennung bisheriger Leistungen wurden Ossip Bernstein, Isaak Boleslawski, Igor Bondarewski, Michail Botwinnik, David Bronstein, Oldrich Duras, Max Euwe, Reuben Fine, Salo Flohr, Ernst Grünfeld, Paul Keres, Boris Kostić, Alexander Kotow, Grigori Jakowlewitsch Löwenfisch, Andor Lilienthal, Géza Maróczy, Jacques Mieses, Miguel Najdorf, Wjatscheslaw Ragosin, Samuel Reshevsky, Akiba Rubinstein, Friedrich Sämisch, Wassili Wassiljewitsch Smyslow, Gideon Ståhlberg, László Szabó, Savielly Tartakower und Milan Vidmar ernannt.
[Bearbeiten] Titel-Inflation
Die Anzahl der Schachgroßmeister weltweit stieg von 24 im Jahr 1950 auf 88 im Jahr 1972, heute gibt es bereits über achthundert Träger dieses Titels. Die Gründe für diese Entwicklung sind:
- Zunahme der Turnierveranstaltungen (Qualifikationsmöglichkeiten);
- politische Veränderungen in Osteuropa, die vielen starken Spielern erst die Teilnahme an solchen Turnieren ermöglichten;
- Entwicklung der modernen Informationstechnologien (Internet, Schachdatenbanken).
Die meisten Großmeister leben in Russland (156), in Deutschland gibt es 61 Spieler mit GM-Titel (Stand: Januar 2006). Island hat 7 Großmeister bei nur 300.000 Einwohnern.
Wegen dieser sogenannten Titelinflation wird derzeit von der Schachöffentlichkeit die Spielstärke eines Meisters überwiegend aufgrund seiner Elo-Zahl beurteilt. Spieler der Weltspitze mit einer Zahl oberhalb einer Marke von 2700 Elo-Punkten werden informell auch als Super-Großmeister bezeichnet.
Den Rekord als jüngster Titelträger hielt viele Jahre Bobby Fischer, der im Alter von 15 Jahren, 4 Monaten und 1 Tag Großmeister wurde. Mittlerweile hält diese Bestleistung Sergej Karjakin, der seine letzte erforderliche Titelnorm im Alter von 12 Jahren und 7 Monaten erzielte.
[Bearbeiten] Verwandte Titel
Die FIDE vergibt neben Großmeistertiteln auch die weniger bedeutenden und auf geringeren Anforderungen beruhenden Titel Internationaler Meister (IM), FIDE-Meister (FM) und Candidate Master (CM).
Zusätzlich vergibt die FIDE auch einen eigenen Großmeistertitel für Frauen (Abkürzung üblicherweise WGM für Woman Grand Master, eher unüblich ist die deutschsprachige Abkürzung FGM). Die Anforderungen für Frauen sind analog zu denen für Männer, allerdings genau um 200 Elo tiefer angesetzt.
Im Fernschach wird ein Großmeister-Titel vom Weltfernschachverband ICCF vergeben. Der ICCF hat 1997 auch den Großmeistertitel für Frauen eingeführt.
In der Schachkomposition wird der Titel Großmeister an Komponisten vergeben, wenn eine ausreichende Anzahl ihrer Schachkompositionen in FIDE-Alben veröffentlicht wurde. Auch im Lösen von Schachkompositionen gibt es entsprechende Qualifikationskriterien bei Löseturnieren für den Titel Großmeister.