Hamvas Béla
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hamvas Béla (* 23. März 1897 in Eperjes, heute Prešov; † 7. November 1968 in Budapest) war ein ungarischer Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Hamvas Béla wurde in eine religiöse Mischehe geboren. Sein Vater durfte als evangelischer Pfarrer wegen seiner katholischen Frau das Pfarramt nicht ausüben und arbeitete als Lehrer im Lyzeum in Pozsony, dem heutigen Bratislava. Wegen der väterlichen Eidesverweigerung auf die Beneš-Republik musste die Familie 1918 nach Budapest umsiedeln. Hier besuchte Béla von 1919-1923 die Pázmány Péter Universität und schrieb sich in deutscher Philologie ein. Danach war er einige Jahre Journalist bei „Budapesti Hírlap“ und bei „Szózat“. Von 1927 bis 1948 arbeitete er in der hauptstädtischen Bibliothek.
Béla galt als häuslicher Mensch. Er heiratete am 11. Juni 1929 Ilona Angyal, trennte sich aber 1936 von ihr. Im darauffolgenden Jahr ehelichte er Katalin Kemény. Zwischen 1940 und 1944 wurde er dreimal zum Militärdienst einberufen. 1945 traf eine Bombe seine Wohnung. Dabei wurden alle seine bis dahin fertiggestellten Manuskripte sowie seine umfangreiche Bibliothek vernichtet. Zu seiner Erinnerung bekränzt die Hamvas-Béla-Tischgesellschaft jedes Jahr in Balatonfüred eine dort aufgestellte Tafel.
[Bearbeiten] Werk
1943 erschein ein Band, die Unsichtbare Geschichte „Láthatalan történet“. 1944 beendete er den ersten Teil von „Scientia sacra“. Zwischen 1945 und 1948 redigierte er in den Heften der Universitätsdruckerei seine „Antológia humana - 5000 Jahre Weisheit“.
1948 wurde er in die B-lista eingetragen und zwangsberentet. Entrentet, steckte man ihn nach Szentendre als Landarbeiter, wo er den Roman „Karnevál“, und die Schriften „Unicorn“, „Silencium“, das „Geheime Notizbuch“ und die „Magia sutra“ verfasste.
Von 1951 bis 1964 war er Lagerarbeiter in Inotán, Tiszapalkonyán, und Bokod. Dort schrieb er „Patmos“, „Die Pforten der Alten“, „Sarepta“ und „Silveszter“.
1964 wurde er nochmals verrentet. Die bekannteren Werke bis zu seinem Tode sind: „Scientia sacra II“, seine „Fünf nicht gehaltenen Vorlesungen über die Kunst“. In den achtziger Jahren erschien „Karnevál“ und die „Antologia Humana“ womit die Kanonisation seines Werkes anhob, wobei aber noch in der zweiten Ausgabe von „Karneval“ 1985 wesentliche Passagen gestrichen wurden. In den neunziger Jahren erschein dann peu a peu eine Gesamtausgabe seiner Werke. Die inzwischen auf fast 20 Bände angewachsene Reihe verblasst allerdings vor der von Béla hinterlassenen Menge an Texten. Nach Meinung einiger Kenner ist bisher erst knapp die Hälfte seiner Schriften herausgegeben.
[Bearbeiten] Rezeption
In deutscher Sprache sind bisher nur die „Philosophie des Weines“ sowie die beiden schmalen Essay-Bände "Silentium" und "Bäume" erschienen. In den Ländern Osteuropas sind seine Schriften weithin bekannt. Übersetzungen liegen u.a. ins Serbische, Kroatische und Russische. Die "Philosophie des Weins" wurde inzwischen (allerdings unautorisiert) auch ins Englische und Französische übersetzt. Der Berliner Verlag Matthes & Seitz bereitet unter dem Titel "Kierkegaard in Sizilien" derzeit die Herausgabe eines umfangreichen Bandes mit Essays vor. Im Herbst erscheint außerdem im „Turnshare Verlag „ in London als deutsches Erstveröffentlichung das große Essay „Direkte Moral und schlechtes Gewissen“ („direkt moral és rossz lelkiismeret“), herausgegeben von der Philosophischen Fakultät der Universität Mainz.
Es gibt derzeit mehrere Initiativen von Übersetzern und Lesern, die sich zum Ziel gesetzt haben, die beiden zentralen literarischen Werke von Béla Hamvas den deutschen Lesern zugänglich zu machen. So übersetzt derzeit Karlheinz Schweitzer in Budapest die sechsbändige "Scientia Sacra" und in Hamburg hat sich um den hier lebenden ungarische Filmer Gabor Altorjay eine Gruppe gebildet, die im Rahmen einer ungewöhnlichen Online-Subskription versucht das Mammutwerk der Übersetzung von Karnevál zu bewältigen. Eine Aufgabe, vor der bislang jeder deutsche Literaturverlag zurückschreckte. Über die Internetseite des Projektes kann sich jeder an der Förderung der Übersetzung beteiligen.
[Bearbeiten] Bemerkung
Der Stil Bélas ist gewöhnungsbedürftig. Man fühlt sich daran erinnert, ein Maschinengewehr in der Hand zu halten. Ein kleine philologische Ausbildung schadet bei der Lektüre nicht. Hebräisch, Sanskrit und Arabisch purzeln bei ihm durch die Texte, und natürlich auch Latein und Altgriechisch. Béla zitiert alles. Ihm ist alles Quelle und gleich gültig: Astrologie, Atomphysik und Politik. Als Mensch, die vier politische Ordnungen durchleben musste, Kaiserzeit, Weimarer Republik, Pfeilkreuzler und Sozialismus, kann er keine Kraft mehr zu irgendetwas Neuem aufbringen. Also: Staat ist mit ihm nicht zu machen. Lebte er noch, wäre er garantiert ein Fall für den Verfassungsschutz. All sein Schreiben gilt der Demaskierung der huxleyschen New Speech. Gekonnt seziert er die Gesellschaft und ihre Organe als die Klaviatur des Bösen. Béla schreibt stark autobiographisch. Vor allem gerät ihm Politik und Esoterik ineinander. Er verweigert dem gutwilligen Leser eine Einordnung in die herkömmlichen Schemata, indem er diesen zwingt, die Schleier aller vorgeschobenen Klassifikationen zu zerreißen.
[Bearbeiten] Werkverzeichnis
Zu beachten ist, dass es sich hier um ungarische Ausgaben handelt, dass es also in Ungarisch geschriebene Bücher sind.
- Láthatatlan történet (1. kiad. Egyetemi Nyomda, 1943. 2. kiad. Akadémia Kiadó, 1988.)
- Henoch Apokalypsise /fordítás bevezetéssel/ (Bibliotheca, 1945.) (online: [1])
- Forradalom a művészetben /Absztrakció és szürrealizmus Magyarországon/ (1. kiad. Misztótfalusi, 1947. 2. kiad. Pannónia könyvek, 1989., ISBN 963-7272-15-1)
- A világválság (Magvető, 1983., ISBN 963-14-0074-3) (online: [2])
- Karnevál (1. kiad. 2 kötetben Magvető, 1985. 2. kiad. 3 kötetben Editio M., 1997. 3. kiad 3 kötetben Editio M., 2005) (online: [3])
- Scientia Sacra I. /Az őskori emberiség szellemi hagyománya/ (1. kiad. Magvető, 1988. 2. kiad. Editio M., 1995.) (online: [4])
- Silentium – Titkos jegyzőkönyv – Unicornis (Vigilia, 1987.) (online: [5])
- Hamvas Béla 33 esszéje (Bölcsész Index, 1987.)
- Az öt géniusz – A bor filozófiája (Életünk könyvek, 1988.)
- A bor filozófiája (Editio M, 2000., ISBN 963-85878-0-6) (online: [6])
- Tibeti misztériumok /fordítás bevezetéssel/ (Pesti Szalon, 1990.)
- Szellem és egzisztencia (Pannónia könyvek, 1988.)
- Európai Műhely I–II. /Szerk., benne: A száz könyv, I. köt., 33–72. o./ (Pammónia Könyvek, 1990., ISBN 963-7272-23-2)
- Anthologia humana /Ötezer év bölcsessége/ (1946.;ISBN 963-85323-6-X, ISBN 963-7918-01-9) online
- Szilveszter – Bizonyos tekintetben – Ugyanis (1. kiad. Életünk 1991. 2.kiad. Medio, 1997., ISBN 963-85693-1-X)
- Patmosz I–II. (2 kötet. Életünk, 1992.) (online: [7] és [8])
- A babérliget-könyv – Hexakümion (Medio, 1993., ISBN 963-85693-6-0) (online: [9])
- Tabula smaragdina – Mágia szutra (Életünk, 1994., ISBN 963-7918-06-X) (online: [10] és [11])
- Arkhai /és más esszék 1948–1950/ (Medio, 1994.)
- Scientia Sacra II. /A kereszténység/ (Medio, 1996., ISBN 963-7918-10-8) (online: [12])
- Eksztázis (Medio, 1996.) (online: [13])
- Szarepta. /Esszék, 1951-1955; 64-es cikkek, 1963-1964/ (Medio, 1998., ISBN 963-85693-5-2)
- A magyar Hüperion I. /A magyar Hüperion – Az ősök útja és az istenek útja –Magyar vonatkozású esszék/ (Medio, é. n., ISBN 963-85693-8-7)
- A magyar Hüperion II. /Az öt géniusz – Bakony – A bor filozófiája/ (Medio, é. n., ISBN 963-85693-8-7)
- A száz könyv (Medio, 2000., ISBN 963-9240-07-9)
- Az ősök nagy csarnoka I. /India/ (Medio, é. n., ISBN 963-9240-24-9)
- Az ősök nagy csarnoka II. /Kína-Tibet-Japán/ (Medio, é. n., ISBN 963-9240-25-7)
- Világválság /Válogatás Hamvas Béla folyóiratokban megjelent írásaiból/ (Hamvas Béla Kutató Intézet, 2004., ISBN 963-86682-0-2)
[Bearbeiten] Links
- Das Karneval Internet-Projekt
- Béla Hamvas Collegium
- Béla Hamvas Klub (Kopenhagen]
- Béla Hamvas Biographie von Astrid Schollenberger M.A.
[Bearbeiten] Literatur (deutsch)
- Der Seelenführer, Lászlo F. Földényi, NZZ, 8. Februar 2000
- Hungrig schrieb Hamvas seine Weinmeditationen für die Ewigkeit, Mario Scheuermann, DIE ZEIT 16.09.2004 Nr.39
- Hamvas´ Maskenball - ein Guide für diesseits und jenseits, Gabor Altorjay, lettre international, Nr. 67 , 2005
- Auf der Suche nach der Verlorenen Identität, Mario Scheuermann, taz Mag, 29. Juli 2006
Personendaten | |
---|---|
NAME | Béla, Hamvas |
KURZBESCHREIBUNG | ungarischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 23. März 1897 |
GEBURTSORT | Eperjes, heute Prešov |
STERBEDATUM | 7. November 1968 |
STERBEORT | Budapest |
Kategorien: Mann | Ungar | Autor | Geboren 1897 | Gestorben 1968