Hans A. Nikel
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Johannes Nikel (Hans A. Nikel als Publizistenname), (* 23. Februar 1930 in Bielitz) ist ein deutscher Verleger, Herausgeber und Künstler. Gründer der literarisch-satirischen Zeitschrift "Pardon".
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[Bearbeiten] Leben
Geboren 1930 in Bielitz ( früheres Österreich-Schlesien, später Oberschlesien, jetzt polnisch) war Nikel schon mit 13 als Schülerzeitschriftengründer publizistisch tätig: die einzige nicht-lizenzierte, nicht-kontrollierte Zeitung im Dritten Reich, denn Nikel verbreitete die Zeitung über den Postversand (- darauf hatte die Schulleitung keinen Zugriff). Zeichnerische und satirische Elemente bestimmen das Blatt. Neben der Schule schrieb Nikel zahlreiche Reportagen in der „Oberschlesische Zeitung“.
Mit noch nicht 15 Jahren, in der Endphase des Krieges, wird er zum Einsatz bei den Nachrichtentruppen in die Slowakei (Polhora) abkommandiert. Traumatische Erfahrungen im Partisanengebiet und auf der Flucht durch das brennende Dresden mit seinen nachgeborenen Brüdern (½ und 2 ½ Jahre) führen bei Nikel zu dem Beschluss, alles nur Mögliche gegen Kriege und Kriegsherren zu unternehmen. Nach journalistischer Ausbildung bei der "Süddeutschen Zeitung", ab 1949 Redakteur für Politik bzw. Kultur bei der "Frankfurter Rundschau". Ermöglicht durch redaktionelle Früh-, Spät- und Nachtarbeit studierte er gleichzeitig und anschließend neun Semester bei Max Horkheimer und Adorno Soziologie und Philosophie, außerdem Volkswirtschaft. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung und freier Mitarbeiter bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und dem "Hessischen Rundfunk".
Hans A. Nikel lebt heute – zusammen mit seiner ebenfalls künstlerisch tätigen Frau – in Bad Homburg.
[Bearbeiten] Herausgeber- und Verlegertätigkeit
1951 gründete Nikel, gestützt durch seine Volkswirtschaftprofessorin Charlotte von Reichenau und mit seinem fast gleichaltrigen SZ-Journalisten-Kollegen Erich Bärmeier, die „Deutsche Verbrauchervereinigung“. In direkter Folge dieser Bärmeier-und-Nikel-Initiative entstanden die ersten deutschen Verbraucherzentralen. Mit Idealismus und kaum Geld gründeten beide den 14-täglich erscheinenden „Preisbeobachter“. Sie recherchierten und schrieben ihn fast vollständig selbst, verbreiteten und verkauften ihn persönlich im Frankfurter Stadtgebiet und in gerade haltenden Straßenbahnen. - 1966 brachten Nikel und Bärmeier die Verbraucherzeitschrift „DM – Deutsche Mark“ heraus. Das eigene Testinstitut wurde offizieller Vorläufer der Stiftung Warentest.
1954 gründeten beide den Verlag Bärmeier & Nikel (B&N) mit einem Startkapital von 600.- DM. Auf einem geliehenen alten Rotaprint-Vervielfältiger druckten sie die ersten Bücher. Da kaum Geld in der Kasse war, reiste Nikel per Anhalter durch die Lande, um Redaktionen zu überzeugen, die Bücher zu rezensieren. Nikel gewann prominente Autoren wie Erich Kästner, Alexander Mitscherlich oder Gerhard Zwerenz, die Vorworte für die vorzugsweise grafischen und satirischen Bücher schrieben.
Erstes Buch: Kurt Halbritters Zeichnungen mit dem vieldiskutierten Text von Werner Finck „Disziplin ist alles“, eine brisante Reaktion auf das neu erwachte Spiel mit militärischem Denken. “Kritischer Kalender“ von A. Paul Weber.
1955 erfand Nikel die neuen Kleinen Schmunzelbücher (6 x 7 cm). Die Minis konnten mit geringstem Grundkapital und auf der Rotaprint realisiert werden. Sie wurden zu Hunderttausenden verkauft, Loriot war einer der Autoren.
Zu den Erstveröffentlichungen gehörten zuvor unpublizierter Autoren wie Robert Gernhardt, Walter Hanel, Otto Köhler, Chlodwig Poth, Felix Rexhausen, Hans Traxler, F. K. Waechter sowie eine 33-bändige Jules-Verne-Ausgabe mit Neuübersetzungen durch bedeutende Jungautoren wie Wolf Wondratschek. Harry Rowohlt beginnt mit dem ersten Buch für Bärmeier & Nikel seine Übersetzerkarriere.
1955 wird Nikel Mitinitiator und Begründer der Kriegsdienstverweigerung in der Bundesrepublik Deutschland und stellvertretender Bundesvorsitzender. Er aktiviert Prominente, so Kirchenpräsident Martin Niemöller, mit ihm zusammen auf Frankfurts Hauptwache als Redner aufzutreten und vor einer bedrohlichen Atombombenattrappe Gefahren aufzeigende Handzettel zu verteilen. Hans-Jürgen Wischnewski (der spätere Mogadischu-Befreier) ist bei seinem Verband dabei, Johannes Rau, Nikels Freunde Albert und Emil Mangelsdorf, der junge Musikmanager Fritz Rau.
1956 wird auf der ersten eigenen Druckmaschine die Zeitschrift ZIVIL gedruckt, betreut von Willy Fleckhaus, dem bedeutenden Gestalter der Suhrkamp-Bücher. Beratungsstellen werden eingerichtet. Schwierige, aber erfolgreiche Bemühungen, den Zivildienst in eine absolut gleichberechtigte Position zum Wehrdienst zu bringen. - Bertrand Russell, Jean Sibelius werden Förderer.
Seit der Zeit bei der „Süddeutschen“ hat Nikel am Konzept einer literarisch-satirischen Zeitschrift gearbeitet. Weil zu der Zeit noch niemand an einen Erfolg glaubt, müssen Bärmeier und Nikel einen hohen – persönlich verbürgten – Kredit aufnehmen, damit im September 1962 das erste Heft von Pardon erscheinen kann, schließlich unterstützt von Erich Kästner, Loriot, Werner Finck, Enzensberger u.a. Bis 1980 ist er Verleger, Herausgeber und Chefredakteur. Im September 1970 scheidet Bärmeier, der sich um die kaufmännischen Angelegenheiten gekümmert hatte, als Mitherausgeber aus und übernimmt die Zeitschrift DM. Pardon entwickelte sich zu einem Kultblatt der jüngeren Intelligenz in Deutschland, Österreich und der Schweiz und erreichte eine Auflage von mehr als 320.000 Exemplaren mit 1,5 Millionen regelmäßigen Lesern. Nikel initiiert berühmt gewordene „Pardon-Aktionen“, holt Alice Schwarzer, Günter Wallraff, Gerhard Kromschröder, Robert Jungk ins Blatt.
1972 bekommt er die Goldmedaille des Art Directors Club und ist Jury-Mitglied und Präsident verschie-dener Grafik- und Cartoon-Biennalen bzw. Ausstellungen.
[Bearbeiten] Philosophisch-künstlerische Tätigkeit
Nikel hat Pardon bis Herbst 1980 als Herausgeber geleitet, dann verkauft und sein erstes Studium wieder aufgenommen. Er promovierte 1983 in Philosophie mit einer Arbeit über Meister Eckhart.
Nach vielen früheren Vorarbeiten beginnt Nikel nach der Promotion seine Tätigkeit als Künstler und Bildhauer. Es entstehen über 120 Bronzeskulpturen und -plastiken. 1998 erfolgt eine große Ausstellung unter der Schirmherrschaft von Hans Eichel und der Laudatio des Kultusministers unter Beteiligung zahlreicher prominenter Schriftsteller, Dichter, Philosophen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.
2001 schuf Nikel den Ehrenpreis der Fairness-Stiftung, zu dessen Gründungskuratoren er zusammen mit Prof. Rupert Lay gehört. Bei dieser Stiftung setzt er sich – „in Zeiten zunehmenden persönlichen und gesellschaftlichen Mobbings“ – engagiert für den notwendigen humanen Umgang miteinander im Privaten und speziell in der Arbeitswelt ein.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen:
Johannes Nikel: Kunst will erzählen mit 107 Reproduktionen, Texte von Peter Härtling, Tschingis Aitmatow, Eva Demski, Walter Kempowski, Günter Kunert, Reiner Kunze, Peter Rühmkorf, biografisches Nachwort von Rafik Schami. ISBN 3-7619-0101-1.
Personendaten | |
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NAME | Nikel, Hans A. |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Verleger |
GEBURTSDATUM | 23. Februar 1930 |
GEBURTSORT | Bielitz |