Frankfurter Rundschau
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Die Frankfurter Rundschau (FR) ist eine linksliberale überregionale deutsche Abonnement-Tageszeitung. Die FR gehört gemeinsam mit der ebenfalls in Frankfurt erscheinenden konservativ-liberalen Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der in München erscheinenden Süddeutschen Zeitung, der Welt, der taz sowie der Bild-Zeitung zu den wichtigen meinungsbildenden Tageszeitungen in der Bundesrepublik Deutschland. Sie erscheint in einer Stadt- und in einer Deutschlandausgabe sowie in mehreren Regionalausgaben und betreibt sowohl eine Online-Ausgabe als auch ein kostenpflichtiges, für Abonnenten aber freies E-Paper.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Die FR war die zweite deutsche Tageszeitung, die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde. Im amerikanischen Sektor war sie die erste Tageszeitung, die eine Lizenz zugesprochen bekam. Die Zeitung wurde am 1. August 1945 auf Veranlassung der amerikanischen Besatzungsmacht gegründet, um den freiheitlich-parlamentarischen Gedanken zu verbreiten. Sie war somit eines der ersten Blätter der Lizenzpresse. Die FR nahm die Arbeit in den Räumen der 1943 von den Nationalsozialisten verbotenen Frankfurter Zeitung auf. Die Lizenz wurde an Wilhelm Knothe, Wilhelm Karl Gerst, Paul Rodemann, Hans Etzkorn, Arno Rudert, Otto Grossmann und Emil Carlebach vergeben, die jedoch bis auf Rudert schnell wieder ausschieden. Das Gremium setzte sich aus Sozialdemokraten, Kommunisten und mit Gerst einem sozialistischen Vertreter des politischen Katholizismus zusammen. Gerade wegen seiner Diskussionsbereitschaft den Kommunisten gegenüber wurde Gerst bereits 1946 von der amerikanischen Besatzungsverwaltung seines Postens enthoben. Im gleichen Jahr stieß der Sozialdemokrat Karl Gerold-Lang zu den Lizenznehmern. Bis 1947 wurden alle Kommunisten aus der Redaktion entfernt. In der Endphase der Lizenzpflicht 1949 gab es Bestrebungen, den Verlag zu einer gemeinnützigen Stiftung zu machen, was aber auf Druck der Amerikaner verhindert wurde. Nach dem Tod Ruderts 1954 war Gerold alleiniger Verleger der Zeitung und blieb dies bis zu seinem Tod 1973. Im selben Jahr wurde die gemeinnützige Karl-Gerold-Stiftung gegründet, die seinerzeit 100-prozentige Eigentümerin des Druck- und Verlagshaus Frankfurt wurde, das die FR herausgibt. Seit 2004 hält die Karl-Gerold-Stiftung noch einen Stammkapitalanteil von 10 Prozent.
[Bearbeiten] Aktuelle Entwicklung
Zu den regionalen Hauptkonkurrenten gehören die konservativ-liberale Frankfurter Allgemeine Zeitung und die konservative Frankfurter Neue Presse, aber auch die Regionalausgabe der Bild-Zeitung.
Die Redaktion der FR hatte ihren Sitz mehr als 51 Jahre lang im Rundschau-Haus am Eschenheimer Tor, mitten in der Frankfurter Innenstadt. Am 16. Juli 2005 zog die Redaktion und ein Teil des Verlages in das Bürogebäude Colosseo in den linksmainischen Stadtteil Sachsenhausen um. Andere Abteilungen wurden an den Druckstandort im benachbarten Neu-Isenburg verlegt, zu dem auch eine moderne Großdruckerei gehört, das Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main (DUV). Eine Pikanterie besteht allerdings darin, dass der Druckbetrieb zu 75 % von Fremdaufträgen der Axel Springer AG lebt: So wird etwa die Frankfurter Ausgabe der Bild-Zeitung dort hergestellt. Das Rundschau-Haus wurde 2006 abgerissen, weil auf dem Grundstück ein Einkaufszentrum entsteht. Die Ausgabe der FR vom 18. Juli 2005 entstand erstmals in Sachsenhausen. Einen langfristigen Standort soll die Redaktion ab 2008 in der westlichen Halle des bis dahin umgebauten Sachsenhäuser Depots bekommen.
Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten musste die Frankfurter Rundschau 2003 vom Land Hessen durch eine Landesbürgschaft unterstützt werden. Es wurde ein Investor gesucht. Anfang Mai 2004 übernahm die SPD-eigene Medienholding DDVG 90 % der Anteile am Druck- und Verlagshaus als Herausgeberin der FR. Begleitet wurde dies durch eine heftige öffentliche Diskussion, da die Zeitung nun zu den wichtigsten SPD-Medienbeteiligungen gehört. Die Sozialdemokraten betonten, man wolle eine der wenigen linksliberalen Tageszeitungen Deutschlands erhalten. Nach Versicherungen von SPD-Politikern, es werde kein Einfluss ausgeübt werden, gab es kaum Anzeichen dafür, dass Einflussnahme stattgefunden hätte.
Spätestens 2006 wollten die Sozialdemokraten ihre Beteiligung wieder auf deutlich unter 50 % reduziert haben. Um das Haus vor der drohenden Insolvenz zu retten, fuhr die Hamburger Holding mit Hilfe der hanseatischen Unternehmensberatergruppe Schickler & Partner einen drastischen Sparkurs.
Durch Entlassungen und Outsourcing ist die Zahl der Beschäftigten binnen drei Jahren von rund 1700 auf 750 Stellen gesunken. Trotzdem ist sie inzwischen die einzige Tageszeitung in Frankfurt, die noch im Straßenbild und in Gaststätten durch mobile Verkäufer präsent ist, nachdem alle anderen diese Art des Vertriebs eingestellt hatten. Allerdings sind diese nicht durch den Verlag selbst, sondern durch einen Vertriebspartner eingestellt.
Am 16. Mai 2006 gab die Gesellschafterversammlung des Druck- und Verlagshauses Frankfurt bekannt, dass sie sich mit sofortiger Wirkung von dem bisherigen Chefredakteur der Zeitung, Wolfgang Storz trennen werde. Die Redaktion der Frankfurter Rundschau protestierte auch auf der Titelseite gegen die Ablösung ihres Chefredakteurs Wolfgang Storz. Am Mittwoch, dem 17. Mai 2006 stand dort: „Die Redaktion nimmt die Entscheidung des Mehrheitsgesellschafters zur Kenntnis, legt aber Wert auf die Feststellung, dass sie die Entlassung des Chefredakteurs nicht billigt.“[1] Als Nachfolger wurde zum 1. Juli 2006 der bisherige Chefredakteur der Berliner Zeitung, Uwe Vorkötter berufen.
Am 18. Juli 2006 gaben die DDVG und der Kölner Verlag M. DuMont Schauberg bekannt, dass die DDVG 50 % der Anteile plus eine Aktie an DuMont Schauberg verkauft hat – zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Die DDVG hält in Zukunft noch 40 % des Kapitals, die restlichen 10 % verbleiben bei der Karl-Gerold-Stiftung.[2] In einem vorangegangenen Bericht in der Süddeutschen Zeitung war von einem Kaufpreis von 35 Millionen Euro die Rede. Von noch 750 Stellen entfallen in den nächsten zwei Jahren nochmals 200.
Die Frankfurter Rundschau wird im Mai 2007 auf das kompakte Tabloid-Format umsteigen. Damit verbunden sind eine Umstrukturierung der lokalen Berichterstattung und die Einstellung der Plus-Beilagen. Erweitert wird das Ressort Wissen & Bildung, das künftig an sechs Tagen mit jeweils zwei Seiten erscheinen soll.
[Bearbeiten] Jugendredaktion FRiSCH
Die Frankfurter Rundschau unterhält eine eigene Jugendredaktion. In Berlin wird das Projekt in einem engen Kontakt zwischen einzelnen Klassen Berliner Schulen und dem Berliner Büro der Rundschau als FR in der Schule umgesetzt.
In Frankfurt besteht die Jugendredaktion aus etwa zwölf Jugendlichen zwischen 15 und 21 Jahren, die sich wöchentlich zur Redaktionssitzung treffen. Die Jugendlichen recherchieren und schreiben eigene Artikel, führen Interviews und vieles mehr. Die Artikel der jungen Redakteure aus Frankfurt und Berlin erscheinen jeden Dienstag im FR Plus Wissen & Bildung. Außerdem stehen die Artikel in der Online-Ausgabe, die die Rundschau, wie sie in Frankfurt nur kurz genannt wird, seit einigen Jahren betreibt. Unter anderem ein Flughafenbetreiber und eine Fastfood-Kette fördern das Projekt.
[Bearbeiten] Trivia
Zu einem spektakulären Zwischenfall kam es am 3. August 2004. Die Auslieferung der Tagesausgabe wurde gestoppt, nachdem auf der Titelseite ein Fehler bemerkt wurde. Im Titelkopf stand nicht wie sonst „unabhängige“, sondern „abhängige“ Tageszeitung. Die Vorsilbe war von einem Bild des Schauspielers und Regisseurs Woody Allen überdeckt. Die Geschäftsführung ging offen mit dem Problem um und betonte, es handele sich um einen technischen Fehler. Eine bewusste Manipulation durch Mitarbeiter sei auszuschließen. Dass ein technischer Fehler im Redaktionssystem schuld gewesen sein soll, zieht die Die Welt in Zweifel. Die Übernahme der Zeitung durch die SPD-Holding DDVG habe in der FR-Redaktion für „Verwerfungen“ gesorgt. Zudem hätten viele Beschäftigte ohnehin nichts mehr zu verlieren, da 350 Stellen abgebaut werden sollten. Um einen Imageschaden abzuwenden, wurden bereits ausgelieferte Exemplare wieder eingesammelt. Insgesamt waren 61.450 Exemplare der Lieferungen in die neuen Bundesländer (einschließlich Berlin) betroffen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Emil Carlebach: Zensur ohne Schere, Die Gründerjahre der „Frankfurter Rundschau“ 1945/47. Frankfurt, 1985. ISBN 3-87682-807-4
[Bearbeiten] Weblinks
- Online-Ausgabe der Frankfurter Rundschau
- Projekt FRiSCH
- Bericht über den Fehler vom 3. August 2004
- Kommentar dazu aus Sicht der WELT
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Das Ende einer Traditionslinie. Deutschlandradio Kultur, 18. Mai 2006 (Zugriff am 30. Oktober 2006)
- ↑ [1] Frankfurter Rundschau, 18.07.2006 Presseerklärung zur Übernahme durch das Verlagshaus Neven DuMont