Hans Bothmann
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Hans Bothmann (* 11. November 1911, † 4. April 1946 (Suizid)) war Zweiter Leiter des Vernichtungslagers Chelmno in dem Dorf Kulmhof (Chelmno nad Nerem) im damaligen Landkreis Warthbrücken.
[Bearbeiten] Leben
Bothmann wurde am 11. November 1911 in Lohe (Süderdithmarschen) geboren. Er war Angehöriger der Staatspolizeileitstelle Posen (Poznan) im Rang eines Kriminalkommissars und SS-Hauptsturmführers.
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg
Im März/April 1942 löste Bothmann Kriminalkommissar Herbert Lange von derselben Dienststelle als Leiter des „SS-Sonderkommandos Kulmhof“ oder „SS-Sonderkommandos X“ im Vernichtungslager ab.
Bothmanns Zeit in Chelmno bis Ende März 1943 umfasste die Phase der intensivsten Mordtätigkeit.
Nach einem Sonderurlaub im April 1943 kamen alle 85 Angehörigen des „SS-Sonderkommandos X“, offenbar auf eigenen Wunsch unter ihrem Kommandeur Bothmann, geschlossen zur 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“. Sie wurden in Jugoslawien im Kampf gegen Partisanen als Feldgendarmerie eingesetzt, wobei die Einheit erhebliche Verluste erlitt.
Mitte Februar 1944 vereinbarten der Reichsführer-SS Heinrich Himmler und Reichstatthalter Arthur Greiser, das Ghetto Litzmannstadt (Lódz) solle „personell auf ein Mindestmaß verringert“ werden und dürfe „nur so viel Juden, wie sie unbedingt im Interesse der Rüstungswirtschaft erhalten werden müssen“, behalten. Zugleich wurde festgelegt: „Die Verringerung wird durch das im Gau schon früher tätig gewesene Sonderkommando des SS-Hauptsturmführers Bothmann durchgeführt werden.“ Himmler werde Befehl erteilen, Bothmann mit seinen Leuten aus dem Einsatz in Kroatien herauszuziehen und „dem Gau Wartheland wieder zur Verfügung zu stellen“.
Im April 1944 kehrte Bothmann mit einem Teil seiner Männer von der SS-Division „Prinz Eugen“ nach Chelmno zurück. Die bereits beschlossene „Verringerung“ durch das SS-Sonderkommando begann erst Mitte Juni 1944. Zwischen dem 23. Juni und dem 14. Juli 1944 wurden 7.176 jüdische Männer, Frauen und Kinder in 10 Eisenbahntransporten von Litzmannstadt in das wiedereröffnete Vernichtungslager Kulmhof abtransportiert und dort in den Gaswagen ermordet.
Als sowjetische Truppen Litzmannstadt eingenommen hatten, erschossen Bothmann und seine Männer in der Nacht vom 17. zum 18. Januar 1945 die letzten noch lebenden jüdischen Arbeiter, die seit Abschluss der Transporte Mitte Juli 1944 noch mit Aufräumungsarbeiten zur Beseitigung aller Spuren der Vernichtung befasst waren. Bothmanns Kommando setzte sich nach Westen ab, wurde endgültig aufgelöst und auf verschiedene Polizeidienststellen verteilt.
Im Februar 1945 wurde Kriminalkommissar Bothmann Leiter des Grenzpolizeikommissariats Flensburg. Er geriet nach Kriegsende in britische Haft und beging am 4. April 1946 in Heide (Holstein) Selbstmord durch Erhängen.
[Bearbeiten] Literatur
- Adalbert Rückerl (Hg.), NS-Vernichtungslager im Spiegel deutscher Strafprozesse. Belzec, Sobibor, Treblinka, Chelmno, dtv dokumente, München 1977, ISBN 3423029048.
- Eugen Kogon/Hermann Langbein/Adalbert Rückerl (Hg.), Nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas. Eine Dokumentation, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3100404025.
- Lucjan Dobroszycki (Hg.), The Chronicle of Lódz Ghetto 1941-1944, Yale University Press, New Haven/London 1984, ISBN 0300032080.
Personendaten | |
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NAME | Bothmann, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | Zweiter Leiter des Vernichtungslager Kulmhof |
GEBURTSDATUM | 11. November 1911 |
STERBEDATUM | 4. April 1946 |