Heilbronn-Böckingen
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Wappen | Karte |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Stadt: | Heilbronn |
Geografische Lage: | Koordinaten: 49° 08' N, 09° 11' O49° 08' N, 09° 11' O |
Einwohner: | ca. 21.600 (2006) |
Adresse der Amtsverwaltung: |
Grünewaldstraße 15 74080 Heilbronn |
Lagekarte | |
Böckingen ist mit etwa 21.600 Einwohnern der größte und älteste Stadtteil von Heilbronn.
Der Ort liegt am linken Ufer des Neckars gegenüber von Heilbronn, jedoch etwas nach Süden versetzt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Erste Besiedlungsspuren in Böckingen datieren um 4000 v.Chr. Die fruchtbaren Neckarauen mögen Anlass zur Besiedlung gegeben haben. Um 85/90 n.Chr. errichteten die Römer bei Böckingen das zum Neckar-Odenwald-Limes gehörende Kastell Heilbronn-Böckingen, welches 1886 erstmals genau lokalisiert und später durch Ausgrabungen nachgewiesen werden konnte. In nachrömischer Zeit gehörte Böckingen zunächst zum alemannischen und dann zum fränkischen Siedlungsbereich. Eine Urkunde erwähnt im Jahr 766 Weinbau in Böckingen. Bis zum Hochmittelalter erlangt das Geschlecht derer von Böckingen sogar eine gewisse überregionale Bedeutung. Ein Bechtolf von Böckingen war im 14. Jahrhundert Burggraf in Alzey.
1342 erwarb die Reichsstadt Heilbronn drei Viertel der Vogtei in Böckingen, womit Böckingen zum reichsstädtischen Dorf wurde, wenngleich Heilbronn erst im Jahr 1431 die vollen Rechte an der Vogtei und über das Dorf erlangte. Bis ins 19. Jahrhundert stand dem Ort ein Vogt vor, der vom Rat der Reichsstadt (und das waren fast ausschließlich die Heilbronner Patrizier) bestimmt wurde. Leibeigenschaft bestand in Böckingen bis 1803.
Böckingen war das Heimatdorf von Jäcklein Rohrbach, eines der bekanntesten Anführer der Bauern im Deutschen Bauernkrieg um 1525. Rohrbach war unter anderem für die Weinsberger Bluttat verantwortlich, die das Ansehen der Bauern schwer schädigte und die Adligen zur Rache gegen die Bauern anstachelte. Nach der Niederschlagung des Aufstands wurde Böckingen zur Strafe dafür, dass es das Heimatdorf Rohrbachs war, teilweise niedergebrannt. Jäcklein Rohrbach und der Böckinger Schultheiß wurden bei lebendigem Leib verbrannt.
1802/03 ging Böckingen zusammen mit Heilbronn an Württemberg über und gehörte danach dem Oberamt Heilbronn an. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde aus dem Dorf ein industrieller Arbeiterort. Auslöser dafür waren die Errichtung einer Ziegelei im Jahr 1873 und in den 1890er Jahren die Gründung eines Bahnbetriebswerks und eines Rangierbahnhofs im Winkel zwischen der 1848 eröffneten Württembergischen Nordbahn von Stuttgart nach Heilbronn und der Kraichgaubahn, an die Böckingen 1878 einen Anschluss erhalten hatte.
1919 erhielt Böckingen das Stadtrecht. 1926 wurde der Ort an das Heilbronner Straßenbahnnetz angeschlossen. Am 1. Juni 1933 folgte die Eingemeindung nach Heilbronn. Letzter Bürgermeister von Böckingen war von 1904 bis zur Eingemeindung 1933 Adolf Alter, der auf Lebenszeit gewählt war und 1929 die Ehrenbürgerwürde bekam.
1937 wurde die Ernst-Weinstein-Siedlung[1] (heute: Kreuzgrund) errichtet, die mit ihren großzügig bemessenen Parzellen und den Häusern des Typs „Volkswohnhaus Ensle“ als Siedlung für Selbstversorger gedacht war.
Bei den Luftangriffen auf Heilbronn wurde der Ort schwer beschädigt und es gab viele Tote.[2] Am 3. April 1945 besetzten amerikanische Truppen den Ort. Nach Kriegsende entstand im Mai 1945 auf der Trappenhöhe (dem späteren Wohngebiet Schanz) auf Böckinger Gemarkung bis Dezember 1947 das amerikanische Kriegsgefangenenlager P.W.E. 10.
Die Böckinger Bevölkerung trägt den Spitznamen „Seeräuber“. Diese Bezeichnung ergibt sich aus der Tatsache, dass es in Böckingen entlang des Neckars früher den Böckinger See gab, der bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts teilweise trockengelegt und nach dem Zweiten Weltkrieg mit den Trümmern des fast vollständig zerstörten Ortes vollends zugeschüttet wurde. Vom See zeugt heute nur noch die Seestraße. Nur sehr wenige Gebäude in der Ortsmitte konnten nach Kriegsende repariert werden, so dass das Ortsbild von schlichten Gebäuden aus der Zeit um 1950 geprägt wurde.
In den 70er Jahren entstanden die Hochhaussiedlungen auf der Schanz, mit dem Kraichgauplatz als deren Mitte und dem Elly-Heuss-Knapp-Schulzentrum. Die Einwohnerzahl der Siedlung auf der Schanz überragt inzwischen die des Altorts.
[Bearbeiten] Wappen
Das Wappen von Böckingen zeigt in Gold einen schwarzen Steinbock, das vom örtlichen Stadtadel stammten könnte. Dabei gab es in Böckingen zwei adlige Familien.
Ein Böckinger Stadtadel wird erstmalig in einer Schönthaler Urkunde aus dem Jahr 1279 erwähnt, dabei wird der Name Conradus advocatus de Beckingen erwähnt. 1454 wird ein Junker Konrad von Böckingen zu Heilbronn erwähnt, dessen Sohn Eberhard dann Heilbronner Ratsmitglied wurde. Das Wappen dieses Adels zeigt ähnlich dem Wappen der Grafen zu Neipperg, drei schwarze Ringe im goldenen Schild. Nach der Oberamtsbeschreibung[3] gab es noch einen zweiten Böckinger Stadtadel, die dann im Wappen einen Bock führten. Benz von Böckingen, Ehemann von Sifride von Lauffen führte in seinem Wappen ein Bock. 1324 besaß dieser Adel einen Hof in Heilbronn, und wurde 1350 Bürger zu Heilbronn. Gestorben ist dieser Benz von Böckingen am 24. Februar 1376. Seine Nackommen Volmar und Hartmud die Böckinger sind dann auch Bürger zu Heilbronn. Bis zum Hochmittelalter erlangt das Geschlecht derer von Böckingen sogar eine gewisse überregionale Bedeutung. Ein Bechtolf von Böckingen war im 14. Jahrhundert Burggraf in Alzey.Ein Siegel aus dem 18. Jhdt. mit der Inschrift Insigel des Dorfes Böckingen zeigt den aufrechtstehen Steinbock. Auch der Dienststempel des Stadtschultheißen Böckingens zeigt diesen Bock.
[Bearbeiten] Verkehr
Zwei Haltepunkte der Kraichgaubahn befinden sich in Böckingen (Sonnenbrunnen und Berufsschulzentrum). Ein dritter Haltepunkt namens Böckingen West ist geplant. Während das Betriebswerk im Jahr 1997 geschlossen wurde, wird über den Rangierbahnhof Heilbronn-Böckingen nach Teilstillegung nur mehr der örtliche Schienengüterverkehr der Region Heilbronn abgewickelt.
[Bearbeiten] Bau- und Kulturdenkmäler
- Wasserturm
- Altes Rathaus
- Böckinger Bahnhof
- Böckinger Kastell (Bodendenkmal, Nordtor konserviert)
- Böckinger See einst
- Friedhofskapelle (1905), an der Heidelberger Straße.
- Schwarze-Hofmännin-Skulptur(1986)
- Kreuzgrund-Siedlung (1938)
- Reinöhlschule
- Bürgerhaus mit Seeräuberbrunnen
- evangelische Kirchen:
- Pankratiuskirche mit Altem Friedhof
- Auferstehungskirche (1959), am Sonnenberg
- Versöhnungskirche (1996)
- katholische Kirchen:
- Kilianskirche (1902)
- Kirche Heilig Kreuz (1991)
- evangelisch-methodistische Kirche:
- Christuskirche (1949), an der Ludwigsburger Straße
- Am Dorfplatz wurde 2004 ein Gedenkstein für die Opfer des Luftangriffs vom 10. September 1944 errichtet.
[Bearbeiten] Kultur
- Im 1975 eingeweihten Bürgerhaus finden alle Arten von Veranstaltungen statt, gleichzeitig beherbergt es eine Zweigstelle der Heilbronner Stadtbibliothek und ein Jugendhaus.
- Zahlreiche Vereine prägen das kulturelle Leben im Ort. Besonders zu nennen wären der 1962 gegründete Spielmanns- und Fanfarenzug Heilbronn-Böckingen, das 1977 gegründete Seeräuber-Fanfarenkorps Böckingen sowie der 1908 gegründete Sportverein Union Böckingen.
[Bearbeiten] Siehe auch
Eine Auflistung der Ehrenbürger von Böckingen findet sich in der Liste der Heilbronner Persönlichkeiten.
[Bearbeiten] Quellen und Anmerkungen
- ↑ Namensgeber war ein Stuttgarter SA-Mann, der von den NS-Herrschern zum Märtyrer stilisiert wurde
- ↑ Das Ehrenbuch der Stadt von ca. 1953 listet insgesamt über 7000 Namen, davon über 6500 Tote durch Bombenangriffe im September und Dezember 1944.
- ↑ Oberamtsbeschreibung Heilbronn Adelige Geschlechter, Seite 161
[Bearbeiten] Literaturverzeichnis
- Oberamtsbeschreibung Heilbronn. Herausgegeben vom statistischen Landesamt. Stuttgart. 1903.
- Eberhard Gönner: Wappenbuch des Stadt- und Landkreises Heilbronn mit einer Territorialgeschichte dieses Raumes. Herausgegeben vom Stadt- und Landkreis Heilbronn und der Archivdirektion Stuttgart. Stuttgart 1965.
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