Spitzname
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Ein Spitzname (im 17. Jahrhundert spitz = verletzend), auch Übername, Abname, Utzname, Uzname, Ulkname, Neckname, Scheltname oder Spottname, ist ein kurzer Ersatzname für den realen Namen einer Person oder Sache. Er unterscheidet sich von einem Pseudonym, auch wenn sich beide Begriffe überschneiden.
Über die Ableitung vom Spottnamen ist ein Spitzname ursprünglich mit einer negativen Assoziation besetzt, ist jedoch zunehmend neutral im Sinne eines Nicknamens. Im familiären Umfeld können spitze Beinamen auch eine positive Wirkung haben und sind dann einem Kosenamen ähnlich bzw. gleichgestellt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Motivation
Ein Spitzname wird nicht von der namenstragenden Person bzw. der Person/Gruppe mit Namensrecht (bei Gegenständen) selbst vergeben, sondern entsteht durch Außenstehende.
Der Spitzname dient:
- der Charakterisierung einer Person,
- als Abkürzung für längere Namen (z. B. Bartel für Bartholomäus) oder auch
- zur Demonstration einer freundschaftlichen Beziehung
- zur Unterscheidung bei mehreren Personen gleichen Namens z. B. Girgl oder Schorsch für Georg.
In einigen Kulturen (Beispiel Thailand) dienen Spitznamen dazu, gegebenenfalls vorhandene böse Geister vom wahren Träger eines Namens abzulenken.
Neben Personen können auch Gebäude, Autos oder Städte bzw. deren Einwohner Spitznamen tragen.
[Bearbeiten] Spitznamen von Personen
Ein Spitzname kann sich direkt auf den Namen einer Person beziehen. Häufig sind das diminutive Formen des Vornamens oder des Familiennamens. Meist sind es Kurzformen auf -i. Zum Beispiel Steffi für Stephanie, Jenny für Jennifer oder Olli statt Oliver; bzw. Hoffi für den Familiennamen Hof(f)mann oder Schmitti für den Familiennamen Schmidt oder Schmitt.
Ein Spitzname kann sich auf körperliche Gebrechen und andere Auffälligkeiten einer Person oder auch deren Nachkommen beziehen, auch wenn sie diese Stigmata selbst nicht mehr besitzen. Beispiele sind hier, Schnappisch für einen der hinkt (Schnappisch-Peter für den Sohn des Schnappisch) oder Locke für jemanden mit einer Glatze.
In ländlichen Gebieten, wo einzelne Familiennamen lokal gehäuft vorkommen, ist es üblich, Personen nach Flurnamen zu benennen (z. B. Vogelegg-Meier) oder nach dem Beruf (z. B. Sattler-Meier) zu unterscheiden. Oft werden in solchen Gebieten die Erstgeborenen zeitlebens nicht beim Namen genannt, sondern nur "Bub" oder "Mädchen".
[Bearbeiten] Spitznamen, die sich auf den Beruf beziehen
- Blau, Blaubüdel - Schiffszimmermann Seefahrt
- Blitz - Elektriker (Seefahrt)
- Blutsauger - Anwalt, Kreditgeber
- Bordsteinschwalbe, Dirne, Nutte oder Puffotter – Stricherin bzw. Hure
- Boss – Vorgesetzter
- Brandineser - Schnapsbrenner in Wien
- Budiker - Gastwirt
- Bulle – Polizist
- Bullette - Polizistin, Politesse
- Decksbauern - Decksbesatzung (Seefahrt)
- Dreiphasenkasper - Elektriker
- Duttlsheriff - Politesse im Wiener Dialekt
- Farbverteilungstechniker - Anstreicher, Maler und Lackierer, Maler (Künstler)
- Feudelgeschwader - Steward (Seefahrt)
- Frikadellenschmied - Koch
- Funke(nschlosser) - Elektriker
- Fußbodenkosmetikerin - Reinigungskraft, Putzfrau
- Giftmischer - Apotheker
- Hai – Immobilienmakler
- Häfnbruder - in Wien für jmd. im oder aus dem Gefängnis
- Holzwurm – Tischler
- Hupfdohle - Tänzerin, Ballerina
- Kabelaffe, Kabelbongo - Baufernmeldesoldat, Fernmelder (Bundeswehr)
- Kellerkinder - Maschinenraumpersonal (Seefahrt)
- Kibara - in Wien für Kriminalbeamter bzw. Polizist
- Kibarei - in Wien für Polizei
- Knacki, Knasti- Gefangener
- Knochenschlosser - Chirurg
- Kolonne Fress - Küchenpersonal (Seefahrt)
- Kredithai - Geldverleiher
- Krampfaderngeschwader - Küchenpersonal (Bundeswehr)
- Küchenbulle - Koch
- Mehlwurm - Bäcker
- Pinselquäler oder auch Lackaffe - Anstreicher, Maler und Lackierer, Maler (Künstler)
- Puffmutter, Madame - Bordellwirtin
- Postbüddl - Postbote (Plattdeutscher Ausdruck)
- Loddel oder Lude – Zuhälter
- Pauker – Lehrer
- Püschologe - Psychologe, Psychiater, Therapeut
- Putze - Putzfrau
- Rechtsverdreher - Rechtsanwalt, Advokat
- Rennleitung, auch Streifenhörnchen, Trachtengruppe, Fanclub Grün-Weiß - Polizei
- Rinnsteinkosmetiker - Straßenkehrer
- Ritzenschieber - Schienenreiniger, Gossenreiniger, Straßenfeger
- Saftschubse - Flugbegleiterin, Stewardess
- Sanitöter - Sanitäter (Bundeswehr)
- Seelenklempner - Psychotherapeut
- Schani - früher Kellner in Wien
- Scheich - Bootsmann (Seefahrt)
- Schietgang - Schiffsreiniger in Hamburg (Mrz.)
- Schrotthöker - Alteisenhändler
- Schwarzer Sheriff - Angestellter eines Sicherheitsdienstes
- Sesselfurzer - Beamter
- Sottje - in Hamburg für Schornsteinfeger
- Stoppelhopser - Infanterist, Panzergrenadier
- Strippenzieher - Elektriker
- Trafokutscher - Elektrolokführer
- Udel - (früher) Polizist in Hamburg
- Werftgrandi - Werftarbeiter
- Winkeladvokat - Rechtsanwalt
- Zollmops - Zollbeamter
- Tausend-Hilflose-Wichte - THW (Technisches Hilfswerk)
[Bearbeiten] Spitznamen, die die Nation oder den Herkunftsort betreffen:
Beispiele:
- Ami (in Deutschland für einen US-Amerikaner)
- Baguettefresser (in Bayern für einen Franzosen)
- Bazi (vorwiegend fränkisch) für Bayern und auch Österreicher
- Boche (im Französischen, früher teilweise auch in Großbritannien und den USA) verächtlich für einen Deutschen
- Bockwurst (in der Schweiz gebräuchlich für einen Deutschen)
- Charlie (Viet Cong hieß abgekürzt V.C.; ICAO-Alphabet "Viktor Charlie" woraus später "Charlie" wurde) bzw. "Gook" (Bezeichnung von US-Soldaten im Koreakrieg und im Vietnamkrieg für den Vietcong-Soldaten (Vietnamese) bzw. im Koreakrieg den Koreaner. Ein Begriff, der abwertend sein sollte/war, jedoch falsch abgeleitet wurde. Mehr dazu in Englisch unter "Gook":[1]
- Franzmann, ostdeutsch: Franzacke oder Franzeck (im Deutschen zumeist verächtlich für einen Franzosen)
- Franzkittel: (wegen der ehemals unterschiedlichen Kleidung) recht harmlos für einen Franzosen
- Fritz (z. B. in Russland und Polen für einen Deutschen)
- Froschfresser (im Deutschen für einen Franzosen) wird in diesem Zusammenhang als noch verächtlicher und sehr beleidigend verwendet)
- Fudler, Groschli (in der Ostschweiz gebräuchlich für einen Österreicher)
- Gaucho oder Che (in Lateinamerika für Argentinier)
- Gehsteiglecker (für einen Schwaben)
- Gringo in Mexico für US-Amerikaner
- Gscherter, von Geschorener, abwertende Bezeichnung von Wiener für Österreicher vom Land
- Heini (US-amerikanisch für die Deutschen, insbesondere Wehrmachtssoldaten, im Zweiten Weltkrieg)
- Imi (für einen die örtliche Lebensart Imitierenden, in Köln für jemanden der zugezogen und kein "Ur-Kölner" ist)
- Inselaffe (sehr verletzend) für einen Engländer
- Itaker (abwertend) für einen Italiener, Ursprung WKII, Afrikakorps, für italienische Soldaten (ITAlienischer KAmerad=Itaka)
- Iwan (z. B. im Deutschen für einen Russen)
- Jerry (US-amerikanisch für die deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg)
- Juster (gesprochen: "Juschta") (in der Deutschschweiz für einen Sensetaler/Kt. Freiburg)
- Kanake (Schimpfwort) für Ausländer
- Kartoffel / Kartoffelkopf (Bezeichnung für einen Deutschen)
- Käskopp oder Kaskopp (ebenfalls für einen Niederländer)
- Katzenstrecker (in der Schweiz für die Luzerner. Der Katzenstrick ist ein beliebter Ausflugsort. Die Bezeichnung "Katzenstrecker" kommt daher, weil im Luzerner Dialekt das i wie ein e ausgesprochen wird.)
- Kraut (in Großbritannien und den USA für einen Deutschen, bezugnehmend auf Sauerkraut)
- Leimi (abgeleitet vom englischen "lime"), deutsche Bezeichnung für britische Matrosen
- Lötschi (scherzhaft für einen Walliser)
- Meiser (in der Schweiz für Italiener)
- Mof (von Muffträger, in den Niederlanden ein Schimpfwort für einen Deutschen; MOF bedeutet auch Mensch ohne Freunde, siehe Liste der Abkürzungen (Netzjargon))
- Moosbüffel für einen Oberpfälzer
- Mostschädln, abwertende Bezeichnung für Bewohner des Bundeslandes Oberösterreich
- Mundls, abgeleitet aus von der Hauptperson der Fernsehserie "Ein echter Wiener geht niemals unter" abwertende Bezeichnung für Wiener
- Neandertaler, abwertende Bezeichnung für Bewohner des Bundeslandes Niederösterreich
- Ösi (in Deutschland, als Bezeichnung für einen oder die Österreicher [der Ösi; die Ösis])
- Piefke (in Österreich für einen oder die ehemaligen Preußen bzw. heutzutage für einen oder die Deutschen [der Piefke; die Piefkes] als relativ harmloses Schimpfwort im Gebrauch)
- Poilu (für den einfachen französischen Soldaten bis zum Zweiten Weltkrieg)
- Polacke (sehr verletzend)für einen Polen (Polacke oder Polake heisst Polenpenner)
- Preis (in Luxemburg für einen Deutschen)
- Preiß (in Bayern für fast alle Deutschen von außerhalb Bayerns – noch abwertender ist allerdings "Saupreiß"; doch auch "Saupreiß, japanischer!" oder "Saupreiß, digitaler!" soll in Bayern bereits gehört worden sein ...)
- Quiddje in Hamburg für Zugereiste
- Ruhri (meist abwertende bezeichnung für ein Ruhrpottler, der weder Rheinländer noch Westfale ist. Ruhri wird als Abkürzung für Ruhrpottimmigrant oder Ruhrpottimperialist verwendet. )
- Schäfchen (starke orientalische Abwertung für einen Deutschen)
- Schlappeflicker (=Schuhmacher), im Saarland verächtlich für einen Pfälzer (oft wird auch ein "Pällzer" vorangegestellt)
- Schluchti (="Schluchtenscheisser", "Schluchtenkacker"), sehr verächtlich für einen Österreicher
- Schwab oder Schwob (in der Schweiz für einen Deutschen)
- Schwab oder Schkop (in Polen und auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien für einen Deutschen)
- Spaghetti, Makkaroni oder Itaker für einen Italiener
- Spaghettifresser (in Bayern für einen Italiener)
- Spaniockel (verächtlich für Spanier)
- Stierwascher, verächtliche Bezeichnung für Salzburgerer
- Tee-Sieder für Engländer, da diese so viel Tee trinken und sehr häufig "Tea Time" machen.
- Teppich-Tiger für Engländer (weil selbst in Küche und Bad bevorzugt Teppich verlegt wird)
- Tschusch bzw. Tschuschen (in Österreich verächtlich, ursprünglich einzig für Bewohner des früheren Jugoslawien, heutzutage aber auch für andere Ausländer, zumeist mit dunklerer Hautfarbe)
- Tommy für einen Engländer oder englischen Soldaten
- Wackes im Saarland verächtlich für einen Elsässer oder Lothringer oder manchmal Franzosen im allgemeinen
- Wessi (für Westdeutsche)
- Ossi oder Zoni (für einen 'Ostdeutschen', Staatsangehörigen der ehemaligen DDR)
- Xsiberger, Bezeichnung für einen Vorarlberger in Ostösterreich
- Yankee (weitverbreitet, insbesondere in Lateinamerika für US-Amerikaner)
- Zwiebelgesicht (Bezeichnung für einen Niederländer)
- Zwockl (Pfälzisch für einen Altbayern)
Der Spitzname kann die Person mit einer berühmten Figur vergleichen. Beispiele:
- Einstein – jemand mit intelligentem Auftreten, bzw. ironisierend für das Gegenteil
- Kohl - Bezeichnung für einen Besserwisser, ironisierend für einen superschlauen Klugschwätzer
- Pavarotti, Elvis – für einen großen Sänger, bzw. ironisierend für einen schlechten
- Rockefeller - jemand mit Geld
[Bearbeiten] Kleidung
- Liebestöter - lange Unterhosen
- Ritzenputzer, Ritzenflitzer - Tanga
- Hochwasserhose - Knickerbocker oder Hosen die ein paar Zentimeter über den Knöcheln anfangen
- Äppelweste - BH
[Bearbeiten] Werkzeuge
- Eintrittskarte, Türöffner - Brechstange, Brecheisen
- Fichtenmoped, Waldmoped - Kettensäge
- Gummifutt - Gummibecher zum Zubereiten von kleinen Gipsmengen auf dem Bau
- Hebamme, 17-er - Flaschenöffner
- Lustklemme - Lüsterklemme
- Betonspecht - Meißel, Presslufthammer
- katholische Schraube - Kreuzschlitzschraube
- Telefonzelle, Knochen - meist benutzt für altmodisches, zu großes Handy
- Bodyformer, Meinungsverstärker - Baseballschläger, Knüppel o.ä.
[Bearbeiten] Fahrzeuge
- Zwiebacksäge - lautes Mofa, Moped, Roller
- Drahtesel - Fahrrad
- Nussschale - meist ein kleines Boot oder Schiff
- Schrottkiste - abwertend für ein Auto