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Heinrich Harrer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Heinrich Harrer (* 6. Juli 1912 in Obergossen, Marktgemeinde Hüttenberg; † 7. Januar 2006 in Friesach) war ein österreichischer Bergsteiger, Forschungsreisender, Geograph und Autor.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

[Bearbeiten] Herkunft, Jugend und Studium

Sein Vater Josef war Postbeamter, seine Mutter Johanna Hausfrau. Nach einer Versetzung seines Vaters besuchte er die Volks- sowie die Realschule Bruck an der Mur. Nach einer weiteren Versetzung wechselte auch Heinrich an die Realschule in Graz. Im Alter von 17 Jahren 1929 bis 1932 wurde Heinrich Harrer Mitglied in der Studentenverbindung Akademischer Turnverein Graz. In dieser Zeit entdeckte er seine große Leidenschaft: den Sport (Alpiner und nordischer Skilauf, Bergsteigen, Leichtathletik, Golf, Tennis, Handball).

Im Wintersemester 1933/34 wurde Harrer beim ATV Graz aktiv. In dieser Zeit wurde er Akademischer Abfahrtsweltmeister, Österreichischer Golfmeister und war u.a. als Hüttenwart auf der Tauplitz für die vereinseigene Schutzhütte Grazerhaus zuständig. Von 1933-1938 absolvierte er ein Studium in den Fächern Geographie und Sport an der Karl-Franzens-Universität in Graz. Im Oktober 1933 trat Harrer - nach eigenen Angaben (vgl. Lehner 2006) - Hitlers Sturmabteilung (SA) bei. Der Beitritt erfolgte somit fast 5 Jahre vor dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland.

1936 hätte Harrer bei den Olympischen Spielen in der Abfahrt und im Slalom teilnehmen sollen. Dazu kam es aber nicht, da das österreichische wie auch das Schweizer Alpin-Skiteam den Wettbewerb aufgrund von Streitigkeiten um den Profi-Status von Skilehrern boykottierte. Ein Jahr später wurde er Nationaltrainer der österreichischen Damenski-Nationalmannschaft.

[Bearbeiten] Bezwingung der Eiger-Nordwand (1938)

Das Bergsteigen übte weiterhin eine starke Faszination auf ihn aus. Am selben Tag, an dem Harrer sein letztes Staatsexamen an der Universität abgelegt hatte, am 9. Juli 1938, fuhr er nach Grindelwald in die Schweiz, um die Nordwand des Eiger im Berner Oberland, an der zuvor schon viele erfahrene Alpinisten gescheitert waren, zu bezwingen.

Vom 21. bis 24. Juli 1938 durchkletterte er zusammen mit Anderl Heckmair, Fritz Kasparek und Ludwig Vörg als erster die Eiger-Nordwand. Nach der Erstbesteigung der Eiger-Nordwand im Jahre 1938 wurde er von Adolf Hitler empfangen und erhielt von ihm ein Foto mit persönlicher Widmung. Bereits vor der Eiger-Expedition war Harrer der SS (1. April 1938) und der NSDAP (1. Mai 1938) beigetreten. Er wurde Sportinstruktor der SS im Rang eines Oberscharführers (das entsprach dem Wehrmachtdienstgrad Feldwebel), eine Tätigkeit, die er jedoch nach eigenem Bekunden nie ausübte.

Im gleichen Jahr heiratete er Lotte Wegener, die Tochter des 1930 im Grönlandeis verstorbenen deutschen Polarforschers Alfred Wegener.

[Bearbeiten] Indien und Tibet (1939 – 1951)

Im Sommer 1939 nahm Harrer an einer deutschen Erkundungsexpedition zum Nanga Parbat teil. Diese fand jedoch schon im Herbst 1939 ein Ende, als er im britischen Gefangenenlager in Dehra Dun in Indien interniert wurde. Dort traf er u. a. Nyanaponika, Nyanatiloka und Lama Anagarika Govinda. Im Dezember wurde Harrers einziger Sohn Rolf geboren. Nach vier Ausbruchsversuchen aus der britischen Internierung hatte Heinrich Harrer beim fünften Mal Erfolg und entkam am 29. April 1944 gemeinsam mit dem Leiter der Nanga Parbat-Expedition, dem Kitzbüheler Diplomingenieur Peter Aufschnaiter, aus dem Lager in Indien. Es folgte eine 21 Monate dauernde Flucht durch ein riesiges, fast menschenleeres Land, in deren Verlauf die beiden Österreicher rund 50 Pässe — keiner unter 5.000 Meter hoch — überwanden und mehr als 2.000 Kilometer zu Fuß zurücklegten. Am 15. Jänner 1946 erreichten sie das ersehnte Ziel: die tibetische Hauptstadt Lhasa (die verbotene Stadt) in dem damals noch unabhängigen Tibet.

Aufschnaiter wurde Berater der tibetischen Regierung in landwirtschaftlichen und städtebaulichen Fragen, Harrer zunächst Übersetzer und Fotograf für die tibetische Regierung, später Lehrer, Berater und schließlich Freund des jungen XIV. Dalai Lama. Mit diesem verband ihn bis zuletzt eine tiefe Freundschaft.

Wegen des tibetisch-chinesischen Konflikts von 1950/1951 floh Harrer nach Indien. Von dort kehrte er wenig später nach Europa zurück.

Über die Flucht aus dem Internierungslager nach Tibet und die danach in Lhasa verbrachten fünf Jahre schrieb er das Buch „Sieben Jahre in Tibet“. Dieses wurde zu einem Welterfolg (übersetzt in 53 Sprachen, weltweite Auflage bisher über 4 Mio.) und machte den Kärntner und den Tiroler berühmt. Es wurde später auch verfilmt. Aufgrund der Publizität dieser Verfilmung wurde durch journalistische Recherchen seine Verstrickung in den Nationalsozialismus offenbart.

Die Ehe mit Lotte Wegener wurde noch während Harrers Gefangenschaft in Indien geschieden. Seine zweite Ehe dauerte nur ein Jahr: 1953, nach Harrers Amazonas-Expedition, wurden Etta Truxa und Heinrich Harrer wieder geschieden. Sein bleibendes Glück fand er schließlich mit seiner dritten Frau Carina, die er in einem Golfclub 1957 kennenlernte.

[Bearbeiten] Zurück in Europa (1952 – 2006)

1952 kehrte Harrer nach Europa zurück, wonach er eine Reihe ethnografischer und bergsteigerischer Expeditionen (s.u.) unternahm.

Als Autor schrieb er über 20 Bücher. Sein bekanntestes Werk ist der Bestseller Sieben Jahre in Tibet, in dem Harrer seine Zeit mit Peter Aufschnaiter in Tibet und seine Bekanntschaft mit dem XIV. Dalai Lama beschreibt. 1997 verfilmte Jean-Jacques Annaud das Buch mit Brad Pitt in der Rolle des Heinrich Harrer.

Harrer wurde, als sich 1997 herausstellte, dass er 1938 SS- und NSDAP-Mitglied geworden war, kritisiert, weil er diese Fakten niemals öffentlich thematisiert habe. Nach seinen Angaben im handschriftlichen Antrag auf Heiratserlaubnis an das SS-Rasse- und Siedlungshauptamt (RUSHA, 1938) in Berlin hätte er sogar seit 1933 der in Österreich illegalen SA angehört, was er 1997 in einem Interview allerdings für eine aus den damaligen Umständen erklärbare Angeberei erklärte. Insbesondere wurde Harrer der Vorwurf gemacht, er habe sich und seine bergsteigerischen Leistungen seinerzeit für die NS-Propaganda einspannen lassen und als Bestseller-Autor nie den Versuch einer umfassenden Aufarbeitung gemacht. Speziell ist in seiner 80 Seiten umfassenden Akte der SS-Zentralverwaltung dokumentiert, dass sich Reichsführer Heinrich Himmler die Hochzeit Harrers mit Lotte Wegener persönlich gewünscht habe.

In seinem 1953 verfassten autobiografischen Bericht über die Zeit in Tibet seien allerdings „keinerlei Spuren von Herrenmenschen-Denken“ zu finden, sagen manche über Harrer. Sie verweisen auf das Gegenteil: Er zeige Interesse und Verständnis für die fremde Kultur. Andere Analytiker seiner Texte kommen zu anderen Ergebnissen.

Harrer blieb zeitlebens ein Freund des Dalai Lama, dessen Bekanntschaft er in den 40er Jahren in Tibet gemacht hat.

Heinrich Harrer starb am 7. Jänner 2006 im Alter von 93 Jahren im Krankenhaus in Friesach in Kärnten.

[Bearbeiten] Expeditionen

[Bearbeiten] Mitgliedschaft

Heinrich Harrer war bei folgenden Organisationen Mitglied:

[Bearbeiten] Werke

[Bearbeiten] Medienecho

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

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