Hellerhof (Paudorf)
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Der Hellerhof in Paudorf in Niederösterreich stellt mit dem Hauptgebäude, der modernen Pfarrkirche St. Altmann und der alten Kapelle Johannes d. Täufers, das Pfarrzentrum und den Sitz der Pfarre Paudorf-Göttweig dar. Er gehört zur Marktgemeinde Paudorf im mittleren Fladnitztal am Ostrand des Dunkelsteinerwaldes. Dieses Gebiet südlich des Benediktinerstiftes Göttweig zählt zum politischen Bezirk Krems-Land im Bundesland Niederösterreich.
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[Bearbeiten] Geschichte
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Wo der Hellerhof heute steht, erhob sich einst der Ort Dietmarsdorf. Er wurde vom Salzburger Erzbischof Dietmar I. (873-907) gegründet, und um 1100 mit Meidling und Hörfarth den Salzburger Grafen von Plaien - seit 1187 Grafen von Hardegg - übergeben.
- 12. bis 15. Jhdt.:
- 1180 Heinricus de Dietmaresdorf
- 1270 Heinrich von Hardegg verzichtet zugunsten Göttweigs auf Rechte in Dietmarsdorf.
- 1265/1270-1378 Ritter von Höbenbach besitzen den Hof zu Dietmarsdorf.
- 1276 Gertrud von Arnstein verkauft ihren Ritter Konrad von Höbenbach zu Dietmarsdorf an Stift Göttweig.
- Um 1300 zählt Dietmarsdorf 10 Häuser
- 1386 Die Grafen von Hardegg pochen auf ihr Oberhoheitsrecht über die „Salzburger Lehen: Meidling, Hörfarth und Dietmannsdorf“.
- 1378/1382 – 1410/1416 Hans der Frael zu Dietmannsdorf
- 1410/1416 – 1439/1455 Kathrey und Jacob von Leuthakcher, Burggraf zu Weikertschlag
- 1472 Wiese mit öder Hofstatt wird dem Kloster Imbach gestiftet.
- 1477 Michael von Hardegg übergibt den Hof dem Stift Göttweig zu freiem Eigen.
- Um 1490 besitzt Meister Hans Krull (+1494) von der Seligenstat, Doktor der Sieben freien Künste und der Arznei an der Universität Wien, den „Dietmannshof“. 1492 gehört ihm auch der Pfisterhof in Klein-Wien.
- Im 14./15. Jahrhundert - Verödung des Dorfes
- 16. Jhdt.:
- 1520 existieren nur noch zwei Anwesen: (Heller-) Hof (vereint mit 7 verödeten Hofstätten) und („Hörfarth“-) Mühle, eine verödete Hofstätte gehört als Wiese dem Frauenkloster Imbach im Kremstal.
- 1525-1532 Urban und Martha Holler (von da an auch Hollerhof genannt) – Zeit der Bauernaufstände (1525) und der 1. Türkenbelagerung (1529).
- 1552-1570 Hanns Fragner, Burghauptmann von Göttweig, und Sabina
- 1570-1572 Hanns Wünkhler und Sabina verw. Fragner
- 1572-1585 Mathias Porman und Sabina verw. Wünkhler;
- 1585 Die dreifache Witwe verkauft den Hof an Eustachius Khirchmair (Mitbegründer der Sebastiani-Bruderschaft in Furth - 1585).
- 1589-1599 Hanns Prockh (vermögend, verkauft den Hof aber ohne Genehmigung an Mathias von Lindegg, daraus entstehen große Probleme mit dem Stift).
- 1599-1604 Mathias und Katharina von Lindegg (Felder veröden), dann Stift Göttweig.
- 17. Jhdt.:
- 1606-1610 Jacob und Magdalena Kamper, Kaiserlicher Schlüsselamtmann in Krems (inkludiert ist das Recht, Rehe, Wölfe, Füchse, Hasen und dergleichen mit der Büchse zu jagen und Federvieh mit Leim- und Fällbaum zu fangen; Kamper erhält auch die Möglichkeit, am Hollerhof eine Weinschank zu eröffnen).
- 1610-1617 Johann Helfrid Khayser und Magdalena verw. Kamper
- 1617 Johann Zott von Pernegg (in Tirol) – Hof ist stark verschuldet
- 1617-1620 Daniel Härtl (Marktrichter von Furth 1601-1619) und Margaretha; zum Gedenken an den Erwerb des Hellerhofes lässt er eine Gedenksäule aufstellen, die später „Umgehendes Kreuz“ genannt wird. 1618 wird die Kapelle neu geweiht.
- 1620-1624 Wolff Härtl und Wandula geb. Lasberg (hohe Wirtschaftskraft des Hofes; erstmals werden ein Lustgarten und zwei Teiche erwähnt).
- 1627-1633 Gabriel Gerhardt von Falbenstein (Neffe des Abtes Georg Falb und Pfleger zu Nieder- und Oberranna) und Magdalena, geb. von Altenau (Tochter des Salzburger Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau, Großnichte des Hl. Karl Borromäus, Urgroßnichte von Papst Pius IV.).
- 1631 Prior David Gregor Corner widmet das „Gros Catolisch Gesangbuch“ / 2.Aufl. zum Neujahrsfest den Hofbesitzern Gabriel und Magdalena Gerhardt.
- 1637 Abt David Gregor Corner kauft den Hof von Magdalena (geb. von Altenau, verw. Gerhardt, dann verw. Puggl) und ihrem Gatten Elias von Seeau (Registrator der Reichshofkanzlei)für das Stift Göttweig.
- 1650-1651 Umbau unter Abt Gregor Heller zu einem prunkvollen Göttweiger Rekreationshof (Erholungshof). Anstoß dazu geben vermutlich nicht nur Barockanlagen wie Hellbrunn, sondern auch sein Verwandter (Onkel?) Abt Johann Wilhelm Heller von Garsten (1601-1613), der für seine Mönche ebenfalls ein Rekreationshaus erbauen ließ – seither Hellerhof – unter Baumeister Mathias Canevale; Steinmetzmeister Andre di Negro errichtet eine Fontana.
- 1652 Grotte im Hellerhof und Springbrunnen
- 1653 Onophrius Strohvogel (Maler aus Dürnstein) malt Grotte aus und vergoldet die Uhrzeiger.
- 1659-1678 Stuckateur Donato Rueber arbeitet immer wieder im Hellerhof.
- 1665 Meister Donato Rueber verbessert die „Wassergrotte“ sowie die Grotten „Neue Welt“ und „Eremitoria“.
- 1678 Abt Johannes Dizent widmet die neu gestaltete Kapelle Johannes dem Täufer (1679/80 wütet die Pest in den Dörfern um den Göttweiger Berg).
- 1683 Während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung lagern im Hof Salva Guardia Reiter, daher wird er nicht zerstört.
- 1695 Abt Berthold Mayr erwirbt vom Salzburger Steinmetz Pernegger ein Fischbecken aus blauem Marmor (1100 Gulden) und Statuen um 200 Gulden.
- 18. Jhdt.:
- 1712 13. Juli: Großer Hellerhof-Brand; den Schaden begutachtet Baumeister Jakob Prandtauer. Über den Wiederaufbau des Hellerhofs gibt es keine Archivakte.
- In den folgenden Jahren bleibt der Hellerhof weiterhin als Rekreationshof für den Göttweiger Konvent interessant (Tagesausflüge); 1731 Bau eines neuen hölzernen Sommerhauses; 1745 Renovierung des Hochaltars in der Hellerhofkapelle; für Abt Gottfried Bessel (1714-1749) wird jedoch das von ihm ausgebaute und mit einer Orangerie versehene Schloss Meidling zunehmend wichtiger.
- Unter Abt Magnus Klein (1768-1783) wird der Geist der Aufklärung wirksam. Die Zeit der Lustschlösser ist vorüber. Unter Kaiser Joseph II. (1780-1790) wird das schließlich zum Gesetz. Seinem Patent fallen ein Drittel aller österreichischen Klöster zum Opfer. In den Stiften (Göttweig) dürfen keine Novizen mehr aufgenommen werden. Der Hellerhof ist nur mehr wegen seiner Teiche als Fischlieferant von Bedeutung.
- 1783 Sonntägliche Christenlehre im Hellerhof für die Pfarren Göttweig und Steinaweg.
- 1790 Maurermeister Josef Schwerdtfeger aus Paudorf baut das Hauptgebäude zu einem Mietwohnhaus um, der barocke Lustgarten verschwindet.
- 19. Jhdt.:
- 1812 Mutmaßlicher Brand des "Stadels", der Wilhelm Kienzl (1857-1941) den Stoff für die Oper „Der Evangelimann“ bietet (Uraufführung 1895 in Berlin).
- 1866 Nach der Schlacht von Königgrätz dient der Hellerhof kurzfristig als Lazarett für verwundete Soldaten.
- 20. Jhdt.:
- Ab 1905 wöchentliche Schulmesse für die Schüler der neuerbauten Volksschulen von Paudorf und Höbenbach in der „warmen“ Jahreszeit. Die Errichtung einer zentralen Volksschule im Hellerhof ist vom Stift abgelehnt worden.
- 1910-1936 Verpachtungen als „Jagdschloss“:
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- 1910-1914: Prof. Gustav Wahrmuth (Erbauer der Holzveranda);
- 1915-1922: Robert Schlumberger (1874-1944), Sekterzeuger (Errichtung einer Dachboden-wohnung und eines Ziergartens im Hof);
- 1923-1924: Oberst i. R. Friedrich Khayl aus Groß Siegharts;
- 1924-1928: Baronin Heda Taxis;
- 1929-1936: Dr. Karl Hofbauer (erster Arzt mit Sitz im Pfarrbereich – mit Telefon-Anschluss).
- 1939-1945 Nach Enteignung des Stiftes durch NS-Regime im Besitz der Kreisfreien Stadt Krems (Erntekindergarten im Hellerhof).
- 1939 - 8. Dezember: Erste Sonn- bzw. Feiertagsmesse im Hellerhof
- 1941 Neubelebung der Wallfahrt Hellerhof – Maria Elend am Fohraberg durch Pfarrer P. Benedikt Ramoser (seither jährlich an einem Septembersonntag).
- 1945 Wieder im Besitz des Stiftes Göttweig (de facto), wird der Hellerhof unter Pfarrer Benedikt Ramoser (1907-1973 aus Steinaweg, 1971-1973 Abt von Göttweig) immer mehr zum Pfarrzentrum, wo sich verschiedene Gruppen etablieren: ab 1947 Pfarrjugend (1952 Erbauung des Pfarrheims), 1947 Pfarrbücherei, 1953 Männerbewegung, 1954 Frauenbewegung, 1971 gründet P. Andreas Harm den Mädchenchor „Glory Singers“.
- 1975 Neben dem Hellerhof errichtet die Gemeinde Paudorf einen Friedhof.
- 1977 Der Turm der Hellerhofkapelle erhält wieder eine Glocke.
- 1982 – 25.-27. Juni: Erste dreitägige Fußwallfahrt nach Mariazell im Hellerhof beginnend (Neun Personen mit dem „neuen“ Pfarrer P. Udo Fischer).
- 1985 – 26. Februar: Einsturz einer 12 m langen Mauer, daraufhin Gründung eines Hellerhof-Komitees, das mit Abt Clemens Lashofer (seit 1973 Abt von Göttweig) und Bischof Franz Žak das Gespräch sucht und Pläne für die pfarrliche Nutzung des ruinösen Hellerhofes erstellt. Sanierungen beginnen (Torbögen und Kapelle, Neuerrichtung der Südmauer).
- 1986 Verlegung der Pfarrerwohnung vom Stift in den Hellerhof. Kirchenneubau wird in Erwägung gezogen.
- 1991-1993 Bau der Pfarrkirche St. Altmann nach Plan des Höbenbacher Architekten Fritz Göbl.
- 1991 schenkt das Stift Göttweig den Hellerhof der Pfarre Paudorf-Göttweig.
- 1993 Verpachtung des Wirtschaftstraktes an die Marktgemeinde Paudorf:
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- 2001 Eröffnung der „Frau-Ava Bücherei“
- 2003 Eröffnung des „Wilhelm-Kienzl Museums“
- 1994-2001 Renovierung des Hauptgebäudes, der Mauer und des Gartenturms unter der Leitung von PKR-Obmann Erich Neusser (5,7 Mill. S und 17.500 Gratis-Baustunden).
- 1996 – 20. Oktober: Weihe des Hellerhofs als Pfarrzentrum durch Kardinal Dr. Franz König (1905-2004).
- 1997 – 25.8.-14.9.: 1. Internationales Bildhauersymposium im Hellerhof . Künstler (Holzbildhauer) aus zehn Nationen unter ihnen Algimantas Sakalauskas aus Litauen, der die „Evangelimann-Skulptur“ im Hellerhof geschaffen hat.
- 1997 – 17.10.: Gründung des Katholischen Bildungswerkes Paudorf. Den ersten Vortrag im Hellerhof hält der bekannte „Kräuterpfarrer“ Hermann Josef Weidinger (1918-2004).
- 1998 – 18.2.: Absetzung des Pfarrers P. Udo Fischer durch den Diözesanbischof Kurt Krenn. P. Udo hatte sich im Zusammenhang mit der Causa Croer den Unmut des Bischofs zugezogen. Die Pfarre rüstet zum Widerstand. Solidaritätserklärungen aus Kirchenkreisen, Medien und Bevölkerung sind die Folge (170.000 Unterschriften). Der für die Nachfolge zuständige Göttweiger Abt Dr. Clemens Lashofer nominiert am 18.3. P. Udo wieder als neuen Pfarrer der Pfarre Paudorf-Göttweig, die offizielle Wiedereinsetzung erfolgt erst im Jahr 2005 unter Bischof Klaus Küng!.
- Ab 2000:
- 2000 – 8.12.: Gründung der „Pilgerbruderschaft St.Altmann“. Ihre Ziele sind die Organisation der jährlichen Fußwallfahrt nach Mariazell, die Pflege des Wallfahrtswesens und die Beherbergung von Santiago-Pilgern im Hellerhof.
- 2001 – 30.1: Die Pfarrkirche St.Altmann im Hellerhof erhält den 500 Jahre alten Taufbrunnen der ehemaligen Göttweiger Pfarrkirche St. Gotthard (ugs. „Altmanni-Kirche“ genannt), welche 1718 beim großen Stiftsbrand zerstört worden ist. Der Taufbrunnen hat die Jahrhunderte in der Stiftskirche Göttweig überdauert.
- 2001 - Februar: Beginn der Neugestaltung des alten Gartens „Hellerhof-West“ (Bildung eines Garten-Komitees).
- 2001 - 3. Juni: Eröffnung der Bibliothek-Hellerhof unter gemeinsamer Trägerschaft der Marktgemeinde Paudorf und der Pfarre Paudorf-Göttweig.
- 2002 - 20.10.: Weihe der neuen David-Gregor-Corner Orgel durch Kardinal Franz König [Datails im Abschnitt „Pfarrkirche St.Altmann].
- 2003 Weihe des Witzelsdorfer Altars (Steinplatten aus den Äckern des ehemaligen Ortes Witzelsdorf nahe Höbenbach, werden im Hellerhofgarten zu einem einfachen Altar vermauert) – 2004 wird hier bereits eine Hochzeit gefeiert.
- 2003 - Stift Göttweig schenkt der Pfarre Paudorf-Göttweig das Gartenareal Hellerhof-Ost auf dem eine Außenstelle der Lebenshilfe Oberwölbling errichtet wird.
[Bearbeiten] Kapelle Johannes d. Täufers
Äußeres: Linsengegliederter Rechteckbau mit Lünettenfenstern (halbkreisförmiges Bogenfeld über dem Fenster) unter Halbwalmdach und vorgestelltem 2geschossigem Zwiebelhelmturm sowie übergiebeltem Rechteckportal. Inneres: 2jochig mit Kreuzgratgewölben über ionisierenden Pilastern und Gebälk. Schwerer, frühbarocker Stuck von 1678 an den Kapitellen und im Gewölbe. Ehem. Sakristei im S in gleicher Breite anschließend und durch eine Wand abgeteilt (1970 zur Raumvergrößerung geöffnet).- [Dehio 2003]
Die alte Hofkapelle (Kern aus dem 13. Jhdt.) wird 1618 neu geweiht. 1624 besitzt sie Turm und Glocken, 1634 drei Altäre und mehr als 20 Bilder.
1677/1678 lässt Abt Johannes Dizent die Kapelle zur Erinnerung an seinen Wahltag (24. Juni 1672) durch Künstler schmücken und Johannes dem Täufer weihen.
Den Altar schafft Matthias Schwanthaler aus Krems, das nicht mehr vorhandene Altarbild Johann Spillenbergers aus Kaschau. Der Stuck stammt von Donatus Rueber („Wiener Stuckschule“), die Fresken von Michael Christoph Grabenberger aus Stein. Die Kapelle gilt als Hauptwerk italienisch-süddeutscher Stuckkunst im Bezirk Krems. 1783 entgeht die Kapelle der Aufhebung durch Kaiser Joseph II., weil in ihr die sonntäglichen Christenlehren für die Gläubigen der Pfarren Göttweig und Steinaweg abgehalten werden. Seit 8. Dezember 1939 werden in ihr auch regelmäßig Sonn- und Feiertagsgottesdienste gefeiert. (Der Pfarrer hat nach der Aufhebung des Stiftes durch das NS-Regime eine der beiden Sonntagsmessen hierher verlegt). 1962 erhält der Altar ein 1955 von Bischofs-Koadjutor Dr. Franz König geweihtes Portatile, 1970 wird die Kapelle durch Hinzunahme des Sakristeiraums vergrößert. Am 20. Oktober 2002 segnet Kardinal Dr. Franz König die beiden Bronzestelen („Göttweiger Allerheiligenstelen“) des Paudorfer Künstlers Leo Pfisterer mit Darstellungen von Heiligen, die mit der Pfarrgeschichte verbunden sind:
- Marien-Stele (links): Ein Ahornbaum trägt die „Göttweiger Madonna“ (Holzkopie aus dem 19. Jhdt.). Im Baum ein Bibeltabernakel mit einem Neuen Testament von 1611. Am Fuß des Baumes Heilige und Selige: Märtyrer Florian und Georg, Äbtissin Erentrud, Inklusin Ava, Markgräfin Gerbirg, Abt Udo von St. Blasien, Erzbischof Dietmar I., Bischof Gotthard und Kardinal Karl Borromäus.
- Salvator-Stele (rechts): Ein Felsen mit Fischen im Netz des Menschenfischers und Retters („Salvator“) Jesus Christus und zwei Salvator-Ikonen (16.Jhdt.; 20. Jhdt.) mit Hostientabernakel. Heilige und Selige: Bischof Blasius, Abt Michael Herrlich, Bischof Adalbero, Erzbischof Gebhard, Markgraf Leopold, Bischof Altmann, Abt Berthold, Abt Wirnto und Mönchsvater Benedikt.
[Bearbeiten] Pfarrkirche St. Altmann
Baubeschreibung: Beton-Glas-Bau in Zeltform mit hochrechteckigen Fenstern über dem Grundriss von 2 Viertelkreisausschnitten. Innen hoher weiter Saalraum, die einschwingende Dachkonstruktion über dem Altar zusammenlaufend.- [Dehio 2003]
Am 8. Dezember 1987 feiert die Pfarre am Vormittag den Beginn des 50. Jahres der Einführung von Sonntagsmessen im Hellerhof. Am Nachmittag unterzeichnen Abt Dr. Clemens Lashofer, Bürgermeister Anton Greimel, Pfarrer P. Udo Fischer, Kaplan P. Dominikus Stohl und die Mitglieder des Pfarrkirchenrates Franz Fahrnecker, Josef Rennhofer, Gottfried Einzinger, Karl Brugger, Johann Lechner, Walter Magerl, Franz Magerl und Christiane Skorsch das offizielle Ansuchen der Pfarre an die Diözese um Errichtung eines Pfarrzentrums Hellerhof.
Am 5. Mai 1991, dem Fest des Patrons der alten Pfarrkirche St. Gotthard und Weihetag der alten Hellerhof-Kapelle (1618), ist Spatenstichfeier für die neue Kirche. Am 16. Juni 1991, dem Jahrestag der feierlichen Erhebung der Reliquien St. Altmanns im Jahr 1362, folgt die Grundsteinlegung durch Abt Dr. Clemens Lashofer und Diözesan-Baudirektor Dr. Heinrich Fasching (später Weihbischof). Prominentester Ehrengast ist Br. Hieronymus M. Wierzba, der letzte Sekretär des Hl. Maximilian Kolbe.
Die Kirche wird nach Plänen des Höbenbacher Architekten Mag. Ing. Friedrich Göbl von Baumeister Leopold Sandler erbaut. Die künstlerische Gestaltung liegt in den Händen von Prof. Günter Wolfsberger (Altar, Ambo, Tabernakel, Fenster, Statuen Maria mit Jesuskind und St. Altmann sowie Kreuzwegbilder). Die Gesamtkosten betragen etwas über eine Million Euro.
Nach monatelangem Weigern lässt Bischof Kurt Krenn am 8. September wissen, dass er zur Kirchweihe am 12. September 1993 doch zu kommen gedenkt. An diesem Tag überreicht Bürgermeister Karl Brugger dem Abt des Stiftes Göttweig Dr. Clemens Lashofer und dem Ortspfarrer P. Udo Fischer die Ehrenbürgerschaft.
Am 20.Oktober 1996 weiht Kardinal Dr. Franz König den gesamten Hellerhof als Pfarrzentrum. Aus Anlass des Millenniums wird eine vom Paudorfer Künstler Leo Pfisterer gemalte Christus-Ikone im Presbyterium aufgestellt, dessen Fenster von Günter Wolfsberger Dreifaltigkeit und Auferstehung symbolisieren. 2001 erwirbt die Pfarre ein aus 13 Christusbildern komponiertes Fastenkreuz des Wiener Künstlers Gottfried Hula. Am 20. Oktober 2002 weiht Kardinal Dr. Franz König die von OBM Gerhard Hradetzky gebaute David-Gregor-Corner-Orgel (21 Register). David Gregor Corner hat zu Neujahr 1631 die zweite Auflage seines Standardwerkes “Gros Catolisch Gesangbuch” dem Hellerhof-Besitzer Gabriel Gerhardt und seiner Frau Magdalena geb. von Altenau gewidmet. Als Abt hat er den Hellerhof für das Stift Göttweig erworben.
Der gotische Taufbrunnen stammt aus der alten Göttweiger Pfarrkirche St. Gotthard, die im Volksmund auch „Altmannikirche“ genannt wurde. Zum Patron der neuen Pfarrkirche wurde der Gründer der Pfarre erwählt: Bischof Altmann von Passau, der einzige als Heiliger verehrte Bischof der alten Großdiözese Passau, aus der die Diözesen Wien, Linz und St.Pölten hervorgegangen sind.
[Bearbeiten] Wappen
Das Pfarrwappen der Pfarre Paudorf-Göttweig im Hellerhof:
- Die rechte Seite steht für Göttweig, daher rechts: Das Wappen des Stiftes Göttweig (weißes Kreuz auf rotem Grund mit drei grünen Bergen).
- Die linke Seite steht für Paudorf (Hellerhof): Es wurden bewusst ein Laien- und ein Abtwappen als Vorbild gewählt:
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- Oben: Aus dem Wappen des Hellerhof-Besitzers Daniel Härtl - schwarzes Feld, in der blauen Straße drei weiße Hollerblüten (oder Rosen). Daniel Härtl hat als Besitzer des "Hollerhofs" an der damaligen Hauptstraße von Göttweig nach Herzogenburg 1618 das "Umgehende Kreuz" errichten und dort sein Wappen anbringen lassen.
- Unten: Aus dem Wappen des namensgebenden Abtes Gregor Holler - blaues Feld, in der schwarzen Straße drei goldgelbe Heller.
- Verbunden wird das Allianzwappen durch das Herzschild: Schwarzer Anker in goldgelbem Feld (aus dem Wappen des Abtes Clemens Lashofer, unter dem Pfarrnamenänderung, Kirchenbau und Pfarrsitzverlegung durchgeführt wurden.
- Über dem Wappen: Bischofsmütze mit dem Buchstaben A (Hinweis auf Bischof Altmann, Gründer der Pfarre und Patron der Pfarrkirche).
[Bearbeiten] Kienzl-Museum
Eine vom Wiener Polizeijuristen Dr. Leopold Meißner publizierte Liebes- und Brandtragödie, die sich 1812 im Hellerhof abgespielt hat, bot dem Komponisten Wilhelm Kienzl Stoff für seine Oper „Der Evangelimann“, die 1895 in Berlin uraufgeführt wurde. Die Arie „Selig sind, die Verfolgung leiden“ ist unzähligen Radiohörern vertraut. Historische Figur des „Evangelimann“ war der aus Paudorf gebürtige Abt von Göttweig Engelbert Schwerdfeger.
Die Marktgemeinde Paudorf hat den Wirtschaftstrakt des Hellerhofs adaptiert und 2002 ein Kienzl-Museum (u.a. mit Leihgaben der Stadt Wien und anderer Institutionen) eröffnet.
[Bearbeiten] Historischer Garten
Bereits 1440 wird im Hellerhof ein Teich erwähnt, 1543 der Bau einer Mauer. 1624 existieren zwei Teiche, ein Küchen- und ein Lustgarten. Unter Abt Gregor Heller wird der Garten ab 1649 zu einem barocken Prunkgarten mit Lusthaus, Brunnen, Teichen, Wasserspielen und vier Grotten umgebaut.
Ende des Prunkgartens ist die Ära Kaiser Josephs II. (1780-1790). Obst- und Forstgarten sind die darauf folgende Zweckbestimmung des Areals. Der große Teich wird Mitte des 19. Jahrhunderts, der kleine um 1970 zugeschüttet. Die 800 Meter lange Umfassungsmauer verfällt zusehends. Der im Pfarrbesitz stehende Teil (ca. 540 m) wird 1999-2001 von freiwilligen Helfern restauriert, ebenfalls einer der beiden Rundtürme aus der Zeit um 1650 (der zweite ist vermutlich im 19. Jahrhundert abgetragen worden).
Derzeit gibt es Bemühungen, den historischen Garten zu neuem Leben zu erwecken. Im Sommer 2005 hören bereits 900 Besucher im Hellerhof-Garten die konzertante Aufführung der W. Kienzl-Oper "Der Evangelimann".
[Bearbeiten] Lebenshilfegruppe
Im Ostteil des Hellerhofgartens wird am 4. Oktober 2003 eine Außenstelle der Behindertenwerkstätte Oberwölbling eröffnet. Die Anlage dient der Entlastung des Stammhauses in Wölbling und bietet bis zu acht Behinderten und zwei Betreuern als "Gartengruppe-Hellerhof" Beschäftigung im Gartenbau (Gartengestaltung und Pflanzenanzucht) und bei Holzbastelarbeiten.
[Bearbeiten] Pilger-Bruderschaft St. Altmann
Ein staatlich eingetragener gemeinnütziger Verein, mit dem Sitz im Hellerhof-Paudorf, wurde am 8. Dezember 2000 gegründet. Das Ziel der Bruderschaft sind die Organisation der jährlichen Fußwallfahrt nach Mariazell, die Pflege des Wallfahrtwesens und die Beherbergung von Santiago-Pilgern im Hellerhof.
- Zellerweg: Seit 1360 gibt es in Paudorf die Bezeichnung „Zellerweg“. Dieser Weg ist ein Teil jenes Pilgerpfades, den schon im Mittelalter die Pilger aus Südmähren, dem Wein- und Waldviertel nach Mariazell gegangen sind.
- Ziel Mariazell: 1717 ist die erste Fußwallfahrt aus der Pfarre nach Mariazell belegt, 1771 die letzte, nachdem Kaiser Joseph II. die Wallfahrten verboten hatte. Seit 1982 wird wieder jedes Jahr auf dieser ca. 100 km langen Strecke gepilgert. Anfangs waren es 15, jetzt um die 200 Fußwallfahrer. Die Paudorfer Fußwallfahrt nach Mariazell wird auch im Programm der Europawallfahrt 2007 enthalten sein.
- Bischof Altmann: Die Bruderschaft trägt den Namen des Hl. Bischofs Altmann (+ 8. August 1091), dem Gründer des Stiftes und der Pfarre (Paudorf-)Göttweig. Er war Teilnehmer der großen Pilgerfahrt ins Heilige Land 1064/1065.
- Jakobspilger: Paudorf liegt am Schnittpunkt eines historischen Mariazellerweges (Nord-Süd) und des Jakobsweges (Ost-West). Seit Ostern 2000 bitten jährlich etwa 50 Pilger, die den 3.500 km weiten Weg nach Santiago de Compostela oder nur den Österreichischen Jakobsweg (Nordroute) gehen, im Hellerhof um Herberge.
[Bearbeiten] Bildhauersymposium
1997 und 2002 veranstaltet die Marktgemeinde Paudorf im Hellerhof ein Internationales Bildhauer-Symposium unter der künstlerischen Leitung von Hannes Hermann Bischof (Höbenbach). Für 2007 ist ein weiteres Symposium geplant.
Am 6. April 2003 eröffnet Bgm. Karl Brugger den „Skulpturenwanderweg“ entlang des Höbenbachs. Dieser Weg zeigt 12 geschnitzte Skulpturen des Bildhauersymposiums 2002.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Hellerhof (Paudorf) – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
[Bearbeiten] Quellen
- Udo Fischer: Hellerhof, der weite Weg vom versunkenen Dietmannsdorf zum Zentrum der Pfarre Paudorf Göttweig (1992);
- Clemens Lashofer OSB: Profeßbuch des Benediktinerstiftes Göttweig (1983 u 1999);
- Dehio: Die Kunstdenkmäler Österreichs, Niederösterreich südlich der Donau (2003);
- Udo Fischer: St. Altmann, Kirche in Paudorf (1994);
- Udo Fischer: Mit den Füßen glauben, Wallfahrten und Prozessionen der Pfarre Paudorf-Göttweig (1997),
- Udo Fischer: Sieben gesegnete Jahre, die Renovierung des historischen Hellerhofs (2001).