Hennastrauch
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Hennastrauch | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lawsonia inermis | ||||||||||||
L. |
Der Hennastrauch (Lawsonia inermis, Synonyme: Lawsonia alba (L.) Lam., Lawsonia spinosa L. türkisch=Kina ) ist die einzige Pflanzenart in der Gattung der Lawsonia aus der Familie der Weiderichgewächse (Lythraceae). Sie wurde nach dem Botaniker Dr. Israel Lawson benannt. Sie kommt in weiten Teilen Asiens, Afrikas und in Australien vor. Aus den Blättern des Strauches wird Henna hergestellt und hauptsächlich zur Färbung der Haare benutzt. Die naturheilkundliche Anwendung der Pflanze gegen Infektionen und die Schlafkrankheit wurde inzwischen wissenschaftlich untermauert.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Pflanzenbeschreibung
[Bearbeiten] Habitus und Blätter
Es ist ein laubabwerfender Strauch oder kleiner Baum mit steifen, breit ausladenden Zweigen, der Wuchshöhen von 1,5 bis 8 Metern erreicht. Zum Teil befinden sich an kleineren Ästen Kurztriebe mit Stacheln, meist ist der Hennastrauch „wehrlos“ (lat. inermis). Die dünne Rinde hat eine weißliche bis gräulich-braune Farbe.
Die eiförmigen bis elliptischen, silbrig-grünen Laubblätter sind an beiden Enden zugespitzt und bis zu fünf Zentimeter lang. Sie sind ledrig, glatt und ganzrandig, und sitzen gegenständig auf kurzen Stielen.
[Bearbeiten] Blüten und Früchte
Der Hennastrauch blüht Frühling und Sommer hindurch; in einer Quelle heißt es sogar, er blühe die meiste Zeit des Jahres.
Die Hennablüten sind nur wenige Millimeter klein und stehen in großen sympodial verzweigten Rispen. Sie duften unterschiedlich stark. Die vier Sepalen geben den Blüten ein zerknittertes Aussehen. Auch die Farbe ist je nach Varietät unterschiedlich: weißlich, gelb, rosa (Lawsonia inermis var. rubra) und rötlich (Lawsonia inermis var. miniata). Die Kelchblätter sind gelb. Die acht Staubgefäße hängen paarweise lang über die Sepalen hinaus. Der Stempel weist eine blassgrüne Farbe auf.
Die kugelförmigen Kapselfrüchte sind erbsengroß, haben eine purpurschwarze bis blauschwarze Farbe und enthalten in einer einzigen großen Zelle zahlreiche pyramidenförmige weiche Samen.
[Bearbeiten] Kultur
Es ist unklar, wo der Hennastrauch sein natürliches Vorkommen hat. Er wächst aber nur in warmen Zonen oder wenn Wärme zugeführt wird. Der Boden sollte trocken bis leicht feucht oder mit guter Drainage ausgestattet sein. Der Hennastrauch benötigt viel Licht. Er kann sowohl mit Samen oder Stecklingen vermehrt werden. Der Hennastrauch ist Schädlingen gegenüber resistent.
Hennasträucher findet man außerhalb der Oasenplantagen in vielen Innenhöfen, wo sie vor allem wegen der Blüten, die einen betörenden Duft verströmen, gezogen werden[1]. Der Duft der Blüten wird seit Jahrtausenden im Orient geschätzt und in Parfums verwendet ("Mohammeds liebster Duft")[2][3][4].
[Bearbeiten] Henna
Seit Stars wie Madonna es in den späten 1990er Jahren in Mode brachten, wird es auch zum Einfärben der Oberhaut verwendet, um sogenannte Henna-Tattoos zu erzeugen. Die zu kosmetischen und rituellen Zwecken aufgebrachten Bemalungen mit Henna sind schon seit dem Altertum bekannt. So wurden in Ägypten Mumien mit Henna-Bemalungen gefunden. In Indien, dem Vorderen Orient und Nordafrika wird Henna auch heute noch bei Festtagen und Festlichkeiten wie Hochzeit und Beschneidung zu filigranen Körperverzierungen an Händen und Füßen benutzt (siehe Mehndi). Man kann auch keratinhaltige Stoffe wie Wolle oder Seide damit einfärben.
[Bearbeiten] Gewinnung von Henna
Henna wird aus den getrockneten und zerriebenen bzw. zermahlenen Blättern des Hennastrauches (Lawsonia inermis) gewonnen. Geerntet werden sie, indem sie von den Zweigen abgestreift werden. Um den in den Blättern enthaltenen roten Farbstoff nützen zu können, müssen sie an einem dunklen schattigen Ort getrocknet (Sonnenlicht zerstört den Farbstoff) und zu Pulver vermahlen werden.
[Bearbeiten] Henna-Farben
Die Henna-Pflanze färbt orange/rot und je nach Qualität des Hennapulvers sowie Art und Weise der Anwendung variiert der Farbton, der auf Haut und Haar erzielt werden kann, zwischen hellem Orange und dunklem Mahagonirotbraun.
Allerdings hat sich der Begriff „Henna“ so sehr als Oberbegriff für Pflanzenhaarfarben eingebürgert, dass einige Packungen von „Henna“ mit Blond, Braun oder Schwarz beschriftet ist, obwohl kaum Henna enthalten ist. Hier spielen andere färbende Pflanzen eine Rolle. Botanisch ist ein anderes Färbeergebnis als Orange/Rot bei der Hennapflanze nicht möglich. Besondere Vorsicht ist bei angeblich „schwarzfärbendem Henna“ geboten. Solche Mischungen können die chemische Farbsubstanz PPD (Phenylendiamin) enthalten, die schwere allergische Reaktionen auslösen und zu irreparablen Hautschäden führen kann.[5] Ein möglicher pflanzlicher Farbstoff für schwarze Haarfarbe ist Indigo.
[Bearbeiten] Anwendung von Henna
Henna färbt nicht direkt als Farbstoff. Die rotbraune Farbe entsteht erst durch Fermentation, das heißt durch einen Gärungsprozess, bei dem durch Bakterien und Enzyme (Fermente) bestimmte Stoffe chemisch umgewandelt werden. Dazu müssen die Blätter des Hennastrauches pulverisiert und mit warmem Wasser angerührt werden. Im Verlauf von mehreren, in der Regel sechs bis acht Stunden geht Henna dann mit eiweißhaltigen Stoffen, wie Haut, Haaren, Wolle oder Seide eine dauerhafte Verbindung ein. Den Farbentstehungsprozess nennt man in der Fachsprache „Aufziehen“. Zusätze wie Wein oder Tee variieren den Farbton des Hennas. In den Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens, wo Henna seit undenklichen Zeiten angewendet wird, mischt man dem Henna Indigo bei, um eine schwarze Färbung zu erzielen.
Den meisten hier in Deutschland auf dem Markt erhältlichen Hennaprodukten sind moderne chemische Farbstoffe beigesetzt, um eine schnelle und sichere Färbung zu erreichen. Diese sind oft für die allergieauslösende Wirkung der meisten im Handel befindlichen Hennaprodukte verantwortlich. Allergische Reaktionen auf natürliches Henna sind selten. Die allergische Reaktion auf natürliches Henna beginnt gewöhnlich innerhalb weniger Stunden. Symptome sind Juckreiz, Kurzatmigkeit und/oder eine Engegefühl in der Brust.
[Bearbeiten] Inhaltsstoffe und Pharmakologie
Der Farbstoff in Hennablättern ist das 2-Hydroxy-1,4-naphtochinon (HNQ, Lawson); die ihm zeitweilig nachgesagte krebserregende Wirkung wurde inzwischen widerlegt[6]. Hennablätter enthalten außerdem unter anderem die Verbindungen Apigenin, Luteolin, Cosmosiin, p-Cumarinsäure, 2-Methoxy-3-methyl-1,4-naphthochinon und Apiin, die, wie HNQ, jede für sich eine dem Vitamin C ähnliche antioxidative Wirkung haben[7]. Aufgrund der Anbauweise in den Ursprungsländern können Teile der Hennapflanze teils größere Mengen der verbotenen Pestizide Lindan, DDT oder DDE enthalten[8].
Extrakte der Hennablätter, insbesondere der getrockneten Blätter, sind in Laborversuchen wirksam gegen Staphylococcus aureus[9], Escherichia coli und Pseudomonas aeruginosa[10], sowie gegen Trypanosomen[11]. Dagegen kann die Anwendung von Henna bei Personen mit einem angeborenen G6PD-Mangel zu lebensbedrohlicher Hämolyse führen[12].
[Bearbeiten] Ethnobotanik
Die Verwendung von Henna als Heilmittel bei Lepra und anderen Hautkrankheiten sowie Pocken, Windpocken, Abszessen und Tumoren reicht bis weit ins Altertum und ist uns durch arabische Ärzte überliefert. Das allgemeine Wissen um diese Zusammenhänge drückt sich in den arabischen Ländern in der uralten Vorstellung aus, Henna schütze vor dem „Bösen Blick“ und zeigt sich darin, dass das Einfärben von Händen und Füßen zu allen Gelegenheiten ritualisiert ist, von denen man annimmt, ein Mensch sei in dieser Situation besonders den übelwollenden Kräften des „Bösen Blicks“ ausgesetzt. Das ist bei Geburten, Beschneidungen, Hochzeiten und Tod der Fall.
[Bearbeiten] Trivia
Das sogenannte neutrale Henna, also das Henna das nicht färbt, ist in der Regel nicht Henna, sondern besteht in den meisten Fällen aus den zerpulverten Blättern von Senna italica (Syn. Cassia obovata), die zur Familie der Leguminosen gehört.
Henna wird manchmal von Drogenhändlern missbraucht, um Haschisch zu strecken.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Olga und Octavia Engelhardt: Der Hennastrauch., gelesen am 23.07.2006
- ↑ Kirsten Albrecht Llamas: Tropical Flowering Plants: A Guide to Identification and Cultivation. Timber-Press, 2003. ISBN 0-88192-585-3. S. 249.
- ↑ N. P. Manandhar: Plants and People of Nepal. Timber Press, 2002. ISBN 0-88192-527-6. S. 286.
- ↑ S. C. Dey: Fragrant Flowers for Homes and Gardens, Trade and Industry. Abhinav Publications, 1997. ISBN 8170173353. S. 15.
- ↑ Björn M.Hausen, Martin Kaatz; Uta Jappe; Ulrike Stephan; Gunthram Heidbreder: Henna/p-Phenylendiamin-Kontaktallergie: Folgenschwere Dermatosen nach Henna-Tätowierungen. In: Deutsches Ärzteblatt 98, Ausgabe 27 vom 6. Juli 2001, Seite A-1822 / B-1564 / C-1449
- ↑ D. Kirkland und D. Marzin: An assessment of the genotoxicity of 2-hydroxy-1,4-naphthoquinone, the natural dye ingredient of Henna. Mutat Res. 537/2/2003. S. 183-99. PMID 12787822
- ↑ B. R. Mikhaeil et al.: Antioxidant and immunomodulatory constituents of henna leaves. Z Naturforsch [C]. 59/7-8/2004. S. 468-76. PMID 15813363
- ↑ H. Prosen et al.: Determination of some organochlorine compounds in herbal colouring agent henna (Lawsonia inermis) and in tea (Thea sinensis). Arh Hig Rada Toksikol. 56/1/2005. S. 1-7. PMID 15969202
- ↑ F. Aqil et al.: Effect of certain bioactive plant extracts on clinical isolates of beta-lactamase producing methicillin resistant Staphylococcus aureus. J Basic Microbiol. 45/2/2005. S. 106-14. PMID 15812867
- ↑ O. A. Habbal et al.: In-vitro antimicrobial activity of Lawsonia inermis Linn (henna). A pilot study on the Omani henna. Saudi Med J. 26/1/2005. S. 69-72. PMID 15756356
- ↑ T. Okpekon et al.: Antiparasitic activities of medicinal plants used in Ivory Coast. J Ethnopharmacol. 90/1/2004. S. 91-7. PMID 14698515
- ↑ A. N. Kok et al.: Henna (Lawsonia inermis Linn.) induced haemolytic anaemia in siblings. Int J Clin Pract. 58/5/2004. S. 530-2. PMID 15206514
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Hennastrauch – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Commons: Henna – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Henna-und-mehr.de - Informationen zur Anwendung von Henna und der Körperbemalung mit anderen Mitteln im nordafrikanischen Raum sowie Links zu international bekannten Mehndikünstlern
- Henna Page - Englische Seite
- Beschreibung der Art. (deutsch)
- Warnung: Henna ist nicht schwarz! als pdf