Herr und Hund
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Herr und Hund. Ein Idyll ist eine Erzählung von Thomas Mann.
Die erste Buchausgabe erschien 1919 in München als einmalige Vorzugsausgabe von 120 nummerierten und signierten Exemplaren. Der Ertrag kam bedürftigen Schriftstellern zugute. Die offizielle Buchausgabe erschien im gleichen Jahr in: Herr und Hund / Gesang vom Kindchen. Zwei Idyllen (1.-20. Aufl.) 1922 wurde die Erzählung in Gesammelte Werke in Einzelausgaben aufgenommen, 1945 in Ausgewählte Erzählungen und 1958 in die Stockholmer Gesamtausgabe der Werke Thomas Manns.
[Bearbeiten] Inhalt
Thomas Mann schildert in dieser Erzählung seine Erlebnisse mit dem Hühnerhundmischling Bauschan, der als halbverhungerter, kränklicher Junghund die Nachfolge des Collies Perceval - diesem hat der Autor in Königliche Hoheit ein literarisches Denkmal gesetzt - im Hause Mann angetreten hatte.
Das Werk gehört zu den besten und einfühlsamsten literarischen Zeugnissen über Haushunde und schildert verschiedene Episoden aus dem Zusammenleben mit dem Tier: Wie Bauschan auf die Stimme seines Herrn lauscht und mit diesem spielt, wie er - da die Zeiten zur Sparsamkeit mahnen und in seinem Futternapf oft nur magere Bissen auf ihn warten - Feldmäuse ausgräbt und dabei sowohl die Jagdleidenschaft als auch das kalte Grausen seines Herrn erregt, wie er einmal fast abtrünnig wird, als er einem "richtigen" Jäger begegnet, der eine Ente schießt, in welche Verlegenheit er geraten kann, wenn er unversehens tatsächlich einmal einen Fasan erbeutet oder von einem Schaf verfolgt wird, welch nervenzehrende Aufgabe das Warten für einen Hund darstellen kann, wie spannend die Begegnung mit anderen Hunden ausfallen kann und wie einmal beinahe ein Bruch in der Beziehung zwischen Hund und Herrn eingetreten wäre, als letzterer meinte, das Tier wegen okkulter Blutungen in eine Tierklinik einliefern zu müssen. Der Erzähler schließt an den Bericht über dieses Intermezzo die Feststellung an, Bauschan erfreue sich glücklicherweise einer stabilen Gesundheit und sei über das Leiden hinweggekommen. Der reale Bauschan starb allerdings eines frühen Todes; er wurde nur ca. vier Jahre alt.
[Bearbeiten] Der reale Bauschan
Bauschan war einer der Lieblingshunde Thomas Manns und das einzige seiner Tiere, das zum Protagonisten in einem seiner Werke wurde. Die beiden Pudel namens Nico, die er in höheren Jahren hielt, haben zwar sehr viel ausführlicher Einzug in seine Tagebücher gehalten und mindestens einer von beiden erscheint auch in einem Filmbericht über Thomas Mann, literarisch sind sie aber nicht in Erscheinung getreten. Bauschan lebte etwa vier Jahre in Thomas Manns Münchener Villa, die samt ihrer Umgebung den Hintergrund der Erzählung bildet. Im Winter 1919/1920 machten sich Anzeichen einer Erkrankung bemerkbar. Am 26. Dezember 1919 brachten Erika und Klaus Mann ihn in eine Tierklinik, nachdem tags zuvor ein "junger Mann mit Schmissen und Dr.-Titel" - so Thomas Mann in dem entsprechenden Tagebucheintrag - "Staupe in der jetzt grassierenden schweren Form, wovon auch ältere Hunde betroffen. Eitrige Lungenentzündung, aber auch nervöse Erscheinungen [...] Prognose trübe" diagnostiziert hatte. Am 16. Januar 1920 notierte Thomas Mann: "Aus der Klinik Meldung, endgültig, dass B a u s c h a n [im Original kursiv gesetzt] nicht wiederherzustellen sei. Auch Harnvergiftung ist vorhanden. Schmerzlose Tötung wird empfohlen und von uns denn auch angeordnet.
R. I. P.
Ich citierte gegen K. [ Katia Mann ] als Grabschrift:
"Zwar hat auch ihm das Glück sich hold erwiesen,
Denn schöner stirbt ein Solcher, den im Leben
Ein unvergänglicher Gesang gepriesen.""
Ein Bilddokument, das der S. Fischer Verlag zum Kauf anbietet (vgl. Weblink), zeigt übrigens höchstwahrscheinlich nicht Bauschan, sondern seinen Nachfolger Lux, der bei Thomas Mann auf wenig Gegenliebe stieß.
[Bearbeiten] Weblink
Bildangebot des S. Fischer Verlags, das aber wohl den falschen Hund zeigt