Holstein
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Holstein (dän. und niederdt.: Holsten, lat.: holsatia) ist der südliche Landesteil des Bundeslandes Schleswig-Holstein und wurde nach einem der drei ursprünglich ansässigen Sachsenstämme, den Holsten (eigtl. Holtsaten = „Holz-, d. h. Waldsassen“) benannt. Holstein gehörte von 811 bis 1806 zum fränkischen bzw. deutschen Reich, dessen nördlichstes Territorium es darstellte. Es war bis 1474 Grafschaft und anschließend bis 1864 Herzogtum Holstein. Bis 1806 gehörte Holstein zum Heiligen Römischen Reich, nach 1815 war es Teil des Deutschen Bundes, bis es 1864 zu Österreich und schließlich 1867 zu Preußen kam und seine politische Eigenständigkeit verlor. Seit 1946 bildet es gemeinsam mit dem Landesteil Schleswig wieder ein staatliches Gemeinwesen, das Bundesland Schleswig-Holstein.
Größte Stadt war bis 1937 Altona, bevor es als Folge des Groß-Hamburg-Gesetzes nach Hamburg eingemeindet wurde. Fortan war der alte Hauptort Kiel aufgrund seiner Bedeutung als Marinestützpunkt und Industriestandort die bedeutendste Stadt, die Provinzialregierung für Holstein und Schleswig hatte ihren Sitz allerdings von 1879 bis 1917 in Schleswig, das außerhalb Holsteins liegt.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die wohl erste schriftliche Erwähnung der namengebenden Holsteiner findet sich bei Adam von Bremen anno 1076:
- Transalbianorum Saxonum populi sunt tres: primi ad occeanum sunt Tedmarsgoi, et eorum ecclesia mater in Melindorp, secundi Holcetae dicti a silvis quas accolunt; eos Sturia flumen interluit, ecclesia Scanafeld; tercii et nobiliores Sturmarii dicuntur, eo quod seditionibus ea gens frequens agitur. Inter quos metropolis Hammaburg caput extollit, olim viris et armis potens, agro et frugibus felix.
übersetzt:
- "Der nordelbischen Völker der Sachsen sind drei, als erste am Ozean sind die Dithmarscher, und ihre Mutterkirche ist in Meldorf, als zweite die Holsteiner, benannt nach den Wäldern, die sie bewohnen; zwischen ihnen fließt der Fluss Stör, (ihre) Kirche ist in Schenefeld, der dritte und edelste Stamm heißt Stormarn, weil dieser Gau häufig von Stürmen der Unruhe ergriffen wird. In seiner Mitte erhebt die Mutterkirche Hamburg ihr Haupt, die früher reich war an Männern und Waffen, ergiebig an Land und Früchten."
Das ursprüngliche Holstein umfasste also ungefähr die heutigen Kreise Segeberg, Steinburg, Pinneberg, Neumünster, Kiel, Rendsburg-Eckernförde südlich der Eider, südliches Plön und Stormarn.
Die Grenze zum heutigen Landesteil Schleswig bildete schon seit der Zeit Karls des Großen die Eider (lateinisch: Egdor fluvius), im Osten die Levensau (nördlich von Kiel). Von 934 bis 1025 gehörte auch das Gebiet bis zur Schlei als Mark Schleswig zum Heiligen Römischen Reich.
Neben den erwähnten Gauen Dithmarschen und Holstein existierte auch der Gau Stormarn. Nachdem Dithmarschen erst dem Grafen von Stade unterstellt wurde und sich dann zu einer Bauernrepublik entwickelte, verschmolzen die Gaue Holstein und Stormarn zur Grafschaft Holstein. Die Belehnung von Adolf von Schauenburg mit der Grafschaft Holstein erfolgte 1111 durch den sächsischen Herzog Lothar von Supplinburg. Nach der Eroberung der slawischen Gebiete (Wagrien) östlich des Limes Saxoniae (Ostholstein) konnten die Grafen von Holstein auch in den westlichen Landesteilen ihre Macht gegenüber dem niederen Adel stark ausbauen. Nur in Dithmarschen hielten sich bis 1559 hinein freie Bauern.
In die Regierungszeit Graf Adolfs III. von Schauenburg und Holstein fällt der Versuch der Expansion Dänemarks unter König Knut VI. und seinem Nachfolger König Waldemar II.. Diese war, nachdem Adolf III. 1201 die Schlacht bei Stellau verloren hatte und später in Hamburg gefangen genommen worden war, für einige Jahre erfolgreich. Aufgrund der Niederlage verzichtete Graf Adolf III. im Jahr 1203 zunächst auf die Grafschaft Holstein und zog sich in die Grafschaft Schauenburg zurück, um seine Befreiung aus der Gefangenschaft zu erlangen[1]. Erst seinem Sohn Graf Adolf IV. gelang die Rückeroberung Holsteins. Denn der Versuch König Waldemars II., Holstein und weitere Territorien fest in sein Reich zu integrieren, scheiterte 1227 in der Schlacht von Bornhöved am Widerstand einer Koalition norddeutscher Fürsten unter Führung des Bremer Erzbischofs und Adolfs IV.
Die Grafen von Holstein konnten nach diesem Sieg ihre Herrschaft nicht nur in Holstein festigen, sondern bald auch im benachbarten Herzogtum Schleswig an Einfluss gewinnen, zeitweilig auch in Dänemark selbst. Damit kam es zu einer immer engeren Verbindung zwischen Holstein und Schleswig; vor allem der holsteinische Adel hatte bald große Besitztümer nördlich der Eider, und die Schauenburger stellten schließlich auch den Herzog von Schleswig.
Ab 1261 wurde die Grafschaft Holstein durch die Grafen von Schauenburg und Holstein in verschiedene Grafschaften unterteilt.
Um nach dem Aussterben der Schauenburger Grafen 1459 eine erneute Auseinanderentwicklung der Herzogtümer zu vermeiden, wählte man 1460 den dänischen König zum Herzog von Schleswig und Grafen von Holstein (wobei letzteres staatsrechtlich eigentlich nicht korrekt war, da die Grafschaft ja ein deutsches Lehen war, doch der Kaiser erkannte den Vorgang nachträglich an). Im Jahre 1474 wurde Holstein zum Herzogtum Holstein (reichsunmittelbares Lehen). Christian I. von Dänemark, in Personalunion König von Dänemark, Herzog von Schleswig und Graf von Holstein, wurde somit zum Herzog von Holstein. Im Gegensatz zu Schleswig blieb Holstein bis 1806 weiterhin staatsrechtlich gesehen ein Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, auch wenn es vom dänischen König regiert wurde. Die Nordgrenze des Herzogtums war also zugleich die Reichsgrenze. So erfolgte 1665 auch die Einrichtung der Universität Kiel aufgrund eines kaiserlichen Privilegs. Der dänische König Christian IV. wurde in seiner Eigenschaft als Herzog von Holstein in den Dreißigjährigen Krieg verwickelt, der ab 1627 auch in Holstein zu erheblichen Verwüstungen führte.
Schon 1490 war es zu einer ersten Landesteilung unter den Söhnen des dänischen Königs gekommen, die zu einem Nebeneinander von "königlichen" und "herzoglichen" Gebieten in Holstein führte, das bis ins späte 18. Jahrhundert währen sollte.
Die Hexenverfolgungen im Herzogtum Holstein erstreckten sich von 1530 bis 1735. Im Bereich von Holstein, Lauenburg und Lübeck gab es Hexenprozesse gegen insgesamt 490 Personen. Viele Verfolgungen gab es 1600–1640 und 1660–1670. Hexenprozesse in Holstein
Zusammen mit Schleswig war Holstein nach 1815 Grund für Konflikte zwischen Dänemark und Preußen, wenn auch von dänischer Seite die Zugehörigkeit Holsteins zu Deutschland in aller Regel nicht bestritten wurde, da Holstein nur Teil des Dänischen Gesamtstaates, jedoch nicht Teil des Königreiches Dänemark war. Bis 1864 wurde Holstein als Teil des Deutschen Bundes von Dänemark aus regiert. Als Folge des Deutsch-Dänischen Krieges gab es 1865 ein kurzes preußisch-österreichisches Kondominium, 1866 fiel Holstein durch den preußisch-österreichischen Krieg an Preußen und bildete ab 1867 zusammen mit Schleswig die Provinz Schleswig-Holstein, aus der nach dem Zweiten Weltkrieg ein Land der Bundesrepublik Deutschland wurde.
Literatur: Robert Bohn: Geschichte Schleswig-Holsteins, München 2006 (Verlag C.H. Beck), ISBN 978-3-406-50891-2
[Bearbeiten] Wappen
Das silberne Nesselblatt auf rotem Grund ist das Wappen der Schauenburger, die 1111 mit Holstein belehnt wurden. Verschiedene Städte Holsteins haben dies Wappen übernommen, indem sie zur Unterscheidung ein weiteres Zeichen hinzufügten, z. B. die Landeshauptstadt Kiel das schwarze Boot.
Über die Entstehung des holsteinischen Wappens und über seinen Sinn ist viel geschrieben worden. Die Meinungen sind sehr geteilt. Nach der einen Ansicht ist die silberne Figur ein Nesselblatt, nach einer anderen, ein Blatt des Hülsenbusches (Ilex). Die Schauenburger sollen nach einer 3.Ansicht ein Nesselblatt in ihr Wappen aufgenommen haben, weil ihr Stammschloss an der Weser auf dem Nettelnberg lag. Dagegen spricht aber die Tatsache, dass die Schauenburger ursprünglich einen Löwen im Wappen führten und erst später, als sie Landesherren von Holstein waren, das "Nesselblatt" als Wappenfigur annahmen. Das Nesselblatt ist erst 1239 nachgewiesen.
Das Nesselblatt wurde in Holstein zuerst von Adolf IV., der 1227 die Dänen bei Bornhöved besiegte, neben dem Löwenwappen, später von seinen Söhnen als alleiniges Wappen geführt.
[Bearbeiten] Geografie
Die historische Landschaft Holstein wird im Süden durch den Unterlauf der Elbe zwischen dem Stadtgebiet Hamburgs (das historisch zur Landschaft Holstein zählt) und Brunsbüttel begrenzt. Nach Westen hin folgt der heutige Nord-Ostsee-Kanal der Grenze zur Landschaft Dithmarschen; nach Nordwesten/Norden hin bilden die (teilweise ebenfalls mit dem Kanal zusammenfallende) Eider und die Levensau die Grenze zum Land Schleswig (Süderjütland). Die Städte Rendsburg und Kiel liegen direkt an der Eider-/Levensau-Linie, zählen mit ihren historischen Stadtteilen aber noch zu Holstein. Die InselFehmarn in der Ostsee, durch einen etwa anderthalb Kilometer breiten Sund vom ostholsteinischen Festland getrennt, gehört historisch zu Schleswig. Das Herzogtum Lauenburg zählt ebenfalls nicht zur Landschaft Holstein, deren Südostgrenze, der heutigen Grenze zwischen den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg entsprechend, in unregelmäßiger Linie von Lübeck zur Mündung des Grenzflusses Bille in die Elbe nahe der Hamburger Innenstadt verläuft. Die Großlandschaften Holsteins sind: die Geest (< niederdt. güst "unfruchtbar"), ein teilweise sandiges, leicht gewelltes Gebiet mit typischen Geländehöhen zwischen 20 und 50 m ü.d.M.; an sie nordöstlich einer unregelmäßigen Linie etwa zwischen Rendsburg und NO-Hamburg anschließend das östliche Hügelland, ein von der letzten (Weichsel-) Eiszeit geformtes, sehr fruchtbares Moränenland mit welliger Bodengestalt, das im Massiv des Bungsbergs in Ostholstein 168 m ü.d.M. erreicht; entlang der Elbe die Elbmarschen, auf Sedimentgrundlage durch Kultivierung seit dem 12. Jahrhundert gewonnenes und extrem fruchtbares Kulturland.
Der Landesteil Holstein (ein Begriff des gegenwärtigen politischen Lebens) bezeichnet das gesamte Bundesland Schleswig-Holstein außer dem Landesteil (=dem Südteil des alten Herzogtums) Schleswig. Er umfaßt also außer der historischen Landschaft Holstein auch Dithmarschen, Lübeck (das erst 1937 politisch an Schleswig-Holstein kam), das Herzogtum Lauenburg, nicht aber die Freie und Hansestadt Hamburg. Der Landesteil Holstein hat eine Fläche von rund 10 000 km² (zwei Drittel des Bundeslandes) und etwas über zwei Millionen Einwohner (vier Fünftel der Bevölkerung des Bundeslandes).
[Bearbeiten] Sprachen
In Holstein wird Hochdeutsch und Niederdeutsch (Holsteiner Platt) gesprochen.
[Bearbeiten] Wirtschaft
Große Teile Holsteins wie die Elbmarschen sind landwirtschaftlich geprägt. Größere Industrieansiedlungen finden sich vor allem in den Großstädten Kiel und Lübeck sowie im Hamburger Umland. Kiel ist besonders als Schiffbauzentrum von Weltrang (unter anderem U-Boote mit Brennstoffzellenantrieb der HDW) bedeutend.
[Bearbeiten] Medien und Bildung
Größte regionale Tageszeitungen sind die Kieler Nachrichten, die Lübecker Nachrichten, die Regionalzeitungen des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages SHZ und das in Hamburg erscheinende Hamburger Abendblatt. Im Bereich Rundfunk ist vor allem der NDR (Norddeutsche Rundfunk) zu nennen. Zudem gibt es private Rundfunksender wie RSH (Radio Schleswig-Holstein) oder NORA (Nord-Ostsee Radio) und Offene Kanäle in Kiel, Lübeck und in Dithmarschen.
Die bedeutendste Hochschule des Landes ist die Universität Kiel, die im 17. Jahrhundert gegründet wurde. Wichtig ist daneben auch die kleine und spezialisierte (medizinische) Universität zu Lübeck mit Schwerpunkten in Medizin, Informatik und Biotechnologie.In Elmshorn residiert die private Fachhochschule "Nordakademie".
[Bearbeiten] Religion
Über 60 % der Holsteiner sind Mitglied der evangelischen Kirche (Nordelbische Kirche). Daneben gibt es Katholiken, Freikirchler, Juden und Muslime.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Holstein (Geschichte). Artikel in: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Aufl. 1888 ff., Bd. 8, S. 663 f.