Homosexualität in Schweden
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Schweden wird als liberalster Staat Europas, ja sogar der Welt bewertet, wenn es um Homosexualität geht. Die Trennung von Kirche und Staat wird in den meisten Landesteilen und in der Regierung groß geschrieben. Trotz dessen, ist die Ehe noch nicht für homosexuelle Partner zugänglich, die Eingetragene Partnerschaft in Schweden ist der traditionellen Ehe aber praktisch gleichbedeutend.
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[Bearbeiten] Legalität
Homosexualität wurde 1994 legalisiert. 1987 entstand ein Gesetz gegen Sex in Saunen um die Ausbreitung von HIV zu verhindern, dies wurde aber 2004 wieder außer Kraft gesetzt. Homosexuelle werden nicht vom Militärdienst ausgeschlossen.
[Bearbeiten] Antidiskriminierungsgesetze
Die schwedische Verfassung[1] verbietet jegliche Diskriminierung aufgrund der sexuellen Ausrichtung. Seit 1987 ist die Diskriminierung von Schwulen und Lesben als Straftat im Strafgesetzbuch gelistet.
Der "Schwedische Bürgerbeauftragte (Ombudsmann) gegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung" (Ombudsmannen mot diskriminering på grund av sexuell läggning), meisten HomO genannt, wurde jüngst von der Regierung eingesetzt, um Beschwerden von einzelnen Bürgern entgegenzunehmen.
Der Begriff "HomO" wird für das zuständige Amt und für dessen Vorsitzenden, zur Zeit Hans Ytterberg, verwendet. Die HomO-Behörde untersucht die von Einzelnen beklagten Missstände und erfasst Sammelklagen. Ein Beispiel ist die erfolgreiche Klage gegen einen Stockholmer Restaurantbesitzer, der ein lesbisches Paar schikanierte. Die HomO-Behörde handelt auch aus eigener Initiative und wird auch als beratende Instanz für das Parlament aktiv. Der schwedische Landesverband für Rechte von Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender ("Riksförbundet för sexuellt likaberättigande") wurde bereits 1950 gegründet.
Ein weltweit Aufsehen erregender Fall der Anwendung des Gesetzes war die erstinstanzliche Verurteilung des pfingstlerischen Pastors Åke Green zu einer Freiheitsstrafe von einem Monat, nachdem er in einer von homophoben Stereotypen geprägten Predigt[2] im Juli 2003 Homosexualität u.a. als „Krebsgeschwür am Gesellschaftskörper“ bezeichnet hatte. In zweiter Instanz wurde Green 2005 freigesprochen, da das Gericht in Göta die Ansicht vertrat, dass die in der Predigt getätigten Aussagen durch das Recht auf freie Meinungsäußerung abgedeckt seien und dass das jenes Recht als bedeutender als das Antidiskriminierungsgesetz zu bewerten sei, das Urteil wurde vom obersten Gerichtshof Schwedens bestätigt.[3]
[Bearbeiten] Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften
Schon seit 1995 war es für gleichgeschlechtliche Paare möglich, ihre Partnerschaft anerkennen zu lassen. Seit 2002 ist diesen Paaren die Adoption von schwedischen und ausländischen Kindern ermöglicht. Das Gesetz ist das Ergebnis einer 18-monatigen Studie, die zeigte, dass homosexuelle Paare genau wie Heterosexuelle fähig sind, für Kinder zu sorgen und sie zu erziehen. Dieses Gesetz bewirkte bisher wenig, da die meisten Adoptionsstellen eine negative Einstellung gegenüber homosexuellen Eltern haben. Die Länder, mit denen Verbindungen bestehen, sind häufig strikt gegen Homosexualität. Selbst die gleichgeschlechtlichen Eltern, die sich gründlich den Untersuchungen der Behörden unterzogen hatten, stießen bei den Adoptionsstellen auf Ablehnung.
2005 ist die künstliche Befruchtung für lesbische Paare erlaubt worden.
[Bearbeiten] Ehe
Die vorherige sozialdemokratische Regierung berief eine Kommission, die Durchsetzbarkeit der gleichgeschlechtlichen Ehe zu untersuchen. 2007 muss dann der Reichstag ("Riksdag") über eine Änderung der Ehebestimmungen abstimmen.
Die Parteien des Reichstages und deren Meinung über die gleichgeschlechtliche Ehe sind unten gelistet nach Größe im Parlament.
Partei | Gleichgeschlechtliche Ehe |
---|---|
Sozialdemokraten | Ja |
Gemäßigte Sammlungspartei | Keine einheitliche Meinung |
Zentrumspartei | Ja |
Liberale Volkspartei | Ja |
Christdemokraten | Nein |
Linkspartei | Ja |
Umweltpartei - Die Grünen | Ja |
Die schwedische Regierung besteht aus der Gemäßigten Sammlungspartei, der Zentrumspartei, der Volkspartei und den Christdemokraten. Der schwedische Premierminister, Fredrik Reinfeldt (Sammlungspartei), sagte, dass seine Partei sich noch nicht in diesem Punkt entschieden hätte. Jedoch stimmte er schon für das Adoptionsrecht Homosexueller gegen den Willen der Partei 2002. Wenn die Regierung sich nicht auf ein Gesetz einigen wird, kann der Reichstag ein solches durchbringen, um die Ehe für Homosexuelle zu öffnen. Dies geschah schon 1994, als es um die Eingetragene Partnerschaft ging.
Am 16. März 2007 gab die Ratsversammlung der Schwedischen Kirche grünes Licht für homosexuelle Vermählungen. Das Wort "Ehe" ("Äktenskap") soll jedoch nicht verwendet werden, da dies für die traditionelle Verbindung von Mann und Frau vorhergesehen ist. Sobald die traditionelle Ehe durch den Staat für Homosexuelle geöffnet werden, könnte nach der United Church of Canada die "Svenska Kyrkan" die zweite große protestantische Kirche werden, die Schwule und Lesben gleichbehandelt. Die evangelisch-lutherische Kirche, der noch drei Viertel der Bevölkerung angehören, war bis Ende 1999 eine Staatskirche.[4]
[Bearbeiten] Gesellschaftliche Situation
Eine Eurobarometer-Umfrage in allen Mitgliedsstaaten der EU vom Dezember 2006 zeigte, dass Schweden nach den Niederlanden das aufgeschlossenste Land der EU gegenüber den Rechten von Schwulen und Lesben ist. 71% der Schweden befürworten die gleichgeschlechtliche Ehe, 51% denken, dass diese auch die Möglichkeit der Adoption haben sollte.[5]
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Regeringsformen, Absatz 1, Paragraph 2
- ↑ http://www.cbn.com/CBNNews/News/040907aa.aspx und http://www.taz.de/pt/2004/07/01/a0172.1/text.ges,1
- ↑ http://www.gay.ch/family/sw.html und http://www.hogstadomstolen.se/2005/Dom%20pa%20engelska%20B%201050-05.pdf
- ↑ Homo-Ehen in schwedischen Kirchen Queer.de, 19.03.2007
- ↑ Eurobarometer-Umfrage
[Bearbeiten] Weblinks
- Seite des Bürgerbeauftragten "HomO" (English)