Hubert Lanz
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Hubert Lanz (* 22. Mai 1896 in Entringen, † 15. August 1982 in München) war General der Gebirgstruppe in der Wehrmacht.
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[Bearbeiten] Leben
Vom 25. Oktober 1940 bis zum 17. Dezember 1942 war er als Nachfolger von Ludwig Kübler Befehlshaber der 1. Gebirgs-Division (Division „Edelweiß“). Ab dem 20. August 1943 war Lanz Befehlshaber des XXII. Gebirgs-Armeekorps.
In den ersten Stunden des 30. Juni 1941 besetzen Einheiten der 1. Gebirgsdivision die Stadt Lemberg. Wenige Stunden später ist Lemberg zum Schauplatz wüster Ausschreitungen geworden. Das Kriegstagebuch des 49. Armeekorps notiert: "Unter der Bevölkerung herrscht über die Schandtaten der Bolschewisten rasende Erbitterung, die sich gegenüber den in der Stadt lebenden Juden, die mit den Bolschewisten zusammengearbeitet haben, Luft macht." Und ein Offizier der Stadtkommandantur schreibt über den ersten Tag der Besetzung an seine Frau: "Juden werden erschlagen - leichte Pogromstimmung [,] so unter den Ukrainern." Doch ganz so "spontan", als Akt ukrainischen "Volkszorns", wie es diese Zeugnisse nahe legen, hatten sich die Ereignisse nicht entwickelt. Gegen Mittag, nach einer Inspektionsfahrt des Kommandeurs der 1. Gebirgsdivision General Hubert Lanz , waren in den Straßen Plakate und Flugblätter der deutschen Besatzer erschienen. Da stand zu lesen, wer für die Morde verantwortlich war: die "jüdischen Bolschewiken"
Lanz führte seit Ende Januar 1943 die Armeeabteilung im Raum Charkow. Lanz hatte am 26. Januar 1943 in einer nächtlichen Lagebesprechung in der Wolfsschanze von Hitler den Auftrag erhalten, Raum und Stadt Charkow gegen jeden Angriff zu halten. Anstatt seine beiden SS-Divisionen zu opfern, befahl SS-General Paul Hausser seinem Korps, nach Südwesten auszubrechen – ohne sich um die Durchhaltebefehle des "Führers" zu kümmern. Haussers direkter Vorgesetzter, General Hubert Lanz, funkte im Februar 1943 an SS-General Hausser: „Charkow ist unter allen Umständen zu verteidigen!“ Hausser ignorierte auch diesen Befehl. An seiner Stelle entließ Hitler keinen anderen als Lanz – eben den General, der bis zuletzt darauf bestanden hatte, dass der Befehl des "Führers" zu befolgen sei.
Auf Kephallonia und auf Korfu kämpfte die Wehrmacht jene Einheiten der italienischen Armee nieder, die sich nach dem Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten nicht von den Deutschen hatten entwaffnen lassen. Es lagen Befehle des Oberkommandos der Wehrmacht vom 18. und am 23. September 1943 vor, die besagten, dass "wegen des gemeinen und verräterischen Verhaltens" der Italiener keine Gefangenen gemacht werden durften. Für die abscheulichen Kriegsverbrechen von Kephalonia tragen der General der Gebirgstruppe Lanz und Generaloberst Löhr die truppendienstliche Verantwortung: In Zivil aufgegriffene ehemalige italienische Soldaten wurden wie tolle Hunde niedergeschossen. Offiziere sollten "in würdiger Form" umgebracht werden, so die Weisung des Gebirgsjäger-Generals Lanz. Allein auf Kephalonia wurden zwischen 4900 und 6000 Menschen exekutiert
Am 8. Mai 1945 kam Lanz in amerikanische Gefangenschaft; 1947 wurde er im "Südost-Generale-Prozess" wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu zwölf Jahren Haft verurteilt, später zu drei Jahren begnadigt. Er war nach dem Krieg Mitglied der FDP und dort als Berater für militär- und sicherheitspolitische Fragen tätig. Bereits 1951 wurde er Ehrenvorsitzender des Kameradenkreises der Gebirgstruppe und Vorsitzender im Traditionsverband der 1. Gebirgsdivision.
[Bearbeiten] Zitat
Im folgenden Prolog verkündet Lanz auch sein eigenes Selbstbildnis als Soldat: „Also steht er vor uns: kraftvoll und hart, wortkarg und zäh, mit kantigem Gesicht, selbst ein Stück Fels - der Kämpfer der Berge. Das Natürliche waltet im Leben und Treiben, in Ausbildung und Kampf des Gebirgsjägers. Eng verbunden sind Offizier und Mann. Aus solcher Kameradschaft erwächst ein eigenes Pflichtgefühl, die innere Treue. Gut ausgebildet, an Härte und Opfer gewöhnt, geht der Gebirgsjäger in den Krieg, der das ‘Edelweiß zum Schrecken der Feinde’ werden läßt. Höchste Leistungen zeichnen seinen Weg. Als das bittere Ende naht, geht die Gebirgstruppe, hart mitgenommen, aber ungebrochen im Rahmen des Heeres in die Heimat zurück. Ohne lautes Wort kehrt sie heim in ihre Berge, in den Schoß ihres Volkes, aus dem sie gekommen war. Sie gedenkt der toten Kameraden, die in fremder Erde ruhen, verbunden mit ihnen in der Einheit des Seins. (...) Mit Würde und Stolz trage, Gebirgsjäger, dein Edelweiß! Die herbe, schönste Blume deiner Berge bleibe Sinnbild deines Wesens, Ehrenzeichen besten deutschen Soldatentums im Frieden und im Krieg.“
[Bearbeiten] Literatur
- Charles B. Burdick, Hubert Lanz. General der Gebirgstruppe 1896-1982, (= Soldatenschicksale des zwanzigsten Jahrhunderts als Geschichtsquelle, Bd. 9), Osnabrück, 1988.
- Roland Kaltenegger, Die deutsche Gebirgstruppe 1935-1945, München, 1989
- Hubert Lanz, Gebirgsjäger. Die 1. Gebirgs-Division 1935 - 1945, Bad Nauheim, 1954
- Samuel Mitcham, Generaloberst der Waffen-SS Paul Hausser; in: Gerd R. Ueberschär (Hg.) Hitlers militärische Elite. Von den Anfängen des Regimes bis Kriegsbeginn, Bd. I, Darmstadt, 1998
- Gerhard Schreiber, Die italienischen Militärinternierten im deutschen Machtbereich 1943 bis 1945. Verraten - Verachtet - Vergessen, (= Beiträge zur Militärgeschichte, Bd. 28), München, 1990