Ingvar Ambjørnsen
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Ingvar Ambjørnsen (* 20. Mai 1956 in Larvik, Norwegen) ist ein in Deutschland lebender Schriftsteller und Jugendbuch-Autor.
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[Bearbeiten] Biografie und Karriere
Seine Kindheit verbrachte Ingvar Ambjørnsen in Tønsberg im südlichen Norwegen. Während der späten Siebziger und frühen Achtziger war er Teil der Hippie-, Aussteiger- und Hausbesetzer-Subkultur in Norwegen und jobbte unter anderem als Gärtner, Fabrikarbeiter sowie als Pfleger in einer psychiatrischen Klinik. Einen Großteil dieser Zeit lebte Ambjørnsen in Bergen. Auf mehr oder weniger ausgedehnten Reisen in unterschiedliche europäische Länder und Metropolen eignete er sich allerdings eine stark multi- und jugendkulturell geprägte Sichtweise an, welche auch in seinen späteren Werken immer wieder zum Vorschein kam.
Seine Erfahrungen in den Randbereichen der Gesellschaft, laut Ambjørnsen seine „informelle Ausbildung zum Schriftsteller“, verarbeitete er ab den frühen 80er Jahren in mehr oder weniger autobiografisch geprägten Romanen und Kurzgeschichten. 1985 ließ er sich dauerhaft in Hamburg nieder. Als erster deutschsprachiger Ambjørnsen-Titel erschien im dort ansässigen, dem Kommunistischen Bund (KB) nahe stehenden Buntbuch Verlag der Roman „Sarons Haut“ (1986). Weitere Ambjørnsen-Romane verlegte in den folgenden Jahren der ebenfalls in Hamburg beheimatete linke Verlag Edition Nautlilus. Anders als in Norwegen, wo sein Schlüsselroman „Weiße Nigger“ laut Klappentext von Edition Nautilus zu den „meistgeklauten Büchern“ zählt, interessierte sich in Deutschland zunächst eher ein Insider-Publikum für den langhaarigen Hippie-Autor aus Norwegen.
Seit Anfang der Neunziger gelang es Ambjørnsen Zug um Zug, auch in Deutschland ein breiteres Publikum für sich zu gewinnen. Ein Schritt war die zunächst beim Verlag Sauerländer erschienene Kinderbuchreihe „Peter & der Prof“, welche es insgesamt auf ein knappes Dutzend Titel brachte. Furore machten jedoch vor allem seine Elling-Romanfolge ab Ende der Neunziger. Sie wurde 2002 auszugsweise unter dem Namen „Elling“ verfilmt und ist mit bislang rund 500.000 Kinobesuchern einer der erfolgreichsten deutschen Romanverfilmungen seit dem Millenniumswechsel im Jahr 2000.
Auch für das Theaterstück "Elling" von Axel Hellstenius begann mit der Uraufführung 1994 am Oslo Nye Teater Centralteateret, Oslo ein beachtlicher Erfolg. Nach der deutschsprachigen Erstaufführung (2003 am Schmidts Tivoli, Hamburg) wurde es deutschlandweit an über 50 Theatern gespielt. Aufführungen in Österreich und in der Schweiz folgten.
Neben seinen Romanen arbeitet Ambjørnsen auch als Autor oder Mitautor von Theaterstücken und Sachbüchern. In seinem Heimatland Norwegen mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet, ist er dem breiten Publikum in Deutschland trotz mittlerweile rund dreißig genreübergreifender Veröffentlichungen immer noch wenig bekannt. Verheiratet ist Ingvar Ambjørnsen mit der Übersetzerin Gabriele Haefs, die auch die meisten seiner Romane und Erzählungen ins Deutsche übertragen hat.
[Bearbeiten] Stil und Werk
Anders als in Norwegen, wo seine aus einem stark autobiografischen Blickwinkel geschilderten Eindrücke der Freak-Subkultur der Siebziger schon früh Anklang fanden, waren die ins deutsche übersetzten Romane von Ingvar Ambjørnsen zunächst eher ein Fall für ein kleines, überschaubares Insiderpublikum. Die 1986 erschienene Pulp-Story „Sarons Haut“ schildert in hart montierten, teilweise surrealistisch anmutenden Textsequenzen die Odyssee eines jugendlichen Dropouts auf der Suche nach der Liebe sowie dem Sinn des Lebens. „Weiße Nigger“, von vielen als eine verkappte Autobiografie angesehen, ist ein aus dem Blickwinkel des Insiders geschriebener Entwicklungsroman über die Drogen- und Aussteiger-Szene der Siebziger und Achtziger. Ähnliches gilt für den im Kleindealer-Milieu von Bergen angesiedelten Ambjørnsen-Erstling „Der letzte Deal“. In gesellschaftlich eher randständigen Zonen wie der Drogen- und Kleinkriminellenszene sowie dem Rotlichtmilieu spielen auch die drei Romane „Stalins Augen“, „San Sebastian Blues“ und „Die mechanische Frau“.
In seinen Geschichten verbindet Ingvar Ambjørnsen realistische, teilweise schonungslose und harte Milieuschilderungen mit einer Anteilnahme, die sich von postmodernen, popkulturellen oder zeitgeistbetonten Literaturströmungen deutlich absetzt. In seiner ab den späten Achtzigern erschienenen Jugendbuch-Serie "Peter und der Prof" kombiniert der Schriftsteller die Parteinahme für allgemeine Werte wie Gerechtigkeit und die Solidarität mit den Schwachen mit der Thematisierung politischer Probleme wie Atomkraft, Menschenhandel, Rassismus und Neonazis. Mit der Figur des Elling, einem ehemaligen Psychiatrie-Insassen, der bei seiner Mutter lebt, hat Ambjørnsen einen Anti-Helden geschaffen, dessen Erlebnisse – wie der Erfolg des gleichnamigen Films aufzeigt – nicht nur den Benachteiligten der Gesellschaft Identifikationspunkte liefern, sondern auch einem breiteren Publikum.
Aufgrund seiner stilistisch geradlinigen, unverschnörkelten Schreibweise sowie der Wahl seiner Themen lässt sich Ingvar Ambjørnsen als zeitgenössischer Autor vergleichsweise schwer verorten. Von der Hochliteratur werden der Autor und seine mittlerweile über dreißig Roman-, Kurzgeschichten- und Sachbuch-Titel nach wie vor allenfalls punktuell zur Kenntnis genommen. Als Autoren mit vergleichbarer Schreibweise und teilweise ähnlichen Thematiken können der Münchener Franz Dobler, der Deutsch-Türke Jakob Arjouni, der Kleinbühnen-Künstler, Satiriker und Musiker Wiglaf Droste sowie der Jugendbuchautor Klaus-Peter Wolf aufgeführt werden.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen
[Bearbeiten] Romane aus den Achtzigern und frühen Neunzigern
Die Seitenanzahl bei „Sarons Haut“ bezieht sich auf Erstauflage beim Hamburger Buntbuch-Verlag aus dem Jahr 1986. „Weiße Nigger“ erschien zuerst bei Edition Nautilus in Hamburg. Zwei weitere dort erstaufgelegte Titel sind als Taschenbuch auch bei Goldmann („Stalins Augen“) und beim Scherz Verlag erschienen („Die mechanische Frau“).
- Sarons Haut. Roman. 131 Seiten. S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 1988. ISBN 3596275768.
- Weiße Nigger. Roman. 369 Seiten. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1992. ISBN 3499129779.
- Der letzte Deal. Roman. 221 Seiten. Edition Nautilus, Hamburg 1995. ISBN 3894012471.
- Stalins Augen. Roman. 259 Seiten. Edition Nautlilus, Hamburg 2003 (2. Aufl.). ISBN 3894014210.
- San Sebastian Blues. Roman. 159 Seiten. Edition Nautilus, Hamburg 1990. ISBN 3894011742.
- Die mechanische Frau. Roman. 172 Seiten. Edition Nautilus, Hamburg 1991. ISBN 3894011890.
[Bearbeiten] Jugendbuchreihe „Peter & der Prof“
Doppelte Erscheinungsdaten: Erste Jahreszahl markiert deutsche Erstveröffentlichung bei Verlag Sauerländer. Einige Titel dieser Reihe wurden auch beim Union Verlag als Taschenbuch publiziert.
- Die Riesen fallen. Roman. 140 Seiten. Carlsen Verlag München, 1988/2001. ISBN 3551371180.
- Endstation Hauptbahnhof. Roman. 147 Seiten. Carlsen Verlag, München 1989/2002. ISBN 3551371423.
- Giftige Lügen. Roman. 158 Seiten. Carlsen Verlag, München 1990/2002. ISBN 3551371288.
- Wahrheit zu verkaufen. Roman. 135 Seiten. Union Verlag, Frankfurt 1992/1999. ISBN 3293210414.
- Die blauen Wölfe. Roman. 137 Seiten. Verlag Sauerländer, Frankfurt a. M. 1993. ISBN 3794136632.
- Asphaltdichter. Roman. 220 Seiten. Carlsen Verlag, München 1995/2002. ISBN 3551371245.
- Flammen im Schnee. Roman. 190 Seiten. Verlag Sauerländer, Frankfurt a. M. 1995/2002. ISBN 379413849X.
- Nach dem Orkan. Roman. Verlag Sauerländer 1996. ISBN 3794138775.
- Die Rache vom Himmel. Roman. 178 Seiten. Carlsen Verlag, München 1997/2001. ISBN 3551371113.
- Verrat auf See. Roman. 188 Seiten. Carlsen-Verlag München, 2002. ISBN 3551371350.
[Bearbeiten] Elling-Reihe
Die Reihenfolge der Titelangabe orientiert sich an Reihenfolge der Erstveröffentlichungen:
- Ausblick auf das Paradies. Roman. 207 Seiten. Piper-Verlag, Frankfurt a. M. 1998. ISBN 3492225756.
- Nicht ohne meine Mutter. Roman. 252 Seiten. Piper Verlag, Frankfurt a. M. 2005. ISBN 3492243932.
- Ententanz. Roman. 252 Seiten. Piper Verlag, Frankfurt a. M. 1996. ISBN 3891365985.
- Blutsbrüder. 256 Seiten. Roman. Scherz-Verlag, Frankfurt a. M. ISBN 3502119007.
- Lieb mich morgen. Roman. 286 Seiten. Piper, Frankfurt a. M. 2001. ISBN 3492234313.
[Bearbeiten] Kurzgeschichten
Die aufgeführten Kurzgeschichten- und Erzähl-Bände entstammen teilweise noch den frühen Neunzigern:
- Der Mann im Schrank. Erzählungen. 144 Seiten. Edition Nautlilus, Hamburg 1992. ISBN 3894011955.
- Das goldene Vakuum. 124 Seiten. Edition Nautilus, Hamburg 1993. ISBN 389401220X.
- Die dritte Frau. Reihe „Schwarze Hefte“ des Hamburger Abendblatts, Hamburg 1998. ISBN 3921305608.
- Schwarze Mutter. Erzählungen. 161 Seiten. Eiswasser Verlag, Vechta 1999. ISBN 3924143323.
[Bearbeiten] Sachbücher
- Norwegen. Ein politisches Reisebuch. 262 Seiten. VSA Verlag, Hamburg 1988. ISBN 387975442X.
- Ingvar Ambjørnsen, Karen Babey, Gabriele Haefs, Hans A. Wirth: Hamburg zwischen Sekt und Selters 92. Der kritische Führer durch Kneipen, Cafes, Bars und Bistros. 236 Seiten. Ars Vivendi, Cadolzburg 1992. ISBN 3927482226.
[Bearbeiten] Kinderbuchreihe „Samson + Roberto“
- Und das soll Musik sein? Roman. Carlsen Verlag, Hamburg 2000. ISBN 3551552061.
- Aber wir müssen doch keine Angst haben, oder? Carlsen Verlag, Hamburg 2000. ISBN 3551551766.
- Wie finden wir DAS denn? Carlsen Verlag, Hamburg 2001. ISBN 355155207X.
[Bearbeiten] Sonstige Titel
- Mit Gabriele Haefs: Die Königin schläft. 124 Seiten. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2003. ISBN 3596162025.
- Mit Gabriele Haefs: Die Puppe an der Decke. 188 Seiten. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2004. ISBN 359616298X.
- Innocentia Park. Roman. 223 Seiten. Scherz Verlag, Frankfurt a. M. 2006. ISBN 3502100551.
- Mit Norbert Fischer. Das Herzchen, das hier liegt, ist sein Leben los. Historische Friedhöfe in Deutschland. 159 Seiten. Verlag Am Galgenberg, Hamburg 1992. ISBN 3870581123.
- Axel Hellstenius: Elling. Schauspiel nach dem Roman "Blutsbrüder". Übersetzt aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs. Theaterverlag Whale Songs, Hamburg.
- Christine Bette Bopp, Stephanie Kunz und Helmut Zhuber: Ausblick auf das Paradies. Elling-Monolog nach dem gleichnamigen Roman. Theaterverlag Whale Songs, Hamburg.
- Axel Hellstenius: Samson und Roberto. Kinderstück nach dem Buch "Samson und Roberto: Aber wir müssen doch keine Angst haben, oder?". Übersetzt aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs.Theaterverlag Whale Songs, Hamburg.
[Bearbeiten] CDs
Die „Samson + Roberto“-Hör-CDs sind auch als Hörkassette erhältlich:
- Ingvar Ambjørnsen, Jens Wawrczeck, Heinz W. Kraehkamp, Jule Böwe: Elling schreibt. Der Audio Verlag, 2003. ISBN 3898132609.
- Ingvar Ambjørnsen, Rainer Gussek, Corny Littmann, Peter Kampfe und Ilja Richter: Samson und Roberto: Aber wir müssen doch keine Angst haben, oder? Baumhaus Medien 2002. ISBN 3831520615.
- Ingvar Ambjørnsen, Rainer Gussek, Corny Littmann, Peter Kampfe und Ilja Richter: Samson und Roberto: Pater Pietros Geheimnis. Baumhaus Medien 2004. ISBN 3831521530.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- mehrere norwegische Literaturpreise
- 1986 Literaturstipendium der Stadt Hamburg
- 1988 Literaturstipendium der Stadt Lübeck mit Stadtschreiber-Wohnung im Buddenbrock-Haus
[Bearbeiten] Weblinks
- [1]. Offizielle Webseite von Ingvar Ambjørnsen (in Norwegisch)
- [2]. Kurzvorstellungen einiger Ambjørnsen-Buchtitel
Personendaten | |
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NAME | Ambjørnsen, Ingvar |
KURZBESCHREIBUNG | norwegischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 1956 |
GEBURTSORT | Tønsberg, Norwegen |
Kategorien: Norweger | Autor | Geboren 1956 | Mann