Wiglaf Droste
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Wiglaf Droste (* 27. Juni 1961 in Herford, Ostwestfalen) ist ein politisch linksgerichteter deutscher Journalist, Polemiker, Schriftsteller und Sänger.
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[Bearbeiten] Leben
Wiglaf Droste ging nach dem Besuch des Gymnasiums 1983 von Westfalen nach Berlin. Ein Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaften brach er nach kurzer Zeit ab und arbeitete bis 1985 in diversen Aushilfsjobs. Anschließend schrieb er Beiträge für das Spandauer Volksblatt, das Berliner Stadtmagazin tip und die tageszeitung (taz). 1987 war er für kurze Zeit in einer Düsseldorfer Werbeagentur tätig, kehrte dann wieder nach Berlin zurück. Bei der taz wurde er Redakteur der Medienseite. Die Verantwortlichkeit für die Medienseite wurde ihm aber entzogen, nachdem in der Ausgabe zum Frauentag am 8. März 1988 ein groß aufgemachter Beitrag Der Fotofix-Fick auf der Seite erschienen war, der mit einer in eine Vagina gestopften Banane illustriert war. Droste beendete seine Tätigkeit als fester Mitarbeiter der taz bald darauf und ist seitdem als freier Schriftsteller tätig.
Droste verfasst zeitweise Beiträge für den Westdeutschen Rundfunk, war von 1989 bis 1991 Redakteur des Satiremagazins Titanic, gründete 1989 die Höhnende Wochenschau, 1991 mit Michael Stein das Benno-Ohnesorg-Theater. Seit vielen Jahren tritt er auf Lesereisen sowie als Sänger mit der Chanson-Jazz-Band Spardosen-Terzett auf. Weiterhin trat er mehrfach mit der Thüringer Punk-Rock-Band Geile Götter bei seinen Lesungen auf. Er schrieb außerdem weiterhin eine wöchentliche Kolumne in der taz, trennte sich aber Ende 2006 infolge eines abgelehnten Textes davon. Unregelmäßig veröffentlicht er in der Jungen Welt, wöchentlich beim MDR Figaro.
Droste gilt als einer der kompromisslosesten Polemiker hierzulande. Seine zynische Wortwahl führte bereits häufig zu Konflikten wie zunächst mit Autonomen und Feministinnen.[1] Diese standen im Zusammenhang mit der „Mißbrauch mit dem Mißbrauch“-Kampagne, innerhalb derer Droste Frauen-Organisationen wie Wildwasser und Zartbitter pauschal vorwarf, die Häufigkeit von sexuellem Missbrauch von Kindern in der Öffentlichkeit zu übertreiben, um so Werbung für den Ausbau von Stellen in den eigenen Projekten zu treiben. Tatsächlich hatte es zuvor mehrfach Anschuldigungen wie im Fall des sogenannten, angeblichen „Wormser Massenmissbrauchs“ gegeben, die sich bei gerichtlicher Beweisaufnahme im Strafprozess als haltlos erwiesen. Kritiker warfen dem Schriftsteller dennoch drastische Verallgemeinerung vor.
Später ließ Droste sich über die ehemaligen DDR-Bürgerrechtler und den Umgang mit religiösen Gefühlen aus. Wegen des gemeinsam mit Gerhard Henschel verfassten satirischen Krimis Der Barbier von Bebra, in dem einem Serienmörder unter anderem auch Wolfgang Thierse, Rainer Eppelmann und Jürgen Fuchs zum Opfer fallen und der in der Berliner Tageszeitung taz als Fortsetzungsroman vorabgedruckt wurde, kam es zu einem Eklat, als die Politiker Konrad Weiß und Vera Lengsfeld Droste „literarische Anleitungen zum Mord an Andersdenkenden“ unterstellten[2][3] und zum Boykott der Zeitung aufriefen.[3][4] Die taz stand jedoch zu ihrem Autor und erhielt in dieser Haltung breite Unterstützung in der deutschen Presselandschaft.[5]
Droste erhielt 2003 den Ben-Witter-Preis, einen Literaturpreis für gesellschaftskritischen Humor, ausdrücklich für sein Dissidententum und seine geschliffene Prosa, die laut Aussage der Jury „beste Zeitungskunst“ repräsentiere. Im Jahre 2005 erhielt Wiglaf Droste den Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis. Die Jury lobte Umfang und Qualität seines Werkes, „das für einen satirischen deutschsprachigen Autor seiner Generation einmalig sein dürfte“. Seine Texte seien „sprachliche Kabinettstückchen von hohem literarischen Rang“. Der SZ-Essayist Willi Winkler nannte Wiglaf Droste „den Tucholsky unserer Tage“.[6]
[Bearbeiten] Werke
[Bearbeiten] Bücher
- Kommunikaze, Berlin 1989, ISBN 3-89401-296-X
- In 80 Phrasen um die Welt, Hamburg 1992, ISBN 3-89401-210-2
- Mein Kampf, Dein Kampf, Hamburg 1992, ISBN 3-89401-196-3
- Am Arsch die Räuber, Hamburg 1993, ISBN 3-89401-215-3
- Sieger sehen anders aus, Hamburg 1994, ISBN 3-89401-232-3
- Brot und Gürtelrosen und andere Einwürfe aus Leben, Literatur und Lalala, Berlin 1995, ISBN 3-923118-69-4
- Der Barbier von Bebra, Hamburg 1996 (zusammen mit Gerhard Henschel), ISBN 3-596-13888-4
- Begrabt mein Hirn an der Biegung des Flusses, Hamburg 1997, ISBN 3-89401-278-1
- In welchem Pott schläft Gott?, Hamburg 1998 (zusammen mit Rattelschneck)
- Bombardiert Belgien! & Brot und Gürtelrosen, Berlin 1999, ISBN 3-442-54165-4
- Zen-Buddhismus und Zellulitis, München 1999, ISBN 978-3-499-23991-5
- Der Mullah von Bullerbü, Hamburg 2000 (zusammen mit Gerhard Henschel), ISBN 3-442-54165-4
- Die Rolle der Frau und andere Lichtblicke, Berlin 2001, ISBN 3-379-20068-9
- Der infrarote Korsar, Berlin 2003, ISBN 3-379-20110-3
- Wir sägen uns die Beine ab und sehen aus wie Gregor Gysi. Berlin 2004, ISBN 3-89401-278-1
- Nutzt gar nichts, es ist Liebe. Leipzig 2005, ISBN 3-379-00839-7
- Kafkas Affe stampft den Blues. Berlin 2006, Verlag Klaus Bittermann, ISBN 3-89320-098-3
- Wurst. Köln 2006, Dumont Literatur und Kunst Verlag, ISBN 3-83217-992-5
[Bearbeiten] Herausgeber
- Das Wörterbuch des Gutmenschen, Bd. 2, Berlin 2001 (zusammen mit Klaus Bittermann)
- Häuptling eigener Herd (Zeitschrift), Stuttgart 1999 ff. (zusammen mit Vincent Klink)
[Bearbeiten] Tonträger
- Grönemeyer kann nicht tanzen (zusammen mit Bela B.) Weserlabel 1989, 7"-Vinylsingle
- Wiglaf Droste – seine schönsten Erfolge, Bremen 1993 (CD)
- Die schweren Jahre ab Dreiunddreißig, 1995 (CD)
- Wieso heißen plötzlich alle Oliver?, 1996 (CD)
- Mariscos y maricones, Zürich 1999 (CD)
- Für immer, München 2000 (CD)
- Das Paradies ist keine evangelische Autobahnkirche, 2001 (2 CDs)
- Voltaire: Candide, München 2002 (3 CDs)
- Wolken ziehn, Bochum 2002 (CD)
- Das große IchundDu, München 2003 (CD)
- Ich schulde einem Lokführer eine Geburt, 2003 (CD)
- Der Bär auf dem Försterball. Hacks und Anverwandtes. mit Bernstein, Droste, Wieland und Musik von Petrowsky, 2004 (CD)
- Westfalian Alien, 2005 (CD)
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Wiglaf Droste. In: Die tageszeitung. 11. Januar 2007, S. 26
- ↑ Liane von Billerbeck: Der Barbier von Bebra – Vera Lengsfeld contra taz. In: Berliner Zeitung. 16. August 1996, S. 3
- ↑ a b Jörg Lau: Aufruf zum Boykott der taz. Was darf der „Barbier von Bebra“?. In: Die tageszeitung. 15. August 1996, S. 3
- ↑ Burkhard Scherer: Die müden Arnold-Hau-Degen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 13. März 2001
- ↑ Peter Laudenbach: Die Mordlust ist überparteilich. In: Berliner Zeitung. 28. August 1996, S. 34
- ↑ zitiert nach Buchbeschreibung in der SZ-Mediathek
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Wiglaf Droste im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Linksammlung zu zahlreichen taz-Kolumnen des Autors
Personendaten | |
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NAME | Droste, Wiglaf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Journalist, Schriftsteller, Gastronomiekritiker und Sänger |
GEBURTSDATUM | 27. Juni 1961 |
GEBURTSORT | Herford |