Integrale Theorie
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Die Integrale Theorie von Ken Wilber ist eine philosophisch-spirituelle Weltanschauung, die versucht, eine umfassende Sicht des Menschen und der Welt zu entwickeln und dazu spirituelle Einsichten und wissenschaftliches Denken kombinieren möchte.
[Bearbeiten] Überblick
Die Integrale Theorie ist im wesentlichen ein systematisches Modell für eine holistische Welterklärung. Sie ist unter anderem auf der Annahme aufgebaut, dass der Mensch neben dem personalen Tagesbewusstsein auch über weitere natürliche Bewusstseinszustände verfügt. Der wichtigste Vertreter der integralen Theorie, Ken Wilber, vertritt die Auffassung, dass auch mystische und spirituelle Erfahrungen Wissen über die Natur vermitteln können und deshalb in einem umfassenden Weltmodell ebenso wie wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt werden müssen. Mittels geeigneter Übungsmethoden wie der Meditation sei es sogar möglich diese intersubjektiv zu überprüfen. Dies wird auch mit der Ähnlichkeit dieser spirituellen Erfahrungen quer durch alle Kulturen und Epochen, sowie ihrer prinzipiellen Zugänglichkeit durch meditative Praxis begründet.
Nach Ken Wilber bestünde die Aufgabe eines integralen Theoretikers nicht darin alle existierenden Theorien zu betrachten und zu entscheiden welche davon „richtig“ sei. Vielmehr müsse er erklären in welchem Kontext die Gesamtheit dieser Ideen „richtig“ sein könne. Denn all diese Theorien in Wissenschaft, Kunst und Spiritualität würden ja tatsächlich praktiziert und man müsse daher nach der Struktur des Kosmos fragen, der ein Aufkommen so vieler grundverschiedener Disziplinen gestatte. Es sei also die Frage nach der Architektur des Universums selbst zu stellen.
[Bearbeiten] Rezeption
Kritiker bemängeln an der integralen Theorie die Betonung nicht-rationaler Elemente und eine Diktion, die größere Exaktheit suggeriere als tatsächlich vorhanden sei. Weiterhin entziehe sich der integrale Ansatz in Teilen einer schrittweisen, logischen Analyse und erhebe einen zu umfassenden Anspruch, was Merkmale der Esoterik seien. Esoteriker kritisieren hingegen an dem Ansatz, dass Rationalität und Empirie einen zu hohen Stellenwert haben. Integrale Theoretiker weisen darauf hin, dass sie die Zersplitterung der verschiedenen Wissensdisziplinen überwinden wollen und insoweit Philosophie in einem umfassenden Sinne betrieben.
Neben Ken Wilber gelten Jean Gebser, Ervin Laszlo und Michael Murphy als Vertreter einer derartigen Weltsicht. Umfassende Grundlagen für ein integrales Welt- und Menschenbild wurden bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Sri Aurobindo im Kontext seines Integralen Yoga herausgearbeitet.
[Bearbeiten] Literatur
- Ken Wilber: Ganzheitlich handeln - eine integrale Vision für Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Spiritualität. 2001, Arbor Verlag, Freiamt. ISBN 392419579X
- Maik Hosang: Der integrale Mensch 2000, Hinder + Deelmann Verlag, Gladenbach. ISBN 3-87348-1685
- Jean Gebser: Ursprung und Gegenwart (3 Bände), 1988, DTV Verlag, München. ISBN 3-423-05921-4
- Sri Aurobindo: Der integrale Yoga 1957, Rowohlts Klassiker 24