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Mystik

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Die mittelalterliche Mystikerin Brigitta von Schweden
Die mittelalterliche Mystikerin Brigitta von Schweden

Mystik (vom lateinischen mysticus: unbeschreiblich, unaussprechlich, geheimnisvoll; bzw. dem griechischen Wort mystikos zu myein: (Augen und Lippen) schließen) bezeichnet die Suche nach und die Berichte und Aussagen über die Erfahrung einer höchsten Wirklichkeit.

Ähnlich wie hin und wieder auch das Wort Mystik selbst wird das davon abgeleitete Wort Mystizismus umgangssprachlich auch verwendet, um unverständliche, rätselhafte und unsinnige Redeweisen zu bezeichnen - ohne dass ein Bezug auf spezifische Traditionen religiöser Mystik mitgemeint wäre.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Merkmale und Vertreter von "Mystik"

'Mystik' kann Forschungsgegenstand von Religions-, Kultur-, Geschichts-, Literaturwissenschaft, Philosophie und Theologie sein. Ein allgemeiner Konsens über die Begriffsverwendung herrscht nicht. 'Mystik' findet zudem in der Allgemeinheit ihrer Erfahrungsdimension breites Interesse. Entsprechend vielfältig ist die populäre Literatur, in der der Begriff 'Mystik' selbst in ganz unterschiedlichem Sinne verwendet wird. Gleichwohl lassen sich Merkmale und auch Vertreter benennen, die zumindest von vielen zur Mystik gezählt werden.

[Bearbeiten] Religionsgeschichtliche Perspektive

Religionsgeschichtlich versteht man unter Mystik eine Sonderform religiöser Praxis, die auf etwas Transzendentes ausgerichtet ist. Die bei der Praxis gewonnenen mystischen Erfahrungen werden im Rahmen des individuellen Kontexts ausgedrückt. Beispielsweise ist das transzendente Element in theistischen Kontexten normalerweise Gott.

Eine mystische Gotteserfahrung kennen u.a. Strömungen des Judentums, des Christentums und des Islams. Sie wird mit unterschiedlichen Begriffen bezeichnet: Feuer (Mose), Liebe (Johannesbriefe), göttliches Du, tiefstes Selbst (Augustinus, Gott als innerstes Innen), "sanftes, leises Säuseln" (1 Kön 19,12).

In den östlichen Religionen Buddhismus, Jainismus und teilweise im Daoismus werden mystische Erfahrungen einer letztendlichen Wirklichkeit ohne Bezug auf eine göttliche Wesenheit formuliert.

[Bearbeiten] Christliche Mystik

[Bearbeiten] Vertreter

In christlichen Kontexten werden von vielen als Mystiker angesehen:

  • Hildegard von Bingen (1098-1179)
  • Amalrich von Bena († 1206)
  • Franz von Assisi (1181/1182-1226)
  • Mechthild von Magdeburg (1207/10-1282/94) und Mechthild von Hackeborn (1241/42-1299) und hl. Gertrud von Helfta (1256-1301/2) (aus Helfta in Eisleben (Sachsen-Anhalt)
  • der Kirchenlehrer und Franziskanertheologe Johannes Bonaventura (vor 1221-1274), der auch Werke wie die Pilgerreise der Seele zu Gott" verfasste
  • der deutsche Theologe und Philosoph Meister Eckhart (1260 - 1328) (für welchen das Etikett "Mystiker", wie für viele andere Personen, umstritten ist)
  • der deutsche Mystiker Johannes Tauler (†1361), der zu Zeiten der Pest in Straßburg wirkte und einer stark nachgefragten privaten Frömmigkeit entgegenkam mit seiner Predigt von der Einheit des Menschen mit Gott (unio mystica), die aktiv zu betreibende ethische Vervollkommnung erfordert.
  • der deutsche Mystiker Heinrich Seuse (1295–1366), von dem ein inneres Gnadenerlebnis, Ekstasen und Askesen berichtet werden, die wohl teils hagiographischen Ursprungs sind. Als Student am Studium Generale des Dominikanerordens ist er begeisterter Schüler Eckharts. Diesen verteidigt er gegen Kritiker und wettert selbst gegen die Brüder des freien Geistes, später gerät er wie Eckhart unter Häresieverdacht. Seine Schriften sind ihres poetischen Reichtums wegen bekannt und prägen ein noch immer verbreitetes Bild der "Deutschen Mystik". Sein "Büchlein der Wahrheit" war ein beliebtes Andachtsbuch im Mittelalter, seine geistliche Vita ist die erste in deutscher Sprache (wenngleich mit Einflüssen seiner geistlichen Tochter Elsbeth Stagel).
  • der unbekannte Autor des Werks »Gottesfreund im Oberland« (1346) gehört in den Zusammenhang der Laienfrömmigkeit einer nicht organisierten Gemeinschaft von Männer und Frauen, die ethische Erneuerung und nicht klerikal gebundene Frömmigkeit suchten.
  • Niklaus von Flüe (Bruder Klaus) (1417–1487) zählt zu den letzten spätmittelalterlichen Mystikern. Wegen des päpstlichen Schismas waren weite Teile der Schweizer Eidgenossenschaft exkommuniziert, was Laienbewegungen Aufschwung brachte. Niklaus wurde vom Mystikerkreis des Klosters Engelberg und den Straßburger Gottesfreunden beeinflusst. Von ihm werden asketisches Fasten und ein Turmerlebnis in Jugendjahren berichtet, sowie ein Lichterlebnis, das ihn zur Heimkehr aus der Einsiedelei bewegte. Er wirkte als politischer Berater, verband also Mystik und Politik. Neben Sprüchen und Reimgebeten sind eine nicht von ihm verfasste, aber seine oder verwandte Worte wiedergebende volkstümliche Erbauungsschrift überliefert.
  • Sebastian Franck (1499-1542/3)
  • die spanische Mystikerin Theresa von Avila (1515–1582) gründete Karmelitinnenklöster, darunter das erste Frauenkloster Spaniens, wirkte aktiv in der Seelsorge und verfasste geistliche Texte. Die "Innere Burg" beschreibt den Weg ins Innerste des Menschen. Sie ist bekannt für ihre Predigt der Freundschaft mit Gott.
  • der spanische Mystiker Johannes vom Kreuz (1542–1591) wurde durch Theresa von Avila für Reformen des Karmelitenordens gewonnen, lebte streng asketisch und suchte eine leidenschaftliche Spiritualität. Seine ekstatischen Visionen schlugen sich in einer geistlichen Poesie nieder.
  • Valentin Weigel (1533-1588)
  • Franz von Sales (1567-1622)
  • Jakob Böhme (1575-1624)
  • Angelus Silesius (Johann Scheffler, 1624-77)
  • Gerhard Tersteegen (1697-1769)
  • vgl. auch Devotio moderna

Auch moderne, dem Christentum nahestehende Autoren schreiben erfahrungsbezogen über "Mystik". Dabei verschwimmen in populären Werken oft die Grenzen zur Esoterik (im alltagssprachlichen Sinn).

Nennenswert sind:

  • der Naturphilosoph Carl Friedrich von Weizsäcker
  • der Logiker und Philosoph Ludwig Wittgenstein. Gern wird in diesem Zusammenhang der Schluss seines Tractatus logico-philosophicus zitiert: "Nicht WIE die Welt ist, ist das Mystische, sondern DASS sie ist." - und weiter: "Es gibt allerdings auch Unaussprechliches. Dies ZEIGT sich, es ist das Mystische". Der Traktat schließt mit: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen." In den privaten Einträgen seiner Tagebücher reflektiert Wittgenstein auch Thematiken, die teils der "Mystik" zuzurechnen sind.
  • die Autorin Rut Björkman
  • der Autor Rupert Lay
  • der Benediktiner Willigis Jäger

[Bearbeiten] Merkmale

Wie diese Autoren mystische Erfahrung beschreiben divergiert extrem. Stärker sich auf christliche Traditionen beziehende Autoren beziehen sich auf einschlägige biblische Motive. Stellen wie „Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen.“ (Mt 5,8) aus den Seligpreisungen Jesu lassen sich dann auf eine Reinheit von Affekten, sinnlichen Wahrnehmungen und Handlungsmotiven beziehen, die als Vorbedingung für oder identisch mit der Gottesnähe in mystischer Erfahrung beansprucht wird.

[Bearbeiten] Hinduistische Mystik

Nach hinduistischen Lehren ist eine Einheitserfahrung mit dem göttlichen Brahman möglich. Diese Erfahrung ist in Worten kaum wiederzugeben, da Begriffe sie nicht fassen. Typische Beschreibungen bedienen sich Metaphern wie: das Bewusstsein weitet sich ins Unendliche, es ist ohne Grenzen, man erfährt sich aufgehoben in einer Wirklichkeit unaussprechlichen Lichts und unaussprechlicher Einheit (Brahman). Dieser Einheitserfahrung entspricht die Lehre der Einheit von Atman ("Seele") und göttlichem Brahman.

Dieses Einssein wird von verschiedenen Vertretern unterschiedlich aufgefasst:

  • pantheistisch: Wie ein Salzklumpen sich im Wasser auflöst, gehe der Atman im göttlichen Brahman auf.
  • panentheistisch: Die Seelen behalten einen Eigenstand, wenngleich mit dem Brahman unauflöslich verbunden.
  • monotheistisch: Einheit in Vielfalt. Qualitative Einheit und gleichzeitige individuelle Vielfalt, die der Seele eine ewige mystische Liebesverbindung mit Gott ermöglicht (Vishishta-Advaita).

Nach hinduistischer Lehre ist die alltägliche Wahrnehmung auf Vieles gerichtet, die mystische Erfahrung aber eine Einheitserfahrung. Das göttliche Eine ist in Allem gegenwärtig, jedoch nicht einfachhin erfahrbar. Es zu erfahren setzt voraus, die Wahrnehmungs-Art zu ändern. Dazu dienen Konzentrationstechniken des Yoga und die Askese (Enthaltung, Verzicht). Askese führt zur Freiheit gegenüber weltlichen Bedürfnissen. Dies kann Essen und Trinken, Sexualität oder Machtstreben einschränken.

[Bearbeiten] Buddhistische Mystik

In der buddhistischen Mystik, die insbesondere in den Strömungen des Mahayana und Vajrayana verbreitet ist, geht es wie in allen buddhistischen Schulen nicht um direkte Erfahrung eines göttlichen Wesens. Die Natur des Geistes des Praktizierenden nämlich wird als jenseits von Dualität verstanden. Dies ist unbewusst, weil temporär verschleiert. Aus dieser Nichterkenntnis, auch grundlegende Unwissenheit genannt, entsteht die Vorstellung eines unabhängig von anderen Phänomenen existierenden Ichs. Damit geht das Auftreten der Geistesgifte Verwirrung/Dummheit, Hass, Gier, Neid und Stolz einher, die Ursachen allen Leidens. Ziel ist es, die Geistesgifte in ursprüngliche Weisheit umzuwandeln, die Ich-Vorstellung aufzulösen und die den unerleuchteten Wesen eigene Aufspaltung der Phänomene in Subjekt und Objekt zu überwinden. Die den fühlenden Wesen innewohnende, bis dahin verschleierte Buddhanatur wird als immer schon zugrundeliegend erkannt. Wer dies erreicht wird erleuchtet oder schlicht Buddha genannt. Praktiken wie Meditation, Gebet, Opferdarbringungen, verschiedene Yogas und spezielle tantrische Techniken sollen dies ermöglichen.

[Bearbeiten] Islamische Mystik

Vertreter des Sufismus (islamische Mystiker) lehren, dass Gott in jeden Menschen einen göttlichen Funken gelegt hat, der im tiefsten Herzen verborgen ist. Dieser Funke wird durch die Liebe zu allem, was nicht Gott ist, verschleiert, etwa durch Wichtignehmen der (materiellen) Welt, sowie durch Achtlosigkeit und Vergesslichkeit (siehe Nafs). Nach dem Propheten Muhammad sagt Gott den Menschen: „Es gibt siebzigtausend Schleier zwischen euch und Mir, aber keinen zwischen Mir und euch.“

Die Sufis praktizieren eine tägliche Übung namens Dhikr, was Gedenken (also Gedenken an Gott, bzw. Dhikrullah) bedeutet. Dabei rezitieren sie bestimmte Stellen aus dem Koran und wiederholen eine bestimmte Anzahl der neunundneunzig Attribute Gottes. Darüber hinaus kennen die meisten sufischen Orden (Tariqas) ein wöchentliches Zusammentreffen in sogenannten Tekkes, bei dem neben der Pflege der Gemeinschaft und dem gemeinsamen Gebet ebenfalls ein Dhikr ausgeführt wird. Je nach Orden kann dieser Dhikr auch Musik, bestimmte Körperbewegungen und Atmungsübungen beinhalten.

siehe auch: Liste bekannter Sufis

[Bearbeiten] Jüdische Mystik

Im Judentum hat die Mystik besonders in der Kabbala eine breite Tradition. Mehr auf rationale Durchhellung des Glaubens bedachte Denker haben diese Bewegung oft kritisiert.

Nennenswerte Vertreter und Quellen sind:

[Bearbeiten] Religionsunabhängige Tendenzen

[Bearbeiten] Spezielle Aspekte

[Bearbeiten] Mystik und Lebenswelt

Weltabgewandtheit durch die Vermeidung von körperlichen Freuden durch Fasten, Askese und Zölibat oder durch den Rückzug in die Einsamkeit als Eremit hat in vielen Religionen eine lange Tradition. Oft wird beansprucht, eine solche Haltung sei Vorbedingung mystischer Erfahrung. Andere Traditionen betonen die Zusammengehörigkeit von Kontemplation und aktivem Leben. Die christliche Theologie spricht in diesem Zusammenhang von "vita activa" und "vita passiva". Beide Seiten gehören etwa für Meister Eckhart stets zusammen. Teilweise wird auch ein wesentlicher Zusammenhang von Mystik und Politik beansprucht, wie er sich etwa bei Nikolaus von Flüe und Meister Eckhart findet. Auch Traditionen des Zen betonen, dass Spiritualität und Alltag nicht entkoppelt werden dürfen. So beschreiben etwa die Verse "Der Ochse und sein Hirte" den Entwicklungsweg eines Zen-Schülers im alten Japan und enden mit der Rückkehr auf den Marktplatz. Auch der Zen-Meister Willigis Jäger betont: "Ein spiritueller Weg, der nicht in den Alltag führt, ist ein Irrweg."

[Bearbeiten] Erfahrung und Erfahrenes

In der mystischen Erfahrung lassen sich Erfahrung und Erfahrenes unterscheiden. Die christliche Mystik bezeichnet die Erfahrung als Mysterium oder Unio Mystica, im buddhistischen Kulturraum wird sie etwa als Satori oder Kensho benannt, im hinduistischen Raum als Nirvikalpa Samadhi. Sie bezieht sich immer auf das Erfahrene, die höchste Wirklichkeit, die im christlichen Kulturraum mit Gott, im buddhistischen Raum etwa mit Nirwana, im hinduistischen Raum mit Atman/Brahman bezeichnet wird. Diese höchste Wirklichkeit wird stets vor dem spezifischen individuellen Hintergrund (Religion, Kultur, Wissenschaft) erfahren. Aus phänomenologischer Sicht ist daher unentscheidbar, ob die in unterschiedlichen Strömungen beschriebene höchste Wirklichkeit identisch ist und gleich erlebt wird.

[Bearbeiten] Abgrenzung zur Prophetie

Die von religiösen Strömungen im Judentum und Christentum beanspruchte mystische Erfahrung wird als Glaubenserfahrung verstanden, als intensive Form der Spiritualität. Dabei wird teilweise beansprucht, das Göttliche nicht mehr personal zu erfahren. Dieses Merkmal kann zur religionsphänomenologischen Abgrenzung von Prophetien dienen, da hier Gott stets als personales Gegenüber erfahren wird.

[Bearbeiten] Mystik und Unsagbarkeit

Viele Berichte von mystischer Erfahrung betonen, dass kein Begriff und keine Aussage das Erfahrene auch nur annähernd beschreibt. Das Erfahrene ist, abhängig von soziokulturellen Bedingungen, vielfältig umschreibbar.

Vor theistischem Hintergrund liegt der Name Gott nahe. Atheisten sprechen etwa von der wahren Natur allen Seins oder der tiefen kosmischen Einheit aller Dinge. Gleichwohl heben viele Beschreibungen die Erfahrungsweise von weltlicher Objekterkenntnis ab. Beispielsweise, da hier kein Ich einem Höheren gegenüberstehe, sondern von diesem Höheren "umfasst" werde. Bei gleichzeitiger Nichtbenennbarkeit und dem Verlangen, von der Erfahrung dennoch nicht nur zu schweigen, bedient sich Mystik oft ungewöhnlicher Stilmittel.

  • Verschiedene biblische Texte sprechen von der Entzogenheit, Unsichtbarkeit, Nichtabbildbarkeit und Unnennbarkeit Gottes. (Beispielsweise 1 Tim 6,16: "Gott, der in unzugänglichem Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat.")
  • Buddha hat das mystisch Erfahrene nicht als göttlich bezeichnet. Die höchste Wirklichkeit sei kein göttliches Wesen, das mit Verstand und Willen ausgestattet sei und handele, sondern alles überstrahlender Friede und Glückseligkeit. Die höchste Wirklichkeit bewahre Menschen auch nicht vor Unglück oder befreie auch nicht aus Lebensgefahren, wenn man sie in Gebeten inständig darum bäte, sondern in der Welt geschehe viel unabänderliches Leid, und dennoch sei alles in dieser höchsten Wirklichkeit geborgen. Die höchste Wirklichkeit erschaffe auch nicht die vielen Weltdinge wie die Quelle einen Bach hervorbringe oder wie ein Künstler sein Kunstwerk erschaffe. Über die Entstehung der Weltdinge sei nichts wissbar. Die höchste Wirklichkeit sei einfach da als souveräne, unantastbare, absolut erfüllende Wirklichkeit, die prinzipiell von Menschen wahrgenommen werden könne. Aus der mystischen Erfahrung heraus werden alle Phänomene auch als Leerheit (Nichts) beschrieben, in dem Sinne, dass sie leer von einem ihnen innewohnenden Sein sind. Das mystisch Erfahrene wird auch als Wirklichkeit beschrieben, in der es kein Leid, keinen Tod und keine Entwicklung mehr gibt, die eine absolute Erfüllung und Seligkeit bedeutet – ganz anders jedoch, als man sich Glückseligkeit vorstellen könnte und zu sagen wüsste.
  • Von Thomas von Aquin, dem wirkungsgeschichtlich bedeutenden mittelalterlichen Theologen, wird legendarisch berichtet, er habe nach einer mystischen Erfahrung seine Bücher verbrennen wollen, da er dadurch erkannt habe, dass alle Gott zuschreibbaren Begriffe mehr falsch als richtig sind. Tatsächlich reflektiert die thomanische Analogielehre die Beschreibbarkeit und Unbeschreibbarkeit Gottes.
  • In philosophisch-theologischen Traditionen reflektiert die "negative Theologie" auf diesen Widerspruch. Wichtige Vertreter sind (wobei die Zuordnungen teils umstritten sind) Nikolaus von Kues, Meister Eckhart.

[Bearbeiten] Mystik und Rationalität

Häufig werden Mystik und Rationalität einander entgegengesetzt. Eine Beurteilung des Verhältnisses ist abhängig davon, wie beide Begriffe verstanden werden.

Viele mittelalterliche Autoren unterscheiden ratio (Vernunft) und intellectus (Verstand) in der Weise, dass der Intellekt als diskursives Vermögen verstanden wird, das Unterscheidungen trifft, während die Ratio höheren Ranges ist, weil auf Einheit ausgerichtet. Dass mystische Erfahrung kein Fall diskursiven Erkennens sein kann, wird von keinem Mystiker bestritten. Eine solche Trennung der Hierarchien ermöglicht, den Anschein eines Gegensatzes aufzulösen. Oft wird für mystische Erfahrung eine höhere (nämlich absolute) Gewissheit gegenüber sonstigem für wahr gehaltenem reklamiert.

Bezieht man Rationalität auf die aristotelisch durchformte Wissenschaftskultur des Mittelalters, so stehen dieser viele Mystiker aus Kontexten mittelalterlicher Laienbewegungen fern. Auch viele Mystiker, die sich philosophisch-theologisch artikulieren, suchen Denkformen, die der aristotelischen Wissenschaftstheorie ferner stehen und stärker einem weisheitlichen Konzept des Wissens und höchsten Wissens nahestehen. Einige greifen dazu zurück auf die Konzeptionen von Augustinus, Boethius und der sogenannten "Schule" von Chartres.

In modernen Kontexten unterscheidet sich ein Zugang zur höchsten Wahrheit durch unmittelbare individuelle Erfahrung von der Methodik neuzeitlicher Wissenschaft, da diese Verallgemeinerbarkeit und Reproduzierbarkeit beansprucht.

[Bearbeiten] Spezifika mystischer Erfahrung

[Bearbeiten] Mystische Erfahrung und andere Bewusstseinszustände

  • Sinnliche Wahrnehmung

Mystiker sprechen in der Regel von ihrer Erfahrung in Bildern ihres Kulturkreises. Dies haben sie mit jeder Erfahrung und jeder Versprachlichung von Erfahrung gemein. Viele Mystiker betonen zudem die Notwendigkeit, von allen Bildern zu lassen. Bekannt dafür ist in christlichen Kontexten Meister Eckhart. Der historische Buddha soll seine Schüler mit folgenden Worten motiviert haben, von den Erscheinungsbildern zur eigentlichen Erleuchtung weiterzugehen: ’’Wenn dir Buddha begegnet, töte ihn.’’

  • Halluzination

Halluzinationen sind Erlebnisse, welche die Psyche im Wachzustand produziert. Daher sind sie von mystischen Erlebnissen schwer unterscheidbar. Anhand einer Reihe von Merkmalen wie Inhalte der Erfahrung, Dauer, Kommunikationsfähigkeit, Ausdruck, Vokabular und Emotionalität versucht man Unterschiede zwischen mystischen und psychotischen Zuständen zu fassen. Als wesentlich für mystische Erfahrungen wird etwa die Umorganisation handlungsleitender Motive, Affekte, Welt- und Selbstbildvorstellungen beansprucht. Ob mystische Erfahrung nur eine Halluzination ist, lässt sich objektiv nicht klären.

Die mystische Erfahrung ist weder eine Erfahrung im schlafenden Zustand, noch eine im trancehaften Zustand oder der Hypnose. Diese Zustände zeichnen sich besonders durch eine auf bestimmte Bewusstseinsinhalte eingeschränkte Aufmerksamkeit aus. Das Erlebnis mystische Erfahrung wird dagegen oft als sehr wach und aufmerksam beschrieben. Physiologisch bestehen aber Ähnlichkeiten zwischen den Zuständen während Meditation und Schlaf.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Primärtexte

Siehe unter den Einträgen zu den entsprechenden Autoren.

[Bearbeiten] Lesebücher

  • René Bütler: Mystik der Welt. Quellen und Zeugnisse aus vier Jahrtausenden. Ein Lesebuch der mystischen Wahrheiten aus Ost und West. Heyne, München 1995, ISBN 3-453-08757-7

[Bearbeiten] Nachschlagewerke

  • Peter Dinzelbacher (Hrsg.): Wörterbuch der Mystik. 2. Aufl. Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-45602-8

[Bearbeiten] Einführende Literatur

[Bearbeiten] Spezielle Literatur

  • Karl Albert: Einführung in die philosophische Mystik. WBG, Darmstadt 1996, ISBN 3-534-12948-2
  • Peter Widmer: Mystikforschung zwischen Materialismus und Metaphysik. Eine Einführung. Herder, Freiburg i.Br. u.a. 2004, ISBN 3-451-28322-0

[Bearbeiten] Islam (Sufismus)

[Bearbeiten] Christentum

[Bearbeiten] Fachliteratur
  • Peter Dinzelbacher: Christliche Mystik im Abendland. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zum Ende des Mittelalters. Schöningh, Paderborn u.a. 1994, ISBN 3-506-72016-3
  • Kurt Ruh: Geschichte der abendländischen Mystik. 5 Bde. Beck, München 1990-1999.
  • Dietmar Mieth: Die Einheit von vita activa und vita contemplativa in den deutschen Predigten und Traktaten Meister Eckharts und bei Johannes Tauler, 1969.
  • Korbinian Schmidt: Mystische Erfahrung. Einheit oder Vielfalt? LIT Verlag, Münster-Hamburg-Berlin-Wien-London, 2006, ISBN 3-8258-9423-1
  • Klaus Berger: Was ist biblische Spiritualität? (GTB 1456) ISBN 3-579-01456-0

[Bearbeiten] Populäre Literatur
  • Peter Reiter: Geh den Weg der Mystiker. Via Nova, Petersberg, 2. Auflage 2003 (1. Auflage 2001 im Hermann Bauer Verlag), ISBN 3-936486-37-9
  • Jim Marion: Der Weg zum Christusbewusstsein. Eine Landkarte für spirituelles Wachstum in die Tiefe der Seele. Via Nova, Petersberg, 1. Auflage 2003, ISBN 3-936486-27-1

[Bearbeiten] Judentum (Kabbala)

  • Daniel C. Matt (Hrsg.): Das Herz der Kabbala. Jüdische Mystik aus zwei Jahrtausenden. Barth, Bern u.a. 1996, ISBN 3-502-65450-6
  • Gershom Scholem: Von der mystischen Gestalt der Gottheit. Studien zu Grundbegriffen der Kabbala. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1977, ISBN 3-518-07809-7

[Bearbeiten] Buddhismus

  • Daisetz T. Suzuki: Der westliche und der östliche Weg. Über christliche und buddhistische Mystik. Neuaufl. Ullstein, Frankfurt am Main u.a. 1995.

[Bearbeiten] Populäre und sonstige Literatur

  • Timothy Freke, Peter Gandy: Die Welt der Mystik. Die mystischen Traditionen von Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam, Judentum, Schamanismus. Goldmann, München 2001, ISBN 3-442-21540-4
  • Georg Schmid: Die Mystik der Weltreligionen. Eine Einführung. 4. Aufl. Kreuz, Stuttgart 2000, ISBN 3-7831-1016-5
  • Götz, Thomas Josef, Gerold, Thomas (Hrg.), Die Mystik im Buddhismus und im Christentum. Und Aspekte des interreligiösen Dialogs. ISBN 3-8306-7232-2, EOS-Verlag St. Ottilien.
  • Monika Renz:Grenzerfahrung Gott: Spirituelle Erfahrungen in Leid und Krankheit. 3. Aufl. Herder, Freiburg i.Br. 2006, ISBN 3-451-05341-1 (Resultat eines Forschungsprojekts am Kantonsspital St. Gallen, Schweiz. Spirituelle und mystische Erfahrung bei 135 schwerkranken oder sterbenden Patienten)
  • Michael Utsch: Religiöse Fragen in der Psychotherapie. Psychologische Zugänge zu Religiosität und Spiritualität. Stuttgart: Kohlhammer 2005, ISBN 3-17-017524-6

[Bearbeiten] Weblinks

wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Mystik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen


[Bearbeiten] Überblicke

[Bearbeiten] Sonstiges

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