Jessica Lynch
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Jessica Dawn Lynch (* 26. April 1983 in Palestine, West Virginia) ist eine ehemalige US-Soldatin, deren Befreiung aus irakischer Kriegsgefangeschaft im Dritten Golfkrieg weltweite Aufmerksamkeit erlangte.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Gefangennahme und Befreiung
Jessica Lynch gehörte der 507th Maintenance Company (Instandsetzungskompanie) der US Army an, die am 23. März 2003 in der Nähe der irakischen Stadt Nasiriyya von der geplanten Wegstrecke abgekommen und in einen irakischen Hinterhalt geraten sein soll. Beim Versuch, aus dem feindlichen Feuer zu entkommen, wurden elf Soldaten getötet, sechs weitere gerieten in irakische Kriegsgefangenschaft. Lynch, die wegen ihrer Verletzungen von den anderen Gefangenen getrennt worden war, wurde am 2. April von einer US-Spezialeinheit aus einem Krankenhaus in Nasiriyya geborgen.
[Bearbeiten] Darstellung der Rettung
Wegen ihres Geschlechts und ihres jugendlichen Alters erregte der Fall Lynch bereits die Aufmerksamkeit der amerikanischen Medien, als die Soldatin noch vermisst wurde. Von den anderen fünf Gefangenen (darunter auch die 30-jährige schwarze Köchin Shoshana Johnson) war hingegen kaum die Rede. Schon wenige Stunden nach Lynchs Befreiung wurden vom US-Militär dramatisch wirkende Filmaufnahmen der Kommandoaktion für die Medien freigegeben. Gleichzeitig erschienen Presseberichte, in denen Lnych zur Heldin erklärt wurde, die bis zur letzten Patrone gekämpft und zahlreiche Iraker getötet habe. Ferner sei sie während ihrer Gefangenschaft misshandelt und möglicherweise sogar vergewaltigt worden.
[Bearbeiten] Kritik an der Darstellung
Das Fernsehmagazin Monitor hatte eine mögliche Inszenierung der Rettungsaktion bereits am 19. Juni 2003 thematisiert. Monitor stützte sich in dem Bericht auf einen Dokumentarfilm des BBC-Kriegskorrespondenten John Kampfner. Dieser trug den Untertitel: "Saving Private Jessica: Fact or fiction?" (Rettung der Soldatin Jessica: Fakt oder Fiktion?). Er verdeutlichte, dass die umfangreiche Berichterstattung über die Rettungsaktion für die junge Soldatin durch das United States Marine Corps mehr mit einer Hollywoodproduktion als mit der Realität zu tun hatte.
[Bearbeiten] Wahrer Sachverhalt laut Untersuchungsbericht
Im Juli 2003 veröffentlichte die US-Armee einen Untersuchungsbericht, der sich mit der Vernichtung der 507th (und damit auch mit dem Fall Lynch) befasste. Als Gründe für die Tragödie wurden darin Ausbildungsmängel, Unerfahrenheit und menschliches Versagen insbesondere des Kompaniechefs angegeben. Laut Bericht befand sich Jessica Lynch mit vier anderen Soldaten in einem Humvee, der infolge des feindlichen Beschusses außer Kontrolle geriet und mit hoher Geschwindigkeit in einen bereits stehenden Sattelzug raste. Außer Lynch kamen alle Insassen ums Leben, darunter auch die indianische Soldatin Lori Ann Piestewa, die den Wagen gesteuert hatte. Sie selbst erlitt schwere Verletzungen und wurde von Irakern aus dem Wrack geborgen. Wie Lynch später selbst bekundete, hat sie während des Vorfalls keinen einzigen Schuss abgefeuert, sondern kauerte im Heck des Fahrzeugs.
Laut späteren Recherchen sollen sich das irakische Krankenhauspersonal und die Ärzte gut um die verletzte Soldatin gekümmert haben. Angehörige eines Arztes sollen Blut gespendet haben. Iraker versuchten, die Verletzte an amerikanische Soldaten zu übergeben, wurden aber beschossen. Ohne Gegenwehr wurde die Frau dann im Krankenhaus von Spezialeinheiten abgeholt, die das Zimmer stürmten. Im Krankenhaus leisteten irakische Truppen keinen Widerstand. Deutsche Medien berichteten auch, dass das Gebiet, in dem sich das Hospital befindet, zu diesem Zeitpunkt frei von irakischen Soldaten war.
[Bearbeiten] Fazit
Insgesamt ist festzustellen, dass die Berichterstattung über diesen Vorfall von offizieller US-Seite wie auch von Seiten der Kritiker überwiegend propagandistisch geprägt war. Auf der einen Seite eine heldenhafte Soldatin, die bis zur letzten Patrone kämpft und deren Kameraden im Gefecht fallen, auf der anderen Seite wurde das Gefecht zum simplen "Verkehrsunfall" erklärt. Es ist für Außenstehende schwer bis unmöglich, die Ereignisse dieser Tage neutral und ausgewogen bewerten zu können.
Im August 2003 wurde Jessica Lynch aus medizinischen Gründen ehrenhaft aus der Armee entlassen. Am 19. Januar 2007 brachte sie eine gesunde Tochter zur Welt, die ihren Namen Dakota Ann in Erinnerung an Lori Ann Piestewa erhielt.
[Bearbeiten] Weblinks
- Untersuchungsbericht der US-Army
- Die inszenierte Rettung der Soldatin Jessica Lynch
- Das Hollywood-Heldendrama im Irak
- Jessica Lynch American Hero and First POW
Personendaten | |
---|---|
NAME | Lynch, Jessica |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Soldatin und erlangte weltweite Aufmerksamkeit im Dritten Golfkrieg |
GEBURTSDATUM | 26. April 1983 |
GEBURTSORT | Palestine, West Virginia |