John Zorn
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John Zorn (* 2. September 1953 in New York) ist ein US-amerikanischer Komponist und Bandleader.
Er spielt Saxophon und Klarinette. John Zorn arbeitet außerdem als Produzent, ist Inhaber des Plattenlabels Tzadik und hat mit vielen experimentellen Musikern, insbesondere im Bereich Neue Musik und im Jazz zusammengearbeitet.
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[Bearbeiten] Biografie
Zu Beginn eher an Neuer Musik interessiert, wandte er sich in den 70er Jahren dem Jazz zu. Zorn verließ die High-School um sich im Umfeld der Musikszene Downtown-Manhattans auf musikalische Projekte zu konzentrieren. Er verdiente sich während dieser Zeit seinen Lebensunterhalt unter anderem mit Arbeit in einem Schallplattenladen. Zu seinen frühen Einflüssen gehören Anthony Braxton, Eugene Chadbourne und Ornette Coleman, aber auch Karlheinz Stockhausen. Zorns Musik ist charakterisiert durch die Verarbeitung zahlreicher musikalischer Stile aus verschiedensten Quellen, wie etwa Filmmusik zu Zeichentrickfilmen, Free Jazz, Hardcore oder jüdischer Folklore. Zorn kombiniert dabei oft kurze musikalische Sequenzen in collagenartiger Form, teilweise in rasanter Abfolge. Er bekennt sich explizit zu seiner jüdischen Herkunft und verarbeitet in einigen seiner Projekten traditionell jüdische Elemente. Er gründete das Plattenlabel Tzadik und formulierte eine neue sogenannte „Radical Jewish Culture“ und verabschiedete ein Manifest über das radikale Judentum seiner Musik, in dem er u.a. erklärte:
“Der Jude ist immer Ursprung einer doppelten Infragestellung gewesen: der Infragestellung des Selbst und der Infragestellung des ‚Anderen’. Da ihm nie die Möglichkeit gewährt wird, aufzuhören, jüdisch zu sein, ist er gezwungen, die Frage seiner Identität zu formulieren. Daher ist er von Anbeginn mit dem Diskurs des ‚Anderen’ konfrontiert, und oft hängt sein Leben davon ab“...“Mir wurde klar, dass ein Jude jemand ist, der naiv glaubt, dass er, wenn er selbstlos zu seiner Gastkultur beiträgt, akzeptiert werden wird. Aber wir sind die Außenseiter der Welt. Das ist es, was mich am Stamm [tribe] anzog – die Kultur des Außenseitertums.“.[1]
[Bearbeiten] Musikalisches Werk
Hervorzuhebende von Zorn geführte Bands sind Naked City (mit Bill Frisell, Wayne Horvitz, Fred Frith, Joey Baron und Yamatsuka Eye), Painkiller (mit Bill Laswell und Mick Harris) sowie Masada (mit Dave Douglas, Greg Cohen und Joey Baron), eine Formation, die Free Jazz- und Klezmer-Elemente verschmilzt. Sehr bemerkenswert sind seine von ihm so genannten „Game Pieces“, die nicht auf einer notierten Partitur beruhen, sondern nach von ihm bestimmten „Regeln“ gespielt werden. Herausragendes Beispiel ist Cobra, eine Komposition, bei der ein in Instrumentierung und Anzahl der Musiker variables Ensemble durch vom „Dirigenten“ hochgehaltene Karten „Anweisungen“ erhält, die von den Musikern spontan interpretiert und umgesetzt werden. Zorn komponierte viele Film-Soundtracks und arbeitete für Orchester und Ensembles wie z.B. das Kronos Quartett und präsentierte Hommagen an so unterschiedliche Musiker wie Ornette Coleman, Hank Mobley, Lee Morgan, Sonny Clark, Ennio Morricone oder Burt Bacharach. Auf seinen Labels Tzadik und Avant hat er eine große Fülle von Alben eingespielt und produziert.
In der der aktuellen Ausgabe des Jazzbuchs (2006) von Joachim-Ernst Berendt und Günther Huesmann wird John Zorn als der herausragende und einflussreichste Jazzmusiker der Gegenwart bezeichnet, eine Einschätzung, die aber sehr umstritten ist, weil Zorns Musik sich nicht in erster Linie aus der afro-amerikanischen Musiktradition herleitet. Vielmehr stellt diese nur einen Einfluss unter vielen dar. Zorn selbst lehnt die Bezeichnung Jazzmusiker für sich selbst rigoros ab.
[Bearbeiten] Diskografie (Auswahl)
- First Recordings 1973 (1995)
- Locus Solus (1983)
- The Big Gundown: J.Z. Plays The Music Of Ennio Morricone (1984)
- Spillane (1986)
- Anything goes (1986) Duo mit Alfred Harth
- News For Lulu (1987)
- Spy vs Spy (The Music of Ornette Coleman) (1989)
- Elegy (1992)
- Kristallnacht (1992)
- Redbirds (1995)
- The Book of Heads (1995)
- Bar Kokhba (1996)
- The Classic Guide To Strategy (1996, aufgenommen 1981 und 1985)
- Parachute Years (1997, aufgenommen 1978-1981)
- New Traditions In East Asian Bar Bands (1997)
- Duras: Duchamp (1997)
- The Circle Maker (1998)
- The Bribe (1998)
- Music For Children (1998)
- Angelus Novus (1998)
- Aporias (1998)
- Ganryu Island (1998)
- Taboo & Exile (1999)
- The String Quartets (1999)
- Pool (2000)
- Xu Feng (2000)
- The Gift (2001)
- Love, Madness and Mysticism (2001)
- Songs from the Hermetic Theatre (2001)
- Cobra (2002)
- IAO - Music in a Sacred Light (2002)
- Masada Guitars (2003)
- Chimeras (2003)
- Voices in the Wilderness (2003)
- The Unknown Masada (2003)
- Magick (2004)
- Masada Recital (2004)
- Rituals (2005)
- Masada Rock (2005)
- Mysterium (2005)
- Moonchild (2006)
- Astronome (2006)
- Six Litanies for Heliogabalus (2007)
- Naked City:
- Same
- Torture Garden
- Grand Guignol
- Heretic
- Radio
- Absinthe
- Leng Tch'e
- Black Box (Torture Garden + Leng Tch'e)
- Live Vol. 1: Knitting Factory 1989
- The Complete Studio Recordings 1989 - 1992 (5 CDs, veröffentlicht 2005)
- Painkiller:
- Guts of a virgin (1991)
- Buried secrets
- Execution Ground (1994)
- Talisman - Live (2002)
- Rituals - Live
- Collected Works 1991 - 1994 (1998)
- Masada Studioaufnahmen I:
- Alef - Aufnahme: 20. Februar 1994
- Beit - Aufnahme: 20. Februar 1994
- Gimel - Aufnahme: 20. Februar und 22. Juni 1994
- Dalet - Aufnahme: 20. Februar 1994, veröffentlicht 1997
- Hei - Aufnahme: 16. und 17. Juli 1995
- Vav - Aufnahme: 16. und 17. Juli 1995
- Zayin - Aufnahme: 16. April 1996
- Het - Aufnahme: 1. August 1996, veröffentlicht 1997
- Tet - Aufnahme: 21. April 1997, veröffentlicht 1998
- Yod - Aufnahme 15. September 1997, veröffentlicht 1998
- Sanhedrin - Aufnahme: 20. Februar und 22. Juni 1994, veröffentlicht 2005
- Masada Studioaufnahmen II (Book of Angels):
- Astaroth (Jamie Saft Trio)
- Azazel (Masada String Trio)
- Malphas (Mark Feldman & Sylvie Courvoisier)
- Orobas (Koby Israelite)
- Balan (The Cracow Klezmer Band)
- Moloch (Uri Caine)
- Masada Live
- First Live 1993
- Jerusalem 1994
- New York City 1994 (mit Kenny Wollesen on drums, Bootleg, aufgenommen in Hamburg!)
- Taipei 1995
- Middelheim 1999
- Sevilla 2000
- Live at Tonic 2001
- 50th Birthday Celebration Series (aufgenommen im Tonic, September 2003)
- Masada String Trio: 50th Birthday Celebration Volume One (Februar 2004)
- Milford Graves - John Zorn Duo: 50th Birthday Celebration Volume Two (März 2004)
- Locus Solus: 50th Birthday Celebration Volume Three (April 2004)
- Electric Masada: 50th Birthday Celebration Volume Four (Mai 2004)
- Fred Frith - John Zorn Duo: 50th Birthday Celebration Volume Five (Juli 2004)
- Hemophiliac: 50th Birthday Celebration Volume Six (August 2004)
- Masada: 50th Birthday Celebration Volume Seven (September 2004)
- Susie Ibarra - Wadada Leo Smith - John Zorn: 50th Birthday Celebration Volume Eight (Oktober 2004)
- John Zorn Solo: 50th Birthday Celebration Volume Nine: The Classic Guide to Strategy Volume Three (November 2004)
- Yamataka Eye - John Zorn: 50th Birthday Celebration Volume Ten (Januar 2005)
- Bar Kokhba Sextet: 50th Birthday Celebration Volume Eleven (3 CDs, August 2005)
- Painkiller: 50th Birthday Celebration Volume Twelve (September 2005)
- Filmsoundtracks:
- Filmworks I: 1986-1990 (1992)
- Filmworks II: Music For an Untitled Film By Walter Hill (1996)
- Filmworks III: 1990-1995 (1997)
- Filmworks IV: S/M & More (1997)
- Filmworks V: Tears of Ecstasy (1996)
- Filmworks VI: 1996 (1996)
- Filmworks VII: Cynical Hysterie Hour (1997)
- Filmworks VIII: 1997 (1998)
- Filmworks IX: Trembling Before G-D (2000)
- Filmworks X: In The Mirror of Maya Deren (2001)
- Filmworks XI: Under the Wing (2002)
- Filmworks XII: Three Documentaries (2002)
- Filmworks XIII: Invitation To A Suicide (2002)
- Filmworks XIV: Hiding and Seeking (2003)
- Filmworks XV: Protocols Of Zion (2005)
- Filmworks XVI: Workingman's Death (2005)
- Filmworks XVII: Notes on Marie Menken (2006)
- Filmworks XVIII: The Treatment (2006)
- DVD:
- Claudia Heuermann: A Bookshelf On Top Of The Sky: 12 Stories About John Zorn (Doku)
- Antonio Ferrera: Masada Live at Tonic 1999
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Literatur
- Bohländer, Carlo, Karl Heinz Holler und Christian Pfarr: Reclams Jazzführer. 4. Auflage. Reclam, Stuttgart 1990 ISBN 3-15-010355-X
- Kaucic, Gerhard/Timothy Liegeti: Guy Debord John Zorn Friederike Mayröcker Philippe Sollers: tel quel jardins des plantes et D mots/scribble and voice. - In: Die Grüne F Abyss. Internationale polylinguale Zeitschrift für Grüne Kultur/Politik. Nr.16b/1996, S. 117ff.
- Kunzler, Martin: Jazz Lexikon. rororo Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2002 (Band 2: M-Z) ISBN 3-499-16513-9
- Jazzthetik, Juli/August 1988: Interview mit Arne Schumacher
- Neue Zeitschrift Für Musik, Februar 1991: Der Architekt der Spiele Interview mit Art Lange; Früchte des (John) Zorn - improvisierte Musik im Zeitalter der Simulation
- Jazzpodium, Mai 1995: Artikel von Mathias Bäumel
- Neue Zeitschrift Für Musik, Mai/Juni 1998: "Radical New Jewish Culture" Artikel von Peter Niklas Wilson
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.tzadik.com Tzadik Label (englisch)
- http://home.arcor.de/nyds-exp-discogs/zorn.htm Umfangreiche Diskografie (englisch)
- http://mailman.xmission.com/lurker/list/zorn-list.de.html Mailingliste (englisch)
- http://www.gogdog.com/zorn-list/ (Unofficial) Complete Mailing list Archives (englisch)
- http://www.omnology.com/zorn01.html Biografie und Diskografie (englisch)
- http://www.hipsroadedition.com John Zorn Kompositionen (englisch)
- http://www.chez.com/barkokhba/masada.htm inoffizielle Masada Homepage mit Konzertchronologie (englisch)
- http://www.thestonenyc.com Club im New Yorker East Village mit John Zorn als künstlerischem Direktor und monatlich wechselnden Kuratoren
Personendaten | |
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NAME | Zorn, John |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Komponist und Bandleader |
GEBURTSDATUM | 2. September 1953 |
GEBURTSORT | New York |