Karl Plagge
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Karl Plagge (* 10. Juli 1897 in Darmstadt; † 19. Juni 1957 in Darmstadt) war deutscher Wehrmachtsoffizier und NSDAP-Mitglied, der während des Zweiten Weltkrieges etwa 250 ihm zugewiesene jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung in den Vernichtungslagern (Konzentrationslagern) des Nationalsozialismus bewahrte.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Karl Plagge studierte von 1919 bis 1924 Maschinenbau in Darmstadt.
1939 wird er als Ingenieuroffizier zur Wehrmacht eingezogen. Als Major war Plagge ab 1941 der Leiter des Heeres-Kraftfahr-Parks (HKP) 562 Ost im litauischen Wilna.
Dank seiner stetigen Bemühungen, Juden in sein Arbeitslager zu holen und auch die Familien zusammenzuhalten, konnten etwa 250 Juden den Holocaust überleben. Er erkannte rechtzeitig, dass die Juden nur gerettet werden konnten, wenn sie unentbehrliche Arbeitsleistungen erbrachten. So ging die Gründung eines Arbeitslagers auf seine Initiative zurück und auch die Ansiedlung von privaten Textilfirmen, um Arbeitsplätze für die Frauen zu schaffen. In den Lagern wurden auch völlig ungebildete Arbeiter als „kriegswichtig“ eingestuft, was sie vor dem Zugriff der SS bewahrte.
Bevor die Wehrmacht 1944 Wilna vor der anrückenden Roten Armee räumte, warnte Plagge die Zwangsarbeiter vor der drohenden Übernahme des Lagers durch die SS und verhalf vielen von ihnen zur Flucht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ er sich im Entnazifizierungsverfahren auf eigenen Wunsch als Mitläufer einstufen. Wie auch Oskar Schindler machte er sich bis zu seinem Tod Vorwürfe, zu wenige Menschen gerettet zu haben. Am 19. Juni 1957 ist Karl Plagge in Darmstadt an Herzversagen gestorben.
[Bearbeiten] Ehrungen
Auf die Initiative von Überlebenden und deren Nachkommen unter Federführung des US-Amerikaners Michael Good wurde Plagge am 11. April 2005 der Ehrentitel Gerechter unter den Völkern zuteil. Anträge auf diese Ehrung in den Jahren 2000 und 2002 waren abgelehnt worden.
Ehrungen in Darmstadt:
- Vor dem früheren Senatssaal der Technischen Universität Darmstadt erinnert seit dem 18. Juni 2003 eine Gedenktafel an ihn.
- 2006 wurde die ehemalige Frankensteinkaserne in Eberstadt bei Darmstadt in Major-Karl-Plagge-Kaserne umbenannt.
- Auf dem Schulhof des Ludwig-Georgs-Gymnasium befindet sich eine Büste von Plagge.
[Bearbeiten] Literatur
- Michael Good Die Suche. K.P., der Wehrmachtsoffizier, der Juden rettete Beltz, Weinheim 2006, ISBN 3-407-85773-X (aus dem Engl. v. Jörg Fiebelkorn)
- Marianne Viefhaus Zivilcourage in der Zeit des Holocaust. Karl Plagge aus Darmstadt, ein "Gerechter unter den Völkern" Hg. Darmstädter Geschichtswerkstatt & Magistrat der Stadt Darmstadt (dieser auch: Verlag), 2005 ISBN 3-00-016036-1
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Plagge, Karl |
KURZBESCHREIBUNG | Wehrmachtsoffizier, der 250 Juden rettete |
GEBURTSDATUM | 10. Juli 1897 |
GEBURTSORT | Darmstadt |
STERBEDATUM | 19. Juni 1957 |
STERBEORT | Darmstadt |