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Oskar Schindler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Oskar Schindler (* 28. April 1908 in Zwittau, Sudetenland, Österreich-Ungarn; † 9. Oktober 1974 in Hildesheim, Deutschland), war ein sudetendeutscher Industrieller, der während des Zweiten Weltkrieges etwa 1.200 bei ihm angestellte jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung in den Vernichtungslagern (Konzentrationslagern) des Nationalsozialismus bewahrte. Er war verheiratet mit Emilie Pelzl.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Kindheit und Jugend

Oskar Schindler wurde am 28. April 1908 in Zwittau (heute: Svitavy, Tschechien) als Sohn des Landmaschinenfabrikanten Hans Schindler und dessen Frau Franziska (geb. Luser) geboren. Schindler besucht die Volks- und Realschule und absolviert eine Ausbildung zum Ingenieur im väterlichen Betrieb. Oskar Schindler hatte eine jüngere Schwester Elfride. Obwohl Schindler im katholischen Glauben erzogen wurde, war er nicht religiös und spielte als Kind häufig mit den Sprösslingen jüdischer Nachbarn. Im Alter von 20 Jahren heiratete er Emilie Pelzl, die Tochter eines wohlhabenden Landwirts. Kurz danach wurde er zum Militärdienst eingezogen.

[Bearbeiten] Aufstieg

Brněnec - Schindlers Fabrik
Brněnec - Schindlers Fabrik

Nach Schließung der väterlichen Landmaschinenfabrik während der Weltwirtschaftskrise 1935 arbeitet Schindler bis 1939 als Agent für das Amt Ausland/Abwehr unter Wilhelm Canaris in Mährisch-Ostrau (heute: Ostrava, Tschechien) und Breslau (heute: Wroclaw, Polen) und wird zur Tarnung Leiter der Verkaufsabteilung der Mährischen Elektrotechnischen AG in Brünn (heute: Brno, Tschechien). 1935 tritt er in die pro-nationalsozialistische Partei Konrad Henleins ein, die Sudetendeutsche Heimatfront, später Sudetendeutsche Partei (SdP).

Seine Spionagetätigkeit fliegt auf und er wird für den Verrat tschechischer Eisenbahngeheimnisse wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Nur Hitlers Überfall auf die „Rest-Tschechei“ verhindert die Vollstreckung des Todesurteils.

Um sich Aufträge zu sichern, trat er 1939 in die NSDAP ein und schied im selben Jahr aus seiner Tätigkeit bei dem Generalkommando VIII in Breslau/Amt Canaris aus. Er machte sich, als Deutschland Polen überfiel, in der Hoffnung, geschäftlich vom Krieg profitieren zu können, auf den Weg nach Krakau. Die Uniformen für den von den Nazis inszenierten Überfall Polens auf den deutschen Sender Gleiwitz, den Hitler der Weltöffentlichkeit als Grund für seinen Feldzug gegen Polen angab, hat nach den Ergebnissen des US-amerikanischen Shoa-Forschers David M. Crowe Oskar Schindler besorgt.

[Bearbeiten] Rettung jüdischer Zwangsarbeiter

Im Oktober 1939 übernahm Schindler eine heruntergekommene Emailwarenfabrik, die zuvor einem Juden gehört hatte. Durch einige Schwarzhandelsunternehmen, bei denen er von seinem Buchhalter Itzhak Stern, einem polnischen Juden beraten wurde, erarbeitete er sich ein Vermögen. Die kleine Fabrik in Zablowic nahe Krakau, die Küchengeräte für die Wehrmacht herstellte, wuchs sprunghaft. Nach nur drei Monaten hatte sie 250 polnische Arbeiter, unter denen sieben Juden waren. Bis Ende 1942 war sie zu einer gewaltigen Email- und Munitionsfabrik gewachsen, die 45.000 qm groß war und fast 800 Arbeitskräfte beschäftigte. Unter diesen waren 370 Juden aus dem Krakauer Ghetto.

Schindler, ein Hedonist und Spieler, nahm den Lebensstil eines Lebemanns an und genoss das Leben in vollen Zügen. Er wurde von Zeitgenossen als sehr gut aussehender, hochgewachsener Mann beschrieben, der sich gewandt auf dem gesellschaftlichen Parkett bewegte, ausschweifend zu feiern wusste und Erfolg bei Frauen hatte und diesen auch auskostete. Was ihn in dieser Zeit von anderen Kriegsgewinnlern unterschied war allein die menschliche Behandlung seiner Arbeiter, besonders der Juden unter diesen.

Schindlers Widerstand gegen das Regime entwickelte sich nicht aus ideologischen Gründen. Den zuvor prinzipienlosen Opportunisten widerte die Brutalität der nationalsozialistischen Behandlung der hilflosen jüdischen Bevölkerung an. Allmählich trat sein Ziel, sich die Taschen mit Geld zu füllen, gegenüber dem Verlangen zurück, so viele Juden wie möglich vor den Nationalsozialisten zu retten. Am Ende der Entwicklung war Schindler nicht nur bereit, sein gesamtes Vermögen für dieses Ziel auszugeben, er setzte sogar sein eigenes Leben aufs Spiel.

Schindlers größte Hilfe bei seinen Rettungsbemühungen war die Einstufung seiner Fabrik als „kriegswichtige Produktion“, die ihm von der Militärverwaltung des besetzten Polens zuerkannt worden war. Diese ermöglichte ihm nicht nur, wirtschaftlich lukrative Kontrakte zu erhalten, sondern auch, jüdische Arbeiter anzufordern, die unter der Kontrolle der SS standen. Dadurch, dass er diese Arbeiter als notwendig für seine Produktion darstellte, deren Deportation die Erfüllung kriegswichtiger Aufträge verlangsamen würde, konnte er Ausnahmen erwirken, wenn seine jüdischen Angestellten der Abtransport in Vernichtungslager drohte. Schindler scheute sich dabei nicht, zu lügen und Aufzeichnungen zu fälschen, indem er Kinder oder Akademiker als qualifizierte Metallarbeiter ausgab.

Schindler wurde mehrmals von der Gestapo einvernommen, die ihn wegen Unregelmäßigkeiten oder der Begünstigung von Juden verdächtigte, was Schindler aber nicht abschreckte. 1943 reiste Schindler auf Einladung einer jüdischen Organisation nach Budapest, wo er sich mit ungarischen Juden traf. Er schilderte diesen die verzweifelte Lage der polnischen Juden und diskutierte Hilfemöglichkeiten.

Im März 1943 wurde das Krakauer Ghetto geräumt und die verbliebenen Juden in das Arbeitslager Płaszów nahe Krakaus überführt. Schindler überzeugte den brutalen Lagerkommandanten SS-Hauptsturmführer Amon Göth, einen seiner Trinkkumpane, ihm die Einrichtung eines privaten Unterlager für seine jüdischen Arbeiter bei seiner Fabrik zu erlauben. Durch dieses Arrangement war es Schindler möglich, seinen Arbeitern vergleichsweise gute Bedingungen zu bieten und ihre mangelhaften Ernährungsrationen mit Lebensmitteln zu ergänzen, die er auf dem Schwarzmarkt kaufte. Den SS-Wachen des Lagers war das Betreten des eigentlichen Fabrikgeländes verboten.

Ende 1944 musste Płaszów mit allen Unterlagern aufgrund des Vormarsches der Roten Armee geräumt werden, die meisten der über 20.000 Juden wurden in Vernichtungslager gebracht. Schindler gelang es, beim Oberkommando der Wehrmacht die Erlaubnis zu erhalten, seine „kriegswichtige Produktion“ in einer Fabrik, die er mit seiner Frau in Brünnlitz im Sudetenland erworben hatte, fortsetzen zu dürfen und dabei seine Arbeiter mitzunehmen. Zu den Arbeitern kam eine große Anzahl neuer Namen aus dem Lager Płaszów, insgesamt umfasste die Liste schließlich 800 Männer, unter denen 700 Juden waren, und 300 Frauen. Die Übersiedlung der Fabrik schlug beinahe fehl, da die Männer in das KZ Groß-Rosen und die Frauen nach Auschwitz transportiert wurden.

Schindler gelang es, die Männer aus dem Lager Groß-Rosen zu retten. Seinem persönlichen Sekretär gelang es, in Auschwitz die Freilassung der Frauen auszuhandeln, indem er der Gestapo 7 Mark pro Tag und Kopf versprach. Dieses war der einzige Fall, in der eine so große Gruppe die Vernichtungslager verlassen durfte, solange diese in Betrieb waren.

Oskar und Emilie Schindler retteten auch 120 jüdische Männer, die aus einem Unterlager von Auschwitz kamen, wo sie in einem Steinbruch der SS, den „Deutschen Stein- und Erdwerken“ gearbeitet hatte. Im Januar 1945 waren diese Männer aufgrund des Vormarsches der Russen evakuiert und in zwei versiegelten Viehwagen nach Westen verfrachtet worden. Nach einer siebentägigen Fahrt bei Eiseskälte ohne Nahrung und Wasser stellte die SS die Wagen schließlich vor das Tor der Fabrik Schindlers. Emilie Schindler hinderte den SS Lagerkommandanten daran, den Zug weiter zu schicken, Oskar Schindler überzeugte den Lagerkommandanten, dass er die Insassen der Wagen dringend für seine Fabrik benötigte. Nachdem die Wagen aufgebrochen worden waren, wurden dreizehn Erfrorene in ihnen entdeckt, die 107 Überlebenden benötigen medizinische Hilfe und mussten mühsam zum Leben zurückgebracht werden. Keiner von diesen wurde jemals in Schindlers Fabrik eingesetzt. Schindler verhinderte zudem, dass der SS Lagerkommandant die Leichen der Erfrorenen verbrennen ließ, sondern kaufte ein Stück Land, wo er sie nach jüdischem Ritus beisetzen ließ.

In den letzten Kriegstagen schmuggelte sich Schindler zurück nach Deutschland, wo er ohne einen Pfennig ankam. Keiner „seiner“ Arbeiter wurde in der Zeit in dem Lager Emalia geschlagen, starb eines unnatürlichen Todes oder wurde in Todeslager, wie das 60 km entfernte Auschwitz, gebracht.

[Bearbeiten] Nach Kriegsende

Regensburg (Bayern): Gedenktafel für Oskar Schindler
Regensburg (Bayern): Gedenktafel für Oskar Schindler

Die Nachkriegszeit war für ihn weniger erfolgreich. Von November 1945 bis Mai 1950 lebte er in Regensburg. Er ließ sich eine Zeit lang in Argentinien nieder, wo er Tiere (Nutrias) züchtete, deren Felle verarbeitet wurden. Nachdem er seine Farm schließen musste (die Felle wildlebender Nutria waren besser als die gezüchteter), arbeitete er als Handelsvertreter und kam so zurück nach Deutschland. Hier versuchte er sich mit einer Zementfabrik, ging allerdings 1961 wiederum bankrott. Als überlebende Schindlerjuden von seinem Unglück erfuhren, luden sie ihn, der in ständigen Geldsorgen lebte, weil er keinen kommerziellen Erfolg mehr hatte und mit jeder versuchten Unternehmung scheiterte, nach Jerusalem ein. Ab diesem Zeitpunkt lebte Oskar Schindler ein „geteiltes“ Leben: Die eine Hälfte des Jahres verbrachte er in Frankfurt, wo er, verbittert über den kommerziellen und gesellschaftlichen Erfolg zu Zeiten des Dritten Reiches, zurückgezogen lebte, die andere Hälfte des Jahres verweilte er glücklich und zufrieden bei den von ihm geretteten Juden in Jerusalem. Dieses Leben führte Oskar Schindler bis zu seinem Tode 1974. Auf seinen Wunsch hin fand er sein letzte Ruhe auf dem römisch-katholischen Friedhof in Jerusalem. Zwei Jahre vor seinem Tod wurde ihm in der Hebrew University ein Raum gewidmet, in dem ein Buch, das seine Taten schildert und eine Liste mit allen geretteten Juden ausliegt. Einer breiteren Öffentlichkeit in Deutschland und der Welt wurde er aber erst durch Steven Spielbergs 1993 mit sieben Oscars ausgezeichneten Film Schindlers Liste bekannt, der auf dem 1982 erschienenen, gleichnamigen Buch des Australiers Thomas Keneally basiert. In dem Film wird Oskar Schindler selbst von Liam Neeson dargestellt, der dafür eine Nominierung für den Oscar als bester Hauptdarsteller erhielt.

1999 wurde auf dem Dachboden der Wohnung seiner letzten Geliebten Ami Spaeth ein Koffer gefunden. Dieser Koffer enthielt eine komplette Auflistung dessen, was Schindler der SS für Gefälligkeiten erwiesen hatte. Alle Ausgaben für Lebensmittel waren penibel vermerkt. Insgesamt rund eine Million Euro nach heutigem Wert hatte er für die Ernährung, die Bestechungen und die Geschenke ausgegeben.

[Bearbeiten] Ehrungen

„Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt“ – dieser Talmudspruch ist in den Ring eingraviert, den die Juden Oskar Schindler als Geschenk übergaben. Aus echtem Zahngold gemacht, war der Ring am 8. Mai 1945 das einzige, was sie besaßen, um Schindler für ihr Leben zu danken. Am 5. November 1965 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Außerdem pflanzte Schindler 1962 einen Johannisbrotbaum mit seinem Namen in der „Allee der Gerechten unter den Völkern“ von Yad Vashem in Jerusalem.

[Bearbeiten] Filme

Der amerikanische Regisseur Steven Spielberg setzte Oskar Schindler 1993 mit Schindlers Liste, der auf der Biographie von Thomas Keneally basiert, ein filmisches Denkmal. Liam Neeson, der die Rolle Oskar Schindlers übernommen hatte, wurde für seine Darstelltung für den Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert.

[Bearbeiten] Literatur

  • Crowe, David M.: Oskar Schindler: The Untold Account of His Life, Wartime Activities, and the True Story Behind the List, Boulder Colorado, Westview Press 2004, 760 Seiten, ISBN 081333375X
  • Crowe, David M.: Oskar Schindler, Eichborn, 2005. - ISBN 3-82180-759-8
  • Keneally, Thomas: Schindlers Liste, München, Omnibus 1996, 351 Seiten, ISBN 3-570-20297-6
  • Pemper, Mieczysław: Der rettende Weg. Schindlers Liste - die wahre Geschichte, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-455-09493-7
  • Rosenberg, Erika (Hrsg.): Ich, Oskar Schindler. Die persönlichen Aufzeichnungen, Briefe und Dokumente, München, Herbig 2000, 448 Seiten, ISBN 3-7766-2204-0
  • Müller-Madej, Stella: Das Mädchen von der Schindler-Liste - Aufzeichnungen einer KZ-Überlebenden, DTV (September 1998), 278 Seiten, ISBN 3423306645

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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