Karl Scheffler
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Karl Scheffler (* 27. Februar 1869 in Hamburg; † 25. Oktober 1951 in Überlingen) war ein deutscher Kunstkritiker und Publizist.
Scheffler, Sohn eines Malermeisters, war gelernter Malergehilfe, besuchte in Berlin die Kunstgewerbeschule und arbeitete danach von 1895 bis 1906 als Dekorations- und Ornamentmaler in einer Tapetenfabrik. Unglücklich mit diesem Beruf, machte er sich auch keine Illusionen über sein künstlerisches Talent und unternahm autodidaktisch kunsthistorische Studien. In Hans Rosengartens Atelier begann er zu publizieren und schrieb ab 1897 über die Berliner Kunstszene für die renommierte Monatszeitschrift Dekorative Kunst, die Julius Meier-Graefe in München herausgab. Anfangs stand er der Berliner Secession kritisch gegenüber, doch ab 1903 wurde er zu einem leidenschaftlichen Verteidiger des Impressionismus und vor allem Max Liebermanns, über den er 1906 eine erfolgreiche Monographie veröffentlichte.
Nachdem er im Auftrag Liebermanns das Buch Der Deutsche und seine Kunst geschrieben hatte, das eine Polemik gegen eine Schmähschrift des Malers und Schriftstellers Momme Nissen gewesen war, berief ihn Bruno Cassirer zum Chefredakteur der Monatszeitschrift Kunst und Künstler. Den Einfluss, den Scheffler mit der Auflagenstarken Zeitschrift hatte, nutzte er u.a. zu heftigen Angriffen gegen Ludwig Justi, Direktor der Berliner Nationalgalerie und Gründer der Neuen Abteilung im Kronprinzenpalais. Diese öffentliche Auseinandersetzung ist unter dem Begriff Berliner Museumskrieg bekannt geworden. Unter diesem Titel veröffentlichte Scheffler 1921 ein Buch, in dem er Justi, den er anfangs noch unterstützt hatte, hart und polemisch anging. Während Scheffler in der Museumskonzeption modernere Vorstellungen von der Autonomie von Bildern im Museum hatte (er plädierte etwa für weiße Wände als neutralen Hintergrund), vertrat er inhaltlich die älteren Impressionisten gegenüber den Expressionisten, denen Justis Hauptaugenmerk galt. Justi zahlte es Scheffler mit gleicher Münze in der Schrift Habemus papam! zurück und beide nutzten in der Folge ihre jeweiligen Zeitschriften (Justi gab Museum der Gegenwart heraus), um ihren Krieg auszufechten.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde Kunst und Künstler (wie auch Museum der Gegenwart) verboten. Scheffler zog sich aus Berlin nach Überlingen am Bodensee zurück. Von dort aus hielt er zahlreiche Vorträge in der Schweiz und 1944 würdigte ihn die Universität Zürich mit der Ehrendoktorwürde.
Heute ist besonders seine Rolle im Museumskrieg Gegenstand der Kunstgeschichte. Während er bis 1933 maßgeblichen Einfluss auf das Kunstgeschehen seiner Zeit hatte, sind seine Werke darüber hinaus weitgehend ohne Nachwirkung geblieben, da er schon in den 1920er Jahren im Grunde kein Verständnis für die aktuelle Kunst der Expressionisten mehr hatte und die abstrakte Malerei nach dem Krieg noch mehr ablehnte.
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- Der Deutsche und seine Kunst. Eine notgedrungene Streitschrift, 1906
- Max Liebermann (1906)
- Die Frau und die Kunst(1908)
- Kritischer Führer durch die deutsche Nationalgalerie (1911)
- Henry van de Velde (1913)
- Der Geist der Gotik (1917)
- Die Zukunft der deutschen Kunst (1918)
- Berliner Museumskrieg (1921)
- Der Junge Tobias (1927, Lebenserinnerungen mit autobiographischen Charakter in dritter Person erzählt)
- Berlin. Wandlungen einer Stadt (1931)
- Die fetten und die mageren Jahre (1946, Autobiographie)
- Briefe einer Freundschaft, Karl Scheffler-Gerhard Gollwitzer(1933-1951)
[Bearbeiten] Literatur
- Sigrun Paas, ‘Kunst und Künstler’, 1902-1933. Eine Zeitschrift in der Auseinandersetzung um den Impressionismus in Deutschland, Diss. Heidelberg 1976.
- Andreas Zeising: Studien zu Karl Schefflers Kunstkritik und Kunstbegriff. Mit einer annotierten Bibliographie seiner Schriften, Tönning 2006.
- Archiv-Blätter 15 »… das Wort, dem alle Mühe galt: die Kunst«. Karl Scheffler (1869-1951). Zusammengestellt und erarbeitet von Michael Krejsa und Anke Matelowski. Akademie der Künste, Archiv, Berlin 2006
Personendaten | |
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NAME | Scheffler, Karl |
KURZBESCHREIBUNG | Kunstkritiker |
GEBURTSDATUM | 27. Januar 1869 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 25. Oktober 1951 |
STERBEORT | Überlingen |