Kinder Gottes (Neue Religiöse Bewegung)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kinder Gottes ist der alte und bis heute bekanntere Name einer Neuen Religiösen Bewegung, die sich heute Die Familie nennt. Gegründet wurde sie von David Berg in den Vereinigten Staaten. Jetzt wird sie von Karen Zerby, der Witwe David Bergs geführt. "Die Familie" bezeichnet sich selbst als "Zusammenschluss unabhängiger Missionarsgemeinschaften". Die christlichen Kirchen in Deutschland und der Schweiz bezeichnen die Vereinigung als Sekte.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Die "Kinder Gottes" wurden 1968 von David Berg (genannt 'Moses David') in Huntington Beach in Kalifornien gegründet. Die Mitgliederzahl wuchs rasch, die meisten neu eintretenden Mitglieder waren Teenager aus der Hippie-Szene. Die Gruppe wuchs schnell und breitet sich in anderen westlichen Ländern aus, wo "Kolonien" gegründet wurden. Seit 1974 praktizierten die Mitglieder das so genannte "Flirty Fishing", bei der neue Mitglieder durch sexuelle Handlungen gewonnen werden sollen. Für diese Anwerbungstaktik gab es schriftliche Anleitungen. In den Medien wurde die Vereinigung nach Bekanntwerden dieser Praxis mit Prostitution in Zusammenhang gebracht. Nach Angaben der "Familie" wurde das "Fishing" 1987 eingestellt, vor allem wegen der Gefahr der Ansteckung mit Aids. David Berg hatte einen autoritären Führungsstil und kommunizierte mit seinen Anhängern hauptsächlich durch Rundschreiben, die so genannten "Mo Letters", bis er 1994 starb. Von da an übernahm seine Frau Karen Zerby die Führung.
1978 lösten sich die "Kinder Gottes" offiziell auf, etwa ein Drittel der Mitglieder verließ die Vereinigung. Es drohte ein Gerichtsverfahren in den USA. Später nannte sich die Gruppe dann "Family of Love" (Familie der Liebe), kurz "The Family".
In Januar 2005 beging ein früheres Mitglied Ricky Rodriguez, einem Sohne Karen Zerbys und inoffiziellem Adoptivsohn David Bergs, der bereits vor einigen Jahren die Kinder Gottes verlassen hatte, Selbstmord nachdem er seine ehemalige Erzieherin ermordete, was zu erneutem Medieninteresse führte. Viele ehemalige Mitglieder die in "The Family" geboren sind, geben an, dass sie als Kinder sexuell missbraucht wurden. Die "Familie" behauptet zwar dass nach einem Rundschreiben im Jahr 1986 es Erwachsenen verboten wurde Geschlechtsverkehr mit Kindern zu haben, doch laut Angaben ehemaliger Mitgliedern war dem nicht so. David Berg hatte in den späten 70ern mehrere "Mo Letters" geschrieben, die Sex mit Kindern billigten, "solange dies in Liebe geschehe". Als diese kontroversen Schreiben drohten, "Die Familie" in Verruf zu bringen, wurden die Mitglieder veranlasst, jene "MO letters" zu verbrennen, und ein neues Rundschreiben sollte dem Ganzen ein Ende setzen. Trotz Verneinung der "Familie" behaupten bis heute viele junge Menschen, als Kind misshandelt worden zu sein.
Grundsätzlich versucht auch die "Familie", neue Mitglieder zu gewinnen, indem sie diese von den "etablierten" Religionen abwirbt. Zu diesem Zweck sollen die Mitglieder offensiv auf die Mitglieder anderer Religionen zugehen und leitende Positionen in deren Gemeinden übernehmen, um die Lehren der "Familie" getarnt verbreiten zu können. Ende der 1990er Jahre soll die "Familie" insgesamt rund 9.000 Mitglieder gehabt haben, darunter 6.000 Minderjährige.
[Bearbeiten] Lehre
Die offiziellen Ziele der Vereinigung sind die weltweite Evangelisation, die Gründung von Gemeinschaften, die "in brüderlicher Liebe" leben, christliche Erziehung der Kinder und Verkündigung der bevorstehenden "Endzeit". Bei diesem Weltuntergangsszenario werden nach Überzeugung der Anhänger nur die Mitglieder der "Familie" überleben. Die Kinder der Mitglieder besuchen im Allgemeinen keine öffentlichen Schulen, sondern werden privat unterrichtet.
Die frühe Lehre der "Kinder Gottes" sagte z.B. auch aus, dass sexuelle Handlungen, wie auch Petting, ein Teil des "Heils" sei; Mitglieder waren gehalten, durch Geschlechtsverkehr neue Anhänger zu werben. Diese Lehre erregte einiges öffentliches Aufsehen. In späteren Jahren allerdings sagten ihre Anhänger, dass das lediglich eine Taktik gewesen sei, um neue Mitglieder und Geld zu beschaffen. Eine der Stellungnahmen dazu lautet: "Kinder Gottes haben das getan, nicht die Familie".
In der Regel üben die Mitglieder der Vereinigung keinen Erwerbsberuf aus. Nach eigenen Angaben finanzieren sie ihren Lebensunterhalt durch Spenden und durch den Verkauf von Büchern und CDs. Außerdem verliert jedes Mitglied beim Eintritt in die "Familie" seinen gesamten Besitz, der zu Gruppeneigentum wird.
[Bearbeiten] Literatur
- Georg Hirsch: Die Kinder Gottes. Psycho-spirituelle Analyse der Entstehung, Lehre und religiösen Praxis einer Sekte. Hamburg 2002, ISBN 3-8300-0593-8
- Elisabeth Sutter: Die Fäden zog ein Fremder. Aus dem Innenleben einer Sekte. Zehn Jahre bei den "Kindern Gottes" und der lange Weg bis zum Ausstieg. Brunnen Verlag, Basel 2004