Kirchenchor
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Ein Kirchenchor ist ein gemischter Chor, der inhaltlich und meist auch organisatorisch an eine bestimmte Kirchengemeinde angeschlossen ist. Kirchenchöre bestehen in der Regel aus Gemeindegliedern, die ehrenamtlich an der Kirchenmusik ihrer Gemeinde mitwirken wollen. Zu den Aufgaben gehören unter anderem die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten mit Motetten, Kantaten, Messen und anderer Chorliteratur, aber auch geistliche Konzerte, zum Beispiel mit Oratorien. Je nach Ausrichtung ist auch eine Bezeichnung als Kantorei (v. lat. cantare „singen“), Motettenchor, Figuralchor oder Oratorienchor verbreitet. Heutzutage gehören auch Gospelchöre teilweise zu den Kirchenchören.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Geschichte der Kirchenchöre in Deutschland geht zu einem großen Teil auf die Singbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Er löste die reinen Männerchöre aus der Bach-Zeit ab.
[Bearbeiten] Leitung und Struktur
Die meisten Kirchenchöre sind fest an eine Kirchengemeinde angebunden, zumal die Chorleiter meistens bei der Kirchengemeinde angestellt sind und die Gemeinde in der Regel auch den Sachkostenetat (Notenanschaffungen, Werbung, Solistenhonorare) übernimmt. Häufig sind die Leiter von Kirchenchören heute nebenamtliche Kirchenmusiker, bei den Kantoreien und Oratorienchören meist hauptberufliche Kantoren. In den freien Gemeinden wird dieses Amt oft ehrenamtlich versehen.
Dennoch sind viele Kirchenchöre intern in Vereinsstrukturen organisiert. Dies liegt zum einen an der geschichtlichen Entwicklung (siehe Gesangverein), zum anderen soll dadurch der Chorleiter in organisatorischen Belangen entlastet werden.
[Bearbeiten] Verbandsorganisationen
Kirchenchöre haben sich in vielen den Landesverbänden der Kirchenchöre, die in allen evangelischen Landeskirchen Deutschlands bestehen, angeschlossen. Diese wiederum sind zum Verband Evangelischer Kirchenchöre Deutschlands e.V. (VeK) zusammengeschlossen. Dem Verband gehören auch die Chorwerke der Evangelischen Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses in Elsass-Lothringen und in Österreich, der Christliche Sängerbund und der Evangelische Sängerbund an. Insgesamt vertritt der VeK nach eigenen Angaben 250.000 Sängerinnen und Sänger in etwa 9.860 Chören, worunter sich 1.821 Kinder- und Jugendchöre befinden. Anliegen ist die „Förderung des gottesdienstlichen Lebens und der Kirchenmusik“. Der Verband gibt Chorliteratur zum Evangelischen Gesangbuch sowie zu besonderen Anlässen heraus. Die Landesverbände organisieren Fortbildungen und Singwochen für Chorleiter und Sänger. – Die Chöre der deutschschweizer reformierten Gemeinden sind im Schweizerischen Kirchengesangsbund (SKGB) organisiert.
Auf römisch-katholischer Seite existiert der Allgemeine Caecilienverband für Deutschland (ACV).
[Bearbeiten] Literatur
Die Literatur von Kirchenchören ist meistens auf einen liturgischen Kontext bezogen. Eine sehr große Rolle spielen Choral- oder Liedbearbeitungen, die im Wechsel (Alternatimpraxis) oder ergänzend zum Gemeindegesang gebraucht werden. Gebräuchlich sind auch Motetten mit biblischem Inhalt und liturgische Gesänge.
In der Regel singen Kirchenchöre a cappella. Aufführungen mit Orchester im gottesdienstlichen Rahmen sind eher auf katholischer Seite zu finden, bei evangelischen Kirchenchören oder Kantoreien eher als Konzert.
Aufgrund der Nachwuchsproblematik (vor allem in den Männerstimmen) verbreitet sich in den letzten Jahren immer mehr musikalische Gebrauchsliteratur, um dieser gerecht zu werden. So gibt es zum Beispiel Choralsätze für die Besetzung Sopran/Alt/Männerstimme, mittlerweile ist auch geistliche Literatur für Frauenchor erhältlich. Verstärkt ist auch die Tendenz zu beobachten, nach anglikanischer Tradition anstatt eines Orchesters die Orgel als Begleitinstrument einzusetzen.