Klassengesellschaft
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Der Begriff Klassengesellschaft wird verwendet, um deutlich zu machen, dass eine Gesellschaft keine homogene Interessengemeinschaft ist, sondern in verschiedene Gruppen, so genannte Klassen, gespalten ist. Beispiele für Klassengesellschaften sind zum Beispiel die Aufteilung in Sklaven und freie Bürger im antiken Griechenland oder das Kastensystem in Indien oder der Feudalherr als Grundbesitzer auf der einen Seite und der Bauer und Leibeigene auf der anderen Seite im Feudalismus.
Nach der Lehre von Karl Marx ist die kapitalistische Gesellschaft ebenfalls eine Klassengesellschaft. Hier ist die Spaltung allerdings nicht so offen sichtbar wie beispielsweise in der Sklavengesellschaft. Die Spaltung verläuft nicht mehr zwischen Freiheit/Unfreiheit, sondern nun entlang des Gegensatzpaares Kapital/Arbeiterklasse. Die Interessen der Verkäufer von Arbeitskraft (Arbeit) - so Marx - stehen denen der Käufer von Arbeitskraft (Kapital) grundsätzlich antagonistisch entgegen. Diese analytische Grundbestimmung treffe unabhängig vom Empfinden oder Bewusstsein der Einzelnen zu. Die analytische Klasse an sich ist gekennzeichnet durch den Zwang, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, unabhängig ob sie - wie im frühen 20. Jahrhundert verstärkt in der Kultur des Proletariats sichtbar - als Klasse für sich bewusst gemäß ihren objektiven Interessen agiert. Heutzutage ist mit der Ausweitung der (Schein-)Selbständigen, Ich-AGs und durch die Ausgabe von Firmenbeteiligungen an Arbeitnehmer die analytische Grenze zwischen Kapital und Arbeit empirisch immer schwieriger zu ziehen. Wobei die prinzipielle Unterteilung in den modernen Begriffen Arbeitgeber und Arbeitnehmer erhalten geblieben ist. Ein Arbeitgeber verfügt über genügend Geld bzw. Kapital um andere Menschen, den Arbeitnehmer, für sich arbeiten zu lassen. Während der Arbeitnehmer selbst kein oder zu wenig Geld zur Verfügung hat und somit seine Arbeitskraft verkaufen muss.
Der Klassenbegriff ist sozialwissenschaftlich zunehmend diskreditiert worden und wurde von einem Schichtenmodell unterschiedlicher Lebenslagen abgelöst.
Politische Bewegungen, hin zum Sozialismus bzw. Kommunismus, erinnern auch heute noch an die grundlegende kapitalistische Klassenspaltung und versuchen, durch Abkehr von dieser Produktionsweise, die Klassengesellschaft zu überwinden und die klassenlose Gesellschaft zu erreichen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Hal Draper: Karl Marx’s Theory of Revolution. Volume II: The Politics of Social Classes, Monthly Review Press 1979, ISBN 0-85345-439-6
- Chris Harman: Workers of the World – Die Arbeiterklasse im 21. Jahrhundert. Übersetzung aus dem Englischen von Thomas Walter, Edition aurora, Frankfurt am Main, ISBN 3-934536-08-5