Knabenchor
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In einem Knabenchor werden im Gegensatz zu einem gemischt besetzten Chor die Alt- und Sopranstimmen nicht von Frauen, sondern von Knaben gesungen.
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[Bearbeiten] Historischer Abriss
Knabenchöre blicken auf eine sehr lange Tradition zurück. Ihre Wurzeln liegen in Kurrenden und Kapellen (siehe a cappella) des Früh- und Hochmittelalters. Insbesondere in Kirchen übernahmen Knaben die musikalische Gestaltung, da es Frauen oft bis in das 19.Jh. hinein nicht gestattet war, in Kirchen zu singen. Insofern sind heutige Knabenchöre traditionsgemäß in hohem Maße sakraler Musik und dem Musizieren in Kirchen verbunden.
Das Aufkommen gemischter Chöre verdrängte die Knabenchöre allerdings nicht. Im 20. Jahrhundert, besonders in der Nachkriegszeit, wurden viele Knabenchöre neu gegründet. Da sie nicht mehr zwangsläufig für die Ausübung liturgischer Dienste herangezogen werden, ist ein Grund dafür in der musikalischen Ausbildung beziehungsweise dem Wunsch nach sinnvoller Freizeitgestaltung zu sehen.
[Bearbeiten] Knabenchöre heute
Knabenchöre sind entweder ausschließlich mit Sopran- und Altstimmen (wie die Wiener Sängerknaben) oder vollstimmig (SATB) besetzt (wie der Tölzer Knabenchor,der Windsbacher Knabenchor, der Thomanerchor, der Dresdner Kreuzchor, der Knabenchor Unser Lieben Frauen Bremen oder der Knabenchor Hannover). Oftmals wechseln Knaben nach dem Stimmbruch in die Männerstimmen. Bei Bedarf werden noch externe Männerstimmen herangezogen.
Neben traditionellen liturgischen Aufgaben wie dem Mitwirken in Gottesdiensten gehören Konzerte zu den wesentlichen Aufgaben dieser Chöre. Als Teil der großen musikalisch-künstlerischen Szene nehmen sie heute eine Sonderstellung ein. Aufgrund ihres Alters (etwa 9-14 Jahre) befinden sich die Sänger in einem "Frühstadium" künstlerischer Reife. Insofern sind künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten in mancher Hinsicht Grenzen gesetzt. Andererseits bezieht der Chorklang aus den jungen und gerne als rein und klar bezeichneten Stimmen seinen unvergleichlichen und individuellen Reiz.
Die Bedeutung von Knabenchören geht aber weit über ihre musikalische Leistung hinaus. Für die Mitglieder solcher Chöre ist die musikalische Ausbildung und das gemeinsame Musizieren (siehe auch: musikalische Früherziehung und Musikpädagogik) zur Förderung unterschiedlicher Kompetenzen nicht zu unterschätzen.
[Bearbeiten] Ausblick
Ein großes Problem, dem sich Knabenchöre heute gegenübergestellt sehen, ist das Vorrücken des Stimmbruchs. Während bis ins 19. Jahrhundert die Jungen bis zum 17. Lebensjahr und darüber hinaus Sopran oder Alt singen konnten, sank die Grenze bis heute auf das 12.-13. Lebensjahr. Die Konsequenz ist zum einen der Rückgang der singfähigen Besetzung sowie der Verlust von sängerisch langjährig erfahrenen und ausgebildeten Knaben. Zwar scheint das Vorrücken der Stimmbruchsgrenze mittlerweile gestoppt; wie die Zukunft von Knabenchören aus dieser Sicht allerdings aussieht, ist ungewiss.