Kurzes 20. Jahrhundert
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Der Begriff das kurze 20. Jahrhundert ist ein vom Historiker Eric Hobsbawm geprägter Begriff, der der Tatsache Rechnung trägt, dass Jahrhunderte als Einteilung historischer Epochen denkbar ungeeignet sind (da sich historische Ereignisse nicht an Jahreszahlen halten).
Das 20. Jahrhundert wird in diesem Zusammenhang als „kurz“ bezeichnet, da die Zeit bis zum Ersten Weltkrieg dem 19. Jahrhundert noch sehr ähnelte, während der Krieg mit seiner totalen Mobilmachung und noch mehr das Ende des Krieges mit seinen großen Umstürzen (Revolutionen in Russland 1917, in Deutschland und Österreich 1918) eine neue Gesellschafts- und Weltordnung sowie mit dem Untergang der Monarchie in mehreren europäischen Ländern eine politische Neuordnung von Teilen Mittel- und Osteuropas und des Balkans mit sich brachte.
Andererseits ging – mit dem Ende der Sowjetunion 1991 und der bereits seit 1989 erfolgten Öffnung vieler Länder des Ostblocks dem Westen gegenüber – der die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bestimmende Ost-West-Konflikt (Kalter Krieg) zu Ende, so dass davon auszugehen ist, dass mit diesem Zeitpunkt wieder eine neue Epoche begonnen hat. 1989 endete die das ganze Jahrhundert prägende Gegenüberstellung ideologisch geprägter Machtblöcke. Stattdessen treten wieder Großmachtinteressen in den Vordergrund so wie in der Zeit davor.
Da die für das 20. Jahrhundert als charakteristisch angesehene Epoche somit nur circa 75 Jahre umfasst, scheint das 20. Jahrhundert um ungefähr 25 Jahre „zu kurz“. Analog dazu fasst man auch die Epoche von 1789 bis 1914/1918 als Einheit und spricht vom „langen 19. Jahrhundert“. Getrennt werden diese beiden Jahrhunderte durch die sogenannte „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, den Ersten Weltkrieg.
[Bearbeiten] Literatur
- Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, München 1998, ISBN 3423306572