Langes 19. Jahrhundert
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Unter dem langen 19. Jahrhundert versteht man die Phase von 1789 bis 1914/1918. Charakteristisch für diese Epoche ist der Weg in die Moderne, der sich in historistischem Fortschrittsdenken ebenso spiegelt wie in Säkularisierung und Rationalisierung, Nationenbildung, Liberalismus und konstitutioneller Staatsbildung. Ihre theoretische Grundlage findet sie in der Aufklärung, die nun endgültig politische und gesellschaftliche Gestalt annahm. Das 19. Jahrhundert ruht auf den tragenden Eckpfeilern der Industrialisierung, des demografischen Wandels (Auswanderung, Binnenwanderung und Verstädterung sind Massenphänomene), der Durchsetzung des nationalstaatlichen Prinzips, sowie der Verbürgerlichung der Gesellschaft. Wissenschaft und Bildung gewannen an Geltung und wurden breiteren Schichten zur Verfügung gestellt.
In der französischen Revolution hatte das Bürgertum die Vorherrschaft des Adels durchbrochen. Das Ende des langen 19. Jahrhunderts ergibt sich durch die politischen Umbrüche im Gefolge des Ersten Weltkriegs, die sich in einer Demokratisierung, oder Popularisierung niederschlugen.
Da die für das 19. Jahrhundert als charakteristisch angesehene Epoche somit ca. 125 Jahre umfasst, scheint das 19. Jahrhundert um ungefähr 25 Jahre „zu lang“. Analog dazu fasst man auch die Epoche von 1914 bis 1989 als Einheit und spricht vom „kurzen 20. Jahrhundert“. Getrennt werden diese beiden Jahrhunderte durch die sogenannte „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ – den Ersten Weltkrieg.
[Bearbeiten] Literatur
- Franz J. Bauer: Das 'lange' 19. Jahrhundert (1789-1917). Profil einer Epoche, Stuttgart: Reclam 2004, 102 S., ISBN 3-15-017043-5
- Jürgen Kocka: Das lange 19. Jahrhundert. Arbeit, Nation und bürgerliche Gesellschaft (= Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte; Bd. 13), Stuttgart: Klett-Cotta 2002, 10., völlig neu bearb. Aufl., ISBN 3-608-60013-2
- Buchners Kolleg Geschichte ISBN 3766146424
- Michael Stolleis: Der lange Abschied vom 19. Jahrhundert, Berlin: Gruyter 2002, ISBN 3-110-15688-1