Landkreis Neumark (Westpreußen)
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Der preußisch-deutsche Landkreis Neumark in Westpreußen, früher: Löbau, bestand in der Zeit zwischen 1818 und 1945. Er umfasste am 1. Januar 1945 die zwei Städte Neumark und Löbau sowie 94 Gemeinden.
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[Bearbeiten] Verwaltungsgeschichte
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand am 1. Juli 1818 der Kreis Löbau im Regierungsbezirk Marienwerder in der preußischen Provinz Westpreußen. Dieser umfasste meist ländliche Gebiete um die Städte Löbau und Neumark. Das Landratsamt war in Neumark.
Seit dem 3.Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Preußen (nicht: Ostpreußen) und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg i. Pr. Der Regierungsbezirk Marienwerder blieb dabei bestehen. Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Berent am 1. April 1878 wieder Bestandteil Westpreußens.
Nach dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 gehörte der Kreis Löbau als Lubawa zur polnischen Republik. Zum 26. November 1939 erhielt er dann als Folge des deutschen Polenfeldzuges den deutschen Namen Löbau und wurde Teil des neugebildeten Reichsgaus Westpreußen – später Danzig-Westpreußen – im Regierungsbezirk Marienwerder. Am 25. Januar 1940 wurde der Landkreis im Hinblick auf das Landratsamt in Neumark umbenannt. Seit dem 25. Juni 1942 trug der Landkreis den Namen Neumark (Westpr.). Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und wurde danach wieder ein Teil Polens.
[Bearbeiten] Kommunalverfassung
Der Kreis Löbau gliederte sich zunächst in die Stadtgemeinden Löbau und Neumark, in Landgemeinden und selbstständige Gutsbezirke.
Nach der Annexion durch das Deutsche Reich wurde den Städten Löbau (Westpr.) und Neumark (Westpr.) die im Altreich gültige Deutsche Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 verliehen. Die übrigen Gemeinden waren in Amtsbezirken zusammengefasst; Gutsbezirke gab es nicht mehr.
[Bearbeiten] Bevölkerung
Im folgenden eine Übersicht[1] nach Einwohnerzahl, Konfessionen und Sprachgruppen:
Jahr | 1821 | 1831 | 1841 | 1852 | 1861 | 1871 | 1880 | 1890 | 1900 | 1910 |
Einwohner | 23.876 | 27.093 | ? | 37.382 | 43.015 | 50.674 | ? | 52.051 | 54.847 | 59.037 |
Evangelische Katholiken Juden |
2.598 20.837 440 |
3.254 23.225 609 |
5.481 30.953 938 |
7.973 34.146 894 |
9.875 39.656 1.102 |
9.195 42.097 747 |
8.898 45.244 675 |
9.932 48.256 443 |
||
deutschsprachig zweisprachig polnischsprachig |
3.868 - 23.225 |
5.582 - 31.800 |
8.956 - 34.059 |
10.731 722 40.588 |
10.421 482 43.916 |
12.119 653 46.258 |
[Bearbeiten] Ortsnamen
Durch unveröffentlichten Erlass vom 29. Dezember 1939 galten vorläufig hinsichtlich der bisher polnischen Ortsnamen die bis 1918 gültigen deutschen Ortsnamen. Diese globale Rückbenennung war möglich, da noch das gesamte deutsche Kartenwerk für die 1920 an Polen abgetretenen Gebiete (auch) die früheren deutschen Ortsnamen weitergeführt hatte.
Die Anordnung betreffend Änderung von Ortsnamen des Reichstatthalters in Danzig-Westpreußen vom 25. Juni 1942 legte mit Zustimmung des Reichsministers des Innern alle Ortsnamen endgültig in einer deutschen Form fest. Dieses war entweder der Name von 1918 oder – falls „nicht deutsch genug“ – eine lautliche Angleichung oder Übersetzung, zum Beispiel:
- Grodziczno: Grodden,
- Kielpin: Kölpen,
- Krottoschin: Kortensee, Kr. Neumark (Westpr.),
- Löbau: Löbau (Westpr.),
- Lonkorsz: Großlinker,
- Marzencitz: Marnau,
- Neumark: Neumark (Westpr.),
- Rosenthal: Rosental, Kr. Neumark (Westpr.),
- Rybno: Rübenau, Kr. Neumark (Westpr.).
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815–1914. Marburg 1998. S.108